Vierte Scene.

[308] Die Vorigen. Ein Officier.


DER OFFICIER ZU GUILFORD.

Verzeihet, Mylord! – Ach! Mein Mund vermag

Nicht auszusprechen, was ich sagen soll!

GUILFORD.

Nun bin ich glücklich! Himmel, habe Dank!

Der Tod ruft mich zuerst!

LADY SUFFOLK.

O Sidney, führe mich von dieser Scene!

Ich bin zu schwach sie auszuhalten –[308]

LADY JOHANNA.

Nur noch das letzte Lebewohl, nur noch

Den letzten Dank, mit diesem Kuss der Liebe!


Sie umarmt Lady Suffolk.


GUILFORD.

Nur noch von diesen mütterlichen Lippen

Den letzten Segen, zärtlichste der Mutter!

LADY SUFFOLK.

Der Himmel thut schon über euch sich auf!

O segnet mich! – Mich, die ihr hier im Elend

Zurücke lasst. – O meine – meine Tochter –

Und du mein Sohn! lasst eure letzten Seufzer

Für mich zum Himmel flehn! –


Lady Suffolk geht ab.


GUILFORD.

Nun bin ich glücklich!

Ich eile vor dir her! Umarme mich, Geliebte!

Aus diesen Armen schwingt sich nun mein Geist

Den Serafinen zu, die, im Triumfe

Dich einzuholen, aus des Himmels Pforten

Zu Myriaden strömen, und, mit Thränen[309]

Der himmlischen Entzückung, deinen Tod

Betrachten werden! – Dort, in ihren Armen

Erwart ich dich! – Du weinst! du Göttliche! –

Bald bin ichs werth mit solcher Zärtlichkeit

Von dir geliebt zu seyn!

LADY JOHANNA.

Die Thränen, die ich weine,

Sind lauter Wonne! – Nur noch Augenblicke

So folg ich dir!


Guilford geht mit dem Officier ab.


Quelle:
Christoph Martin Wieland: Sämmtliche Werke. Supplemente Band 4, Leipzig 1798, S. 308-310.
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