6. auftritt.

[135] Der ander narr bringt den trincker hynauff; spricht der trincker zum buler.


2. Ach buler, du ellendes thier,

Wann wiltu witzig werden schier?

Ich mag dir warlich nim zuhören,

Das du dich thust so feintlich weren.

Du meynst, du habst keyn narrn bey dier,

Und hast ir dannocht mer dann vier.

Du hast ein leiden, ist nicht kleyn,

Es möcht erbarmen einen steyn.

Du bist gemartert nacht und tag,

Dein leiden nyemandt schreiben mag.

Du suchst offt lieb, da keyne ist;

Dann bulschafft steckt vol arger list.

Du legst offt liebe auff ein weib.[135]

Ein andrer legt auff sye den leib.

Z hofieren gost manch harten ganck,

Ein kammerlaug wurt dir zu danck.

Hast schon ein schlussel zu der thur,

Ist doch inwen der rigel fur.

So zeuchst dann hyn, als hetst dich bschissen.

Hast irs am andern tag verwissen,

So wills gantz nichts hören darvon;

Sye spricht zu dir, die magt habs thon,

Und thut, samm sey es ir vast leyd;

Also steckst erst im narrenkleyd.

Kumpst du die ander nacht herwider,

Mit steynen wirfft man zu dir nider.

Dann thust mit schand von dannen wandern;

So ligt dein lieb bey einem andern,

Dem thuts, was er an sye begert,

Du lauffst im dreck und bist unwert.

Also drabst umb im regn und kot

Und bedrebst dich wie ein unflot.

Nochdannt der narr dich also sticht,

Wann sye ein gut wort zu dir spricht,

Dann bist ein narr hernach als vor

Und dreyst erst zwifachs narrenor

Und glaubst, sye sey gantz stet und frumb.

Dann bist ein narr stet umb und umb

Und meynst, du habst ein hirschen gfangen,

So bist du mit eim fuchs behangen.

Dann bist erst ein leibeygner knecht,

Was sye nur thut, das ist als recht;

Was sye dich heyßt, das thust du gern;

Was sye dich bitt, thust du sye gwern;

Als, was sye fordert, gist du ir;

Was sye verbut, das last du schier;

Winckt sye dir, kumpst du zu ir bald;

Drawt sye dir, trurig wurt dein gstalt;

Lacht sye dich an, du must dich frewen;

Sicht sye sauer, du must dich scheyhen;

Hast du nymmer, du bist schabab.[136]

Im ist also, wie ich gsagt hab.

Darumb gib dich nur willig drein,

Ein narr must ewigklichen sein.


Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 5, Tübingen 1903, S. 135-137.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Aristophanes

Die Wolken. (Nephelai)

Die Wolken. (Nephelai)

Aristophanes hielt die Wolken für sein gelungenstes Werk und war entsprechend enttäuscht als sie bei den Dionysien des Jahres 423 v. Chr. nur den dritten Platz belegten. Ein Spottstück auf das damals neumodische, vermeintliche Wissen derer, die »die schlechtere Sache zur besseren« machen.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon