Achter Auftritt.

[104] ANTHUSA kommt zurück.

Welcher Frevel! Warum zerren

Diesen wohlgelaunten Jüngling

Sie mir fort? – Mir fort? – Was sagt' ich!

Weh, Anthusa! – Hat der Erste,

Den du sahst, dein Herz besiegt?


Sinnend.


Ahnungsvolle Triebe wachten

Plötzlich in mir auf. Er war so

Sicher seines Ziels, so glühend.

Und in mächtiger Bewegung

Schwoll mein Leben ihm entgegen.

Schwach nur wehrt' ich mich, schon kostend

Sieg in naher Niederlage.


Nein, ich muß mich besser hüten.

Weigern muß ich mich, versagen,

Wenn mir je ein andrer naht.


Weigern? Um zurückzuweisen

Unbarmherzig jede Werbung? –

Nimmermehr! Gesteh's, Anthusa,

Du auch suchst fortan die Liebe,

Du auch suchst des Weibes Los.

Doch erobert willst du werden,

Willst die Kraft des Freiers schwellen[105]

Durch den Widerstand, daß kämpfend

Er sein Recht auf dich behaupte

Gegen eine Welt von Feinden,

Nicht wie dieser schwache Jüngling

Sich so leicht vertreiben lasse.


Aufblickend.


Dort – was seh' ich! Wieder einer!

Wär' es unsrer Fürstin Bote?

Nein! So groß und düster schreitet

Keiner, der in fremdem Auftrag

Seine Glieder regt. Gewaltig

Scheint mir dieser und ein Held.


Sie verbirgt sich.


Quelle:
Josef Victor Widmann: Maikäfer-Komödie. Frauenfeld [o.J.], S. 104-106.
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