[262] Dietrich Schwalbe kommt von links.
GERTRUD. Waret Ihr bei ihm? Habt Ihr ihm gesagt –?
SCHWALBE schüttelt den Kopf. Ja – aber es is nichts.
GERTRUD. Er gibt meinen gefangenen Mann nicht frei?
SCHWALBE. Nein.
GERTRUD. Habt Ihr gesagt, daß ich um Gehör flehe?
SCHWABE. Ja – aber er will nich.
GERTRUD faßt sich plötzlich ans Herz, wankt. O, mein Gott! O, mein Gott!
AGNES beugt sich über sie. Mutter! Mutter!
SCHWALBE. Wenn der einmal nein jesagt hat – denn kann der Deibel von unten und der Herrjott von oben kommen – sie kriegen's nich fertig, daß er ja sagt.
GERTRUD. Kein Erbarmen! Keine Rettung! Keine Hoffnung!
SCHWALBE. Geht man nach Haus jetzt; da is nichts zu machen.[262]
GERTRUD. Und das ist alles, was Ihr übrig habt für eine verzweifelnde Frau? Und wann werden wir ihn wiedersehen?
SCHWALBE. Das weiß ich nich.
GERTRUD. Wie lange soll er liegen dort unten im gräßlichen Loch? Wann werdet Ihr ihn freigeben?
SCHWALBE. Das weiß nur Dietrich Quitzow und niemand sonst.
GERTRUD steht auf. Gott im Himmel, Gott! Sind das die Menschen, die du geschaffen? Sind das Herzen im menschlichen Leib?
AGNES fällt ihr um den Hals. Ruf' nicht zu Gott, Mutter! Er hat ihn vergessen und uns; wir werden den Vater nie wiedersehen! Niemals!
GERTRUD. Agnes, wenn du wahr sprächest!
Tiefe Pause. Man hört das Schluchzen der beiden Frauen.
SCHWALBE nach dem Hintergrund. Da draußen kommt jemand, seht zu, wer es is.
Einer von den Knechten öffnet die Mitteltür.
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