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1860
6. Februar: Bruno Wille wird in Magdeburg geboren.
Seine Jugendzeit in Magdeburg, Tübingen und Aachen beschreibt er in dem Roman »Glasberg« (Berlin 1920).
1881–1884
Studium der Theologie, Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften in Bonn und Berlin.
Während seiner Studienzeit in Bonn Beschäftigung mit dem Marxismus.
1885–1886
Hauslehrer in Bukarest; Reise in die Türkei nach Konstantinopel und Pergamon.
1886
Im Berliner Verein »Durch« (1886–1889) kommt Wille in Kontakt mit den Naturalisten Carl und Gerhart Hauptmann, den Brüdern Hart, mit Johannes Schlaf, Arno Holz, Wilhelm Bölsche und John Henry Mackay.
1888
Er promoviert über Thomas Hobbes.
Er gründet den politisch ausgerichteten »Genie-Convent« und den »Ethischen Club«.
1889
Wille ist Sprecher der freireligiösen Gemeinschaft Berlin, Hilfsredakteur bei den von Georg Ledebour redigierten »Demokratischen Blättern«, Redner auf Gewerkschaftsversammlungen und vor Arbeiterbildungsvereinen und hauptberuflich Religionslehrer in der »Freireligiösen Gemeinde«.
1890
Er zieht in den Berliner Vorort Friedrichshagen, wo sich noch mehr großstadtmüde Intellektuelle versammeln. Dort ist er Mitglied im »Friedrichshagener Dichterkreis«, der das Ende der naturalistischen Bewegung bezeichnet. Dazu gehören auch Richard Strauss, Otto Erich Hartleben, Wedekind und Strindberg. Das Ziel, das arbeitende Volk an Kunst und Literatur teilhaben zu lassen, verwirklicht Wille mit der Gründung der »Freien Volksbühne«, deren Organisationsschema und Abonnementsystem sich in den Grundzügen über ein Jahrhundert erhalten wird.
1892
Wille ist Leiter der Zeitschrift »Der Freidenker«.
Nach Auseinandersetzungen mit der SPD scheidet er mit einigen Freunden aus der Partei und gründet die »Neue freie Volksbühne«, die in den ersten Jahren neben ihm selbst auch von Ludwig Jacobowski, Gustav Landauer, Fritz Mauthner, Emil Lessing und Max Dreyer geleitet wurde.
1894
»Philosophie der Befreiung durch das reine Mittel« (Berlin).
»Einsiedler und Genosse« (Berlin).
1897
Mehrfach gerichtlich belangt, wird er in Wien wegen Religionsstörung und Verbreitung von Unglauben arretiert.
1900
Gründung des »Giordano-Bundes«.
1901
Gründer der »Freien Hochschule« mit Wilhelm Bölsche in Berlin.
Wille stellt in den »Offenbarungen des Wacholderbaums« (2 Bände, Leipzig) die Philosophie Giordano Brunos als mystische Natur- und Lebenslehre dar.
1903
»Die Christus-Mythe als monistische Weltanschauung« (Berlin).
1908
»Der heilige Hain« (Jena)
1909
Mit seinem Roman »Die Abendburg« (Jena), entfernt sich Wille von seinen naturalistischen Anfängen.
1914
»Das Gefängnis zum preußischen Adler« (Jena).
1920
»Aus Traum und Kampf. Mein 60jähriges Leben« (Berlin).
1928
4. September: Wille stirbt auf Schloß Senftenau bei Lindau.
Posthum erscheinen seine »Gesammelten Werke« (hg. von Emmy Wille, 3 Bände, Pfullingen 1929–1930).
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