98.

Ein tröscher falt von einem kornstock.

[125] In einer schewren waren etlich tröscher bey einander, so ein gemein verding angenummen hatten, den gantzen winter zu tröschen. Es begab sich auff einen tag, das sie auffwanneten und yetzund wider anlegen solten. Der ein under in stig zu obrist auff den kornstock und warff garben rab auff das thenn. Wie er aber die schantz hat übersehen, ist er von oben herabgefallen auff die garben, so er zuvor rabgeworffen hat, darvon im gar weh beschehen. Seine anderen gesellen erschracken des fals ser übel, lieffen hinzu, meinten, er wer den hals gar abgefallen. Dem guten kerle was jetzund die[125] omacht wider vergangen unnd zu im selb kumen. Als er auffblicket und seine gesellen ersicht, hebt er an mit lauter stimm zu schreyen: ›O mort! Lieben gesellen, lauffen bald, bringen schlissel har und brechend mir das maul auff!‹ Der gut schweis meint, im wer das maul zu, und schruw doch, das es in der gantzen schewren einen schall gab.

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Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 125-126.
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