3. auftritt.

[131] DER ALT NARR nimpt die andren narren, furt sye auff ein ort und spricht zu in.

Nun kummend, lieben narren mein!

Ir müssent meine kinder sein.

Drum merckend eben auff mein synn!

Ich will han, war ich kumb und bynn,[131]

Als, was ich gebiet und heyß,

Das ir dasselbig thund mit fleiß.

Ir zwen gond hyn inn alle gassen,

Inn all wirtzheußer, stuben, strassen,

Inn all heußer, winckeln und ecken

Und lugt, wo ein narren schmecken!

Dieselben bringend mir allsandt!

Dann ir mich zwar vil kostet handt,

Ee dann ich euch mocht zamen lesen;

Binn auch inn manchem land gewesen,

Biß ich ein meyster funden han,

Der euch so artlich giessen kan.

Dasselbig lond geniessen mich

Und schawt althalben fleissigklich,

Wo ir mögt narren zamen dreiben!

Hye will ich ewer warten bleiben,

Yedem lan machn ein kappen an,

Nach dem er sye verdienen kan.

DER ERST NARR.

Ach vattr, wir wolten gern mit willen

Dein gheyß und hott willig erfullen,

Wann du uns nur thetst zeygen an,

Welch wir fur narren solten han.

DER ALT NARR.

1. Nämlich der ein schönes weib hat,

Der weiß und berd wol anstat

Und furt der eeren wol ein kron,

Ist im freuntlich und underthon

Mit wort und wercken, gut und leib,

Welcher an einem solchen weib

Wurt bruchig und einr andren gert,

Der ist einr zwilchin kappen wert.

2. Bringt auch, die sauffen wie ein ku,

Eim yeden wöllen drincken zu!

3. Auch die mit spiln verzern ir zeit,

Der weib und kind offt hunger leit!

4. Deßgleich bergwerck und alchimey,

5. Das seind semlicher händel drey,[132]

Die manchen inn ein kappen bringen,

Von weib, kind, eer und gut verdringen.

6. Auch die vil händel wöllen leren

Und sich mit eim wol mochten neren,

7. Und bringt auch all die mit euch her,

Die sich vil ding berümen ser

Von kriegen, wercken und von wandern

Inn hochteutsch, welschen land und andern!

8. Auch die stetz fluchen, doben, schweren,

Des nachts all ding zu hauffen keren.

9. Auch die nachts graben inn der erden

Nach schätzen, meynen reich zu werden.

10. Auch die dem weydwerck nach wend gand

Und weder zinß noch zehend hand.

11. Die schutzen lond auch nit dahinden,

12. Auch wo ir sternenseher finden

13. Und die, so sich all hoffart fleissen,

14. Auch die stet zurnen, gumpen, beissen,

15. Auch die sich nit wend straffen lon!

Doch sond ir alle massig gon

Der clostermunch und auch der pfaffen.

Wir gwunnen sunst gar vil zu schaffen

Mit in; drumb wend wir müssig gon,

Sye wend nit mit in schimpffen lon.

DER ANDER.

Vatter, wann diß als narren sind,

Wie du uns dann hie hast verkund,

So seind vil narren undern leiten,

Ja mer, dann seidher Adams zeiten.

Ist mir, so hab ich ein erblickt,

Der sich wol zu eim narren schickt.


Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 5, Tübingen 1903, S. 131-133.
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