Vierter Auftritt

[211] Krodenow kommt durch die Mitte; bleibt stehen. Die Mitteltür bleibt offen.


KASIMIR. Warst du bei Herrn von Quitzow?

KRODENOW. Aufzuwarten, gnädiger Herr.

KASIMIR. Kommt er?

KRODENOW. Vielleicht, gnädiger Herr.[211]

OTTO. Was soll das heißen? Hast du ihn herbestellt?

KRODENOW. Aufzuwarten, gnädiger Herr.

OTTO. Na was sagte er?

KRODENOW. Ein paar Maulschellen hat er mir gegeben.

OTTO. Ha!


Bewegung unter den Anwesenden.


KASIMIR. Ein paar – was?

OTTO. Geschlagen hat er unsren Boten!

KRODENOW. Und »er ließe sich von niemand nich bestellen«, hat er gesagt.

OTTO. Hat er gesagt.

KRODENOW. Ja »und der Deibel sollte jeden holen, der ihm was befehlen wollte, und wenn's der Kaiser von Afrika wäre«.

BARBARA. Hahaha!

OTTO fährt auf. Wer lacht da?

BARBARA. Ich war so frei.

OTTO. Ah so – Ihr?

KASIMIR. Das finde ich sehr ungehörig von Herrn von Quitzow.

OTTO geht auf und ab. Ach was, ungehörig! Frech! frech! frech! Was ist denn dieser Herr von Quitzow? Ein Habenichts aus der Mark![212]

BARBARA. Und der größte Kriegsmann seiner Zeit.

OTTO. Wir hätten Straußberg auch ohne ihn bekommen!

BARBARA. Warum habt Ihr nicht?

OTTO bleibt vor ihr stehen. Nehmt Ihr Partei wider fürstliches Geblüt? Ihr nennt Euch doch eines Königs Tochter? Aber freilich – man weiß –

BARBARA. Was weiß man?

OTTO. Wie Ihr zu Eurem Vater gekommen seid.

BARBARA fährt auf. Hütet Euch!

KASIMIR. Mein Herr Bruder – ich bitte. – Aber was beginnen wir nun?

BRIESEN. Gnädiger Herr, wir können auch ohne den Quitzow Kriegsrat halten.

SCHWERIN. Der Meinung bin ich auch.

BARBARA für sich. Fragt sich nur, wie weit Ihr kommt.

KASIMIR. Also fangen wir an. Straußberg haben wir nun.

SCHWERIN. Straußberg haben wir.

KASIMIR. Und es ist leichter gegangen, als ich dachte. Diese Brandenburger sind keine gefährlichen Leute, wie mir scheint.[213]

OTTO. Elendes Gesindel! Darum schlage ich vor: nach Berlin!

KASIMIR. Was sagen die Herren?

BRIESEN. Berlin ist eine starke Stadt.

OTTO. Ach was! Ich will den Berliner Bären an die Kette legen und auf den pommerschen Jahrmärkten Purzelbäume schlagen lassen.

KASIMIR. Hahaha – sehr gut.

SCHWERIN. Gnädiger Herr, ich meine, es kommt zunächst drauf an, daß wir die Ukermark bekommen.

OTTO. Die Ukermark! Die bleibt uns sowieso.

BARBARA. Habt Ihr sie denn schon?

OTTO. Prenzlau haben wir; fehlt bloß noch Angermünde. Das holen wir uns wie die Butter aufs Brot.

BRIESEN. Es hat Mauern und Türme.

OTTO. Und wir haben Leitern. Ich bleibe dabei: nach Berlin. Wenn wir Berlin haben, können wir die Mark wie einen alten Käse austeilen.

BARBARA. Schneidet Euch nur nicht in die Finger dabei.

OTTO. Hier wird Kriegsrat gehalten, daß Ihr's wißt! Das ist eine ernste Sache!


Quelle:
Ernst von Wildenbruch: Gesammelte Werke. Band 9, Berlin 1911–1918, S. 211-214.
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