Zehnder Aufftrit.


[159] Roderigo, Torrecuso.


RODERIGO. Die Sache scheinet sehr verdächtig.

TORRECUSO. Euer Excellentz haben zu disponiren / mir aber als einen gehorsamen Diener lieget es ob die Sache vorzubringen.

RODERIGO. Wie kan es möglich seyn, daß meine ärgste Feinde bey mir um Audientz anhalten?[159]

TORRECUSO. So viel jhr Gesichte mit sich bringet / so dürffen sie nicht als Feinde angenommen werden. Ich wolte fast sagen / daß sie wegen einer Wohlthat bey euer Excellentz möchten recommendiret seyn.

RODERIGO. Ich sage nochmahls / es ist sehr verdächtig: Sonderlich weil sie gantz allein jhren Vortrag thun wollen.

TORRECUSO. Es ist keine Gefahr zu befürchten: sie wollen das Gewehr gar gerne von sich geben / und wollen sich auch zum Uberfluß dergestalt besuchen lassen / daß man sie nicht vor Räuber oder sonst vor boßhafftige Leute wird ansehen dürffen.

RODERIGO. Wenn es sich also verhält / so last sie bey uns alleine seyn.

TORRECUSO. Ich bin gehorsam.


Geht ab.


RODERIGO. Ich schwebe zwischen Furcht und Hoffnung / daß die ärgsten Buben von den Rebellen so gar höflich und demüthig um Audienz anhalten. Der Himmel helffe / daß jhr Oberhaupt zum Narren / und das andere Volck zum Sclaven wird.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 159-160.
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