Das fünfte Abenteuer

Die Gräfin vom Böhmerschloß


[119] Zu den kostbaren Lehren, die ich von Waldhäuser vernommen, gehört auch eine, für die mein ganzer Lebensgang Zeugnis ablegt, und die gleich am Tage, so auf die nächtliche Meditation folgte, eine traurige Bestätigung fand. Im Anschluß an des Evangelisten Predigt »Im Anfang war das Wort« hatte Waldhäuser gesprochen: »Vergiß niemals, mein Kind, daß durch alles Erschaffene hindurch eine Folgerichtigkeit waltet, vor der es kein Entrinnen gibt. Stellest du ein Ding an die Sonne, so wirft es Schatten, und wenn es regnet, wird's naß. Toren wähnen, ihnen werde Fortuna gestatten, den Folgen auszuweichen. Es muß halt jeder auf sich nehmen, was er angerichtet hat. Wie die Saat, so die Ernte, und wer Wind säet, erntet Sturm.« In Waldhäusers Friedensreiche hatte ich schier vergessen, wie närrisch ich es getrieben, und mich in den Wahn gelullt, die Folgen seien vermeidbar.

Wie ich andern Tages das Haus verließ, um einen Gang für Waldhäuser zu tun, der in aller Frühe seine Patienten aufgesucht hatte, trat ein Soldat zu mir und sprach, ich solle allsogleich zum Herrn Grafen Slawata kommen, der eine wichtige Sache mit mir zu besprechen habe. Da ich vermeinte, der Graf sei ein Patient, so meine Pillen und Morsellen begehre, folgte ich dem Soldaten in des Grafen Palast.

In einem Gemache, das wie eine Kanzlei aussah, saß ein fürnehm gekleideter Herr ergrauten Bartes, und bei ihm war ein Dominikanermönch. Der Herr winkte mir und suchte seinem frostigen Gesicht einen freundlichen Ausdruck zu geben. »Ist Er Johannes Tilesius, der Gold machen kann?« – Nicht ohne Bestürzung versetzte ich: »Mein Name lautet also. Was aber die Goldmacherei betrifft, so geht es mir wie andern Alchymisten: es kommt ein Stündlein, da gläubet man, mächtig wie der Herrgott zu sein, und gleich hernach[120] ist man, was man war, ein armer Narre.« Da hielt der Herr in seiner Hand jene Silberkapsel empor, die ich Susannen geschenkt. Verlegen gab ich zur Antwort: »Das eine Mal nur ist mir die Goldmacherei gelungen; aber was eine zufällige Konstellation der Umstände vermochte, hab ich mit Fleiße nie wieder zustande gebracht.« – Kühl entgegnete der Graf: »So muß Er halt probieren, die Konstellation aufs neue herauszubringen. Habe vernommen, daß Er beim Mediko Waldhäusero seine Zeit mit Krankenbesuchen verliert, anstatt im Laboratorio dem König der Metalle zu huldigen. Wohlan, ich will Ihm zu einem würdigeren Amte verhelfen. In meine Dienste soll Er treten und ein prächtig Laboratorium haben. Wenn er dann aufs neue zustande bringt, was Ihm schon einmal gelungen, wird Er im Golde schwimmen können. Das ist eine Aufgabe würdiger, als die Waldhäuserei. Dieser Lumpenkurierer bringet Ihn vom rechten Wege ab.« – »Nicht doch! Herr Graf!« eiferte ich; »vielmehr hat mich der Waldhäuser auf den Weg der Wahrheit gebracht, und den möcht ich nicht verlassen. Drum wolle mir der Herr erlauben, daß ich seinen Antrag, so ehrenvoll er ist, mit schuldigem Respekt ablehne und mich wieder zu meinem Meister begebe.« Der Graf warf mir einen stechenden Blick zu und wandte sich zum Dominikaner: »So redet Ihr mit ihm, hochwürdiger Pater!«

