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[297] Henning Stroband, Gertrud Wins kommen von rechts aus dem Hause, bleiben vor der Haustür stehen.
STROBAND. Das ist also 'ne abgemachte Sache, Frau Trude, daß Ihr bei uns bleibt mit Eurer Agnes, bis Thomas Wins, Euer Mann, wieder frei ist. Mein Haus habt Ihr gesehn, und das hier ist mein Garten; groß ist alles beides nicht, aber Platz genug hat's für Euch und uns. Hat sich auf die Steinbank gesetzt.
GERTRUD. Wär's das allein, Henning Stroband – klein ist auch das Herz des Menschen, und hat doch Raum für das Erbarmen – und das ist das Größte.
STROBAND. Darüber nur keine Worte; wo das Herz gesund ist, wächst die Barmherzigkeit von selbst, und Gesundheit ist kein Verdienst.
GERTRUD setzt sich seufzend neben ihn. Aber Sorgen sind Krankheit und der Kranke fällt dem Gesunden zur Last.[297]
STROBAND. Habt Ihr's nicht selbst erfahren und erlebt, daß unser neuer Markgraf sich Eures Mannes annehmen will?
GERTRUD. Ja, Henning Stroband, seit ich den Mann gesehen, kann ich wieder an Gott glauben.
STROBAND. Und wollt so wenig auf Gott vertrau'n?
GERTRUD drückt seine Hand. Ach – denkt nicht, daß ich undankbar bin.
STROBAND. So ist's noch was anderes, was Euch Sorge macht?
GERTRUD. Daß ich es sagen muß – ja.
STROBAND. Und Ihr wollt nicht sagen, was es ist? Gertrud schweigt in innerlichem Kampf; Stroband blickt nach links. Aber wenn ich's errate? Es ist um die, die dort kommt? Um Eure Agnes?
GERTRUD. Kommt sie?
STROBAND. Ja, mit meiner Rieke.
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