87.

Ein junger gesell schlug sein braut vor der kirchen in das angesicht.

[115] Zu Pfortzheim was ein junger gesell, der hatt ein schöne tochter zu einem weib genomen. Als nun der tag kam, das sie solten zu kirchen gon, lud er vil eerlicher leut zur hochzeit. Auff die ward ein gutes mal zugericht, wie dann gemeinlich an allen orten brauch unnd gewonheit ist. Des morgens fürt man sie zu der kirchen mit pfeiffen und trumen, und was alle freud da. Als nun der priester under die kirchthür kam, die braut wolt einsegnen, sahe er die braut gar schamperlich mit lachendem mund an, bewegt sie damit, das sie auch lachen ward. Diß sach der breutgam, meinet, der pfaff hett etwas kuntschafft zu der braut, die doch ein frume eerliche tochter was. Der breutgam aber on alle weiter erfarnis zucket die faust, schlug die gut braut ins angesicht, das sie zu der erden fiel; dardurch alle umstender, die so zu der hochzeit geladen waren, inn verwunderen kamen, auch der unzucht des breutgams wenig gefallens hatten.

Dise geschicht kam bald für die herschafft; die gab billichen und ein rechten befelch, das man die frummen biderleüt solt, die zu der hochzeit geladen waren, in die herberg füren, darin die malzeit bereit was; und aber sobald dis geschehen, solte man den breutgam in thurn fieren und sein hochzeit darin haben lassen. Darinen er dann etlich wochen hernach sein zeit vertreiben must, das dann auch sin verdienter lon was.

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 115.
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