Nun richtete sich der Mönch herrisch auf, zog die Brauen zusammen und heftete auf mich jenen Blick, mit dem die Viper ihr Opfer lähmet. Zischend sprach er: »Was in Güte nicht geht, das muß Strenge ausrichten. So gebe ich Ihm denn zu bedenken, daß Er nicht bloß ein Ketzer ist, sondern sogar ein Zauberer. Keine Widerrede! Wir haben Zeugen. Denk Er an den Doktor Giacomini!«

Wie vom Donner gerührt, trat ich einen Schritt zurück: »Der Giacomini will gegen mich zeugen? Und hat doch selber die Zaubersuppe bereitet!« Abwehrend unterbrach mich der Mönch: »Was der Giacomini getan, kommet nicht[121] in Betracht. Der Giacomini ist Zeuge, nicht Angeklagter. Johannes Tilesius ist der Zauberei beschuldigt und hat der Jungfer Susanne vom Wirtshaus zur Äpfelkammer eingestanden, daß Er vor Jahren Zauberei getrieben.«

Krampfhaft zuckte mein Herz, da ich vernahm, daß Susanne mich verraten hatte, und ich gab alle Renitenz auf. Triumphierend betrachtete mich der Pfaff und verzog das Gesicht zu einer tückischen Freundlichkeit. »Nun Er weiß, was Ihm widerfahren kann, wird Er kirre sein und des Herrn Grafen Antrag annehmen. Tut Er das, so soll Ihm christliche Milde werden, und im Dienst der Kirche mag Er seinen Frevel sühnen. In diesen Zeitläuften, wo die Höllenschlange sich gegen den göttlichen Menschensohn aufbäumet, muß die heilige Kirche streitbar sein und bedarf dazu der mächtigsten Waffe dieser Welt, des Goldes. Drum frisch ans Werk, Herr Goldmacher, verstanden?« Da ich wie vernichtet in Schweigen verharrte, lächelte er spöttisch und scherzte mit sich selber: »Ei ja, warum soll man Zauberer nicht in den Dienst der Kirche nehmen? Hat nicht der Heilige Wolfgang den Teufel gezwungen, ihm die Steine herbeizukarren, draus eine Kapelle werden sollte?«

Wieder im herrischen Ton wandte sich der Dominikaner zu mir: »Sofort hat Er sein Amt anzutreten. Man wird Ihn ins Laboratorium bringen. Was Er an Stoffen und Werkzeugen benötigt, mag Er bei mir bestellen, falls Er es nicht vorfindet. Eine Bibliothek stehet Ihm zur Verfügung. An gutem Essen und Trinken soll es nicht fehlen. Aber das sage ich Ihm: wenn heuer das Laub von den Bäumen fällt, muß Ihm die Transmutatio Metallorum gelungen sein. Zum Abschied noch den Rat, sich diesem Soldaten nicht zu widersetzen, der Ihn ins Laboratorium bringen wird. Laß Er sich jetzo die Hände fesseln.«

Entsetzt blickte ich nach dem Soldaten, der einen Strick in der Hand hielt und Miene machte, ihn anzuwenden. Ich stürzte zum Fenster und schrie aus voller Kehle: »Hilfe![122] Hilfe!« Aber da hatte mich der Soldat auch schon gepackt, blitzschnell meine Hände gefesselt und einen Knebel in meinen Mund gezwängt, daß mir das Schreien verging. Gebieterisch streckte der Mönch den Arm nach der Tür, und der Soldat zerrte mich fort. Ich mußte neben ihm die Treppe hinuntergehen und in einem Wagen, so im Hofe mit Pferden bespannt unser harrte, an seiner Seite Platz nehmen. Gleich darauf fesselte mir der Soldat auch die Füße und verband meine Augen. Die Wagentür ward zugeschlagen, und wir fuhren eilig ab.

Außerstande, mir zu helfen, ergab ich mich in mein Schicksal. Daß wir die Moldaubrücke passierten, verriet das Rauschen des Flusses, dann ging es bergan. Als kein Laut von Menschen mehr, nur Wipfelsäuseln zu vernehmen, tat der Soldat das Tuch von meinen Augen und erlöste mich vom qualvollen Knebel, wofür ich ihm meinen Dank sagte. Nachdem wir eine Stunde durch Wald gefahren waren, wurden mir die Augen aufs neue verbunden, ich vernahm nahes Hundegebell und Hähnekrähen, und merkte, daß wir durch ein Dorf kamen. Wieder im Walde, ward ich von der Binde frei, und der Soldat gab mir aus mitgenommenem Vorrate zu essen und zu trinken, genoß auch selber davon. Als die Sonne hinter die Tannenwipfel sank, wurden noch einmal meine Augen verhüllt, und ich merkte bald darauf am dumpfen Widerhall und Klappern der Hufschläge, daß wir durch ein Tor in einen gepflasterten Hof fuhren. Dann hielt der Wagen, mir wurden die Augen frei gemacht und die Fesseln abgenommen.

Aus dem Wagen gestiegen, sahe ich mich um und war im Hofe einer Burg, deren Tor hinter uns zugetan und von Soldaten bewacht war. Mein Begleiter übergab mich einem Manne, der in der Rechten einen entblößten Degen, in der Linken einen Bund Schlüssel hatte und mit einem scharfen Blicke mir gebot, fürder seinen Weisungen zu folgen. Während der Soldat zurückblieb, führte mich mein Vogt ein[123] paar Treppen hinan in einen langen düstern Gang und schloß an dessen Ende eine Tür auf: »Hier wird Er hausen.«

Mein Gemach war geräumig und von wohnlicher Einrichtung. Hatte ein stattlich Himmelbett, einen runden Tisch von Eichenholz, geschnitzte Stühle und einen Polstersessel. Tröstlich ward mein Herz berührt, als ich an der Wand ein Gestell voller Bücher bemerkte. Das Fenster führte in den Burghof und war stark vergittert. »Sogleich wird der Herr sein Nachtmahl erhalten, mag Er inzwischen das Laboratorium betrachten, es liegt hier nebenan.« Hierauf verließ der Vogt mein Gemach, nicht ohne es zu verschließen.

Ich begab mich in das Laboratorium und nahm in der Abenddämmerung seine Hauptteile wahr. Ein Kreuzgewölbe mit zwo steinernen Säulen. Die vergitterten Fenster führten zum Burghof. Am einen war ein großer Tisch mit Retorten, Tiegeln, Phiolen. Längs der Wände gingen Gestelle, und in Büchsen, Kästen, gläsernen Gefäßen waren Minerale und Lösungen. In der Ecke hatte es Mörser verschiedener Größe.

Staunend trat ich an den seltsamen Schmelzofen. Aus gebranntem Ton war er geformt, in Gestalt des biblischen Behemot oder Nilpferdes. Die Feuerung ward eingeführt durch des Ungeheuers Maul. Auf dem Rücken war eine Stätte für den großen Kessel. Um sie zu erreichen, mußte man mehrere Stufen empor zu einer gemauerten Erhöhung steigen. Des Tieres Hinterteil ging ins Gemäuer zum Schornstein. Auffallend war noch, daß zwischen den Nüstern des Behemot der Buchstabe A, auf der Hüfte aber ein Z stund.

Wieder in meinem Gemache, erhielt ich Speise und Wein. Dann eröffnete mir der Burgvogt, er werde mir in all meinen Wünschen gefällig sein, so zur Beförderung der chymistischen Arbeiten dienen! Meine Wohnung dürfe ich einstweilen nicht verlassen, später aber zum Lustwandeln den Burghof verwenden, falls es der Pater Aloisius gestatte.

Einförmig gingen mir die Tage hin. Ich wußte zunächst[124] nichts anzufangen, als die Bücherei zu durchstöbern. Fand mehrere Schriften über göttliche Dinge und menschliche Weisheit. Hinein versunken, fühlte ich mich für Stunden frei, und die philosophische Materie paßte besser für meinen Seelenzustand als das Studium der Chymisten. Die Goldmacherei war mir dermaßen zuwider, daß ich in den ersten Wochen das Laboratorium mied. Meinen Vogt, der mich zur Rede stellte, betrog ich mit der Ausflucht, es tue mir zuvörderst das Studium alchymistischer Bücher not, deren Rezepte ich später durch die Tat erproben werde.

