Dritter Aufftrit.


[135] Cyriax. Petronella. Urselchen. Storax.


STORAX. Ich gehe gleich vor dem Hause vorbey: Die Christliche Liebe zwinget mich / daß ich darnach sehen muß / warum die Leute so ein lästerlich Geschrey anfangen.

CYRIAX. Laß mich gehn du Hure!

PETRONELLA. Laß mich gehn du Scheune!

STORAX. Ey ey Herr College, Herr Amts-Bruder / das gibt schlechten Respect. Ich befehle euch im Nahmen eurer gebietenden Obrigkeit / daß ihr gleich von einander gehet.

CYRIAX. O ich will der Obrigkeit gerne gehorsam seyn: Helfft mir nur von dem bösen Volant.

STORAX. Fr. Gevatter / Frau Nachbarin / so höre ich / woran es ligt: Halt Friede / sonst muß ich nocheinmahl von der gebietenden Obrigkeit schwatzen.

PETRONELLA. Des Worts halben will ich was thun. Aber seyd ihr gut davor / daß ich zufrieden bleibe?


Sie springt zurücke.


CYRIAX. Ja du solst zufrieden bleiben / wenn ich dir alle Rieben im Leibe werde zerknirschet haben?

STORAX. Das muß nicht seyn / sonst komme ich mit einer schweren Hand darzwischen.

CYRIAX. Herr College, das werdet ihr nicht thun / daß sich ein rechtschaffener Mann soll schimpften lassen. Denckt doch / wenn eure Frau so eine Comœdie mit euch spielen wolte!

PETRONELLA. Ey die Frau Gevatterin gibt dem Herren nicht so viel Anlaß darzu.

STORAX. Worinne bestehet dann eure Zänckerey?

PETRONELLA. Mein Mägdel ist nun anderthalb Jahr über 14. und hat[135] einen Freyer. Doch dem Raben Vater zu gefallen soll sie noch 10. Jahr warten.

STORAX. Herr College, Herr Gevatter / ist das geschehen?

CYRIAX. Warum hat mir die Frau nicht gute Worte gegeben. Ich hätte doch wohl gewust was ich hätte sprechen sollen.

STORAX. Ihr thummen Leute / müst ihr denn flugs zuschlagen?

PETRONELLA. Was kan ich davor / daß mir der böse Volant ins Gesichte fuhr?

CYRIAX. Ja ich möchte sprechen / was kan ich davor / daß mich die böse Wasser Nixe beym Genicke kriegte?

STORAX. Ihr guten Leute / stehen die Sachen so? Das kan leichte vertragen werden. Bedencket euer liebes Kind. Wenn ihr euch der Hochzeit wegen schlagen wollet / so kriegt die Braut bey meiner armen Treu auch Schläge.

CYRIAX. So sehr wolte ich mein Kind wol auch nicht verwahrlosen.

PETRONELLA. Ja freylich wissen wir nun / über wen wir seufftzen wollen.

STORAX. Nu nu / wir dürffen noch an kein Seufftzen gedencken. Zeit hat Ehre: Wenn alles vergeben und vergessen wird / so wollen wir hoffen / daß dem Kinde nichts wiederfahren soll. Last den Freyer immer in GOttes Nahmen kommen / und was ihr einander gethan habt / das mag vexiererey gewesen seyn.

PETRONELLA. Ich bins zu frieden / wir haben uns mit einander vexieret.

CYRIAX. Ich wäre es auch zu frieden. Nur mein Kopff will nicht ja darzu sprechen.

STORAX. Thuts nur dem lieben Kinde zu gefallen. Der Herr College dort drüben hat auch bey seiner Tochter Freyers-Sorgen: Sprecht ihm mit einander zu / wer weiß was ihr vor gute Gedancken werdet zu wege bringen.

CYRIAX. Was thut ein Vater nicht seines Kindes wegen! Doch Herr College, Herr Amts-Bruder / er wird anderswo von der Vexiererey nicht viel reden.

STORAX. Es ist so viel / als wenn ich was auff unserm Rath-Hause gesehen oder gehöret hätte.

CYRIAX. Nun Urselchen / gehe doch rüber und grüsse den Herrn wenn es ihm gelegen ist / so wollen wir zu ihm kommen.

PETRONELLA. Halt halt ich will dir auch was sagen / wie du zur Frau Gevatter sprechen solst.


[136] Sie gehet mit Urselchen ab.


CYRIAX. Herr College, Herr Gevatter / das mahl thue ichs ihm zu gefallen.

STORAX. Und ich habe euch das zu gefallen gethan. Was hin ist / das ist hin. Wer weiß was vor ein schöner Sonnenschein auf das Ungewitter folgen wird.

CYRIAX. Nun ich muß den Trost annehmen: GOtt gebe allen meinen Tröstern einen frölichen Sonnenschein.


Quelle:
Komödien des Barock. Reinbek bei Hamburg 1970, S. 135-137.
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