[287] Lady Suffolk. Die Vorigen.
LADY JOHANNA gen Himmel schauend.
O stärke mich! –[287]
LADY SUFFOLK.
Ich lag und weint', und flehte zu den Füssen
Der Königin, als Gardiner hereintrat,
Und deine Antwort brachte! – O mein Kind,
Mein theures Kind! Wie donnerten die Worte
Von seinem Mund in mein erstarrtes Herz! –
Und willst du sterben? – Aber – ach! Bedenke,
Dass mein Verhängniss mir den Trost versagt,
Mit dir zu sterben! – Ach! die grausame Maria
Zwingt mich zum Leben! Himmel! Welch ein Leben,
Wenn Du, wenn Guilford, wenn dein Vater, alle
Rings um mich her gefallen sind! – Johanna,
Schau her! O wende deine holden Blicke
Auf deine Mutter! Kannst du die, die dich
Mit Schmerz gebar, die dich in ihren Armen,
An ihrer Brust erzog, die dich den Stolz,
Die Wonne ihres frohen Lebens nannte,
O! Kannst du, kannst du sie so elend machen?
Sieh mich zu deinen Füssen! Lass mich nicht
Vergebens flehn! Erbarme dich, Johanna,
Der unglückseligsten der Mütter! – Lebe!
Ach! lebe, dass ich nicht das Licht verfluchen müsse –[288]
LADY JOHANNA.
O meine Mutter! – O das ist zu viel!
Mein Herz erliegt im innerlichen Kampfe –
Es bricht –
Sie sinkt beinahe ohnmächtig in ihrer Mutter Arme, und wird auf einen Lehnstuhl gebracht.
LADY SUFFOLK.
O Gott! Sie stirbt, sie stirbt! O Engelsseele!
Verweile noch –
SUFFOLK.
Du siehest Ihren Kampf!
Die folgt der Lehre, die ihr Meister gab,
Und liebt nur Gott noch mehr als Eltern und Gemahl.
Ach! Könnte sie, ihr – zärtlichs frommes Herz
Verzöge keinen Augenblick, uns alle
Durch ein erfreuend Ja aufs neue zu beleben!
O flieh, Geliebte! deine Gegenwart
Erschöpfet nur den schwachen Rest vom Leben,
Der noch in ihren Aderen glimmt.
LADY SUFFOLK.
Ich gehe,
Die Königin um meinen Tod zu flehen.