Daß in schlaflosen Nächten Gram mich heimsuchte, ist aus der Natur eines Menschen verständlich, der erst dreiundzwanzig Sommer zählte und die Beraubung der Freiheit zum allerersten Male empfand. Manchmal hatte ich solch Mitleid mit mir selbst, daß ich in Tränen ausbrach und, die Hände zusammengekrampft, gen Himmel flehte, er möge mich doch durch ein Wunder erretten, möge mir einen Ausweg ins Freie weisen. Allmählich sammelte ich meine inneren Kräfte, daß mir der Kummer weniger anhaben konnte. Zur Erbauung gereichte mir das Andenken an Waldhäuser. In tiefer Meditation prüfte ich seine Worte über die geistige Bedeutung der Alchymie und setzete mir ernstlich für, im Laboratorio meiner Seele meine Triebe und Leidenschaften zu läutern und zu edlerem Metalle umzuwandeln.

Was mir dabei zustatten kam und innigen Trost spendete, waren dichterische Versuche. In früheren Jahren hatte ich zwar hin und wieder ein Poem verfaßt, aber nur nach Schulfuchsen-Weise. Erst in jener feierlichen Nacht, da Waldhäuser auf seinem Altan die Flöte gespielt und an der Bahre des Knäbleins ein Gedicht gesprochen, war mir die Ahnung aufgegangen, es könne des Poeten Kunst weit mehr sein, denn Spiel und Schmuck für müßige Stunden. Des Liedes Muse hatte mich damals an eine Pforte gehoben, durch die ich den Himmel offen sahe; nun ward ich inne, daß ich zu selbiger Pforte einen eigenen Schlüssel in[125] mir trage. Wie Gottesdienst war mir nun der hippogryphische Flug zum Olymp. Und seltsam, während meine Träume zu Versen sich gestalteten, vernahm ich oft Musik in der Nähe, so deutlich, als singe ein Engel zur Harfe.

Wehmütig süß war es mir, an die Tage zurückzudenken, die ich in Schlesien und dann zu Prag verlebt. Als eine sanfte Blume schwebte vor mir Elfriedens blasses Gesicht, und meine Liebe zu ihr ward um so zarter und geistiger, je mehr ich in Sicsatis das Hexlein Schlangenglatt erkannte, das die Sinne bezaubert, Eitelkeit und Untreue im Busen. Für Elfrieden errichtete ich in meinem Herzen einen Altar und schmückete ihn mit den Blüten meiner Phantasei. Den ganz flüchtigen Verkehr mit der Patientin in Warmbrunn spann ich träumend zu einem bunten Gewebe von Minneabenteuern aus, von Zusammenkünften und Gesprächen, die sich gar nicht begeben hatten. War das nun Alchymie nach Waldhäusers Lehre?

Monde waren vergangen, und ein gelbes Blatt, vom Wind in den Burghof verweht, kündete den eingetretenen Herbst. Da rasselte der Schlüssel meines Gemaches, zu einer Stunde, wo ich sonst keinen Besuch des Vogtes empfing. Schrecken durchfuhr mich, als der Dominikaner eintrat, während der Vogt an der Tür Posto faßte, den blanken Degen in der Faust, wie bei meiner Ankunft. Finster sprach der Pfaff: »Wie ich vernehme, macht Er einen schlechten Gebrauch von seiner Muße und mißachtet der Befehle, so ich Ihm zu Prag eingeschärft habe. Warum unterzieht Er sich nicht seinen alchymistischen Aufgaben? Warum hat Er kein einzig Mal den Schmelzofen heizen lassen? Bilde Er sich nicht ein, mit mir sein Spiel treiben zu dürfen. Daß Er es weiß: wir haben Mittel, Ihn zu kirren; denn wie es mir freistehet, Ihm den Aufenthalt in dieser Burg angenehm zu machen, so kann ich auch Weisung geben, daß Ihm die gute Kost und die Bibliothek, der Er allzuviel Eifer widmet, entzogen wird. Ja, mehr noch: zeigt Er sich andauernd renitent, so mag Er im[126] finstