Vierte Szene

[47] GRETEL. nach einer Weile.

Da, sieh nur die artigen Kinderlein!

HÄNSEL.

Wo mögen die hergekommen sein?

DIE KUCHENKINDER ganz leise und unbeweglich.

Erlöst – befreit – für alle Zeit!

GRETEL.

Geschlossen sind ihre Äugelein;

sie schlafen und singen doch so fein!

KUCHENKINDER leise.

O rühre mich an,

daß ich erwachen kann!

HÄNSEL verlegen.

Rühr du sie doch an – ich trau mir's nicht.

GRETEL.

Ja, streicheln wir dies hübsche Gesicht!


Sie streichelt das nächste Kind; dieses öffnet die Augen und lächelt.


ANDRE KUCHENKINDER.

O rühr auch mich–auch mich rühr an,

daß ich die Äuglein öffnen kann.


Gretel geht streichelnd zu den übrigen Kindern, die

lächelnd die Augen öffnen, ohne sich zu rühren; endlich ergreift Hänsel den Wacholder.


HÄNSEL Entzauberungs-Gebärde.

Hokuspokus, Holderbusch!

Schwinde, Gliederstarre – husch![47]

DIE KUCHENKINDER springen auf, schließen sich zu einem Ringelreigen um Hänsel und Gretel.

Habt Dank, habt Dank euer Leben lang!

Die Hexerei ist nun vorbei;

nun singen und springen wir froh und frei!

Kommt, Kinderlein, zum Ringelreihn,

reicht alle euch die Händchen fein!

Drum singt und springt,

drum tanzt und singt,

daß laut der Jubelruf durchdringt

den Wald,

und rings erschallt von Lust der Wald.

HÄNSEL UND GRETEL.

Die Englein haben's im Traum gesagt,

in stiller Nacht,

was nun so herrlich uns der Tag

hat wahr gemacht.

Ihr Englein, die uns so treu bewacht

bei Tag und Nacht,

habt Lob und Dank für all die Pracht,

die uns hier lacht.

DIE KUCHENKINDER drängen sich hinzu, um Hänsel und Gretel die Hände zu schütteln.

Habt Dank, habt Dank

euer Leben lang!


Quelle:
Engelbert Humperdinck: Hänsel und Gretel, von Adelheid Wette, Stuttgart 1981, S. 47-48.
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