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[180] Neben bisher ungedruckten Gedichten enthält »Der heilige Hain« eine Auslese aus meinen Büchern »Einsiedler und Genosse« (Verlag von S. Fischer, Berlin), »Einsiedelkunst aus der Kiefernheide« (Schuster und Löffler, Berlin), »Offenbarungen des Wacholderbaums, Roman eines Allsehers« (E. Diederichs, Jena). Die Lieder der »Abendburg« klingen in der Mundart des dreißigjährigen Krieges und im Sinne eines Suchenden, der sich von Schatzgräberei und Alchymie zum Bereiten des innerlichen Goldes bekehrt.
Die Zusammenstellung meiner Gedichte soll nicht bloß des Verfassers Persönlichkeit kennzeichnen, sondern unserm Zeitalter etwas von dem bieten, was der Titel andeutet. Der heutigen »Kultur«, die im Wesentlichen eine äußerliche ist, auf Bewältigung und Ausbeutung der Materie gerichtet, möchte ich eine innerliche Bildung gegenüberstellen. Aus den wüsten Steinhaufen unserer Städte, aus Unnatur und Unwahrheit, aus erschöpfender Frohn und Hast, aus Sinnentaumel und Zerstreuung kann uns die Sehnsucht retten in den Hain, wo Genußsucht und Ichsorge durch Andacht und Liebe abgelöst werden, wo Baum und Fels, Wellen und Wolken unsere Geschwister sind, wo wir kindlich vertrauen dem gemeinsamen Urquell und sei nem Schöpfersinn, und wo der Schönheit Gesichte Kraft spenden, der Menge Qual zu lindern und den Erlöser in uns zu wecken. Möchte der Hain mit seinem Rauschen manche Menschenseele locken, die nach Trost und Heil verlangt!
Bruno Wille
Friedrichshagen b. Berlin, November 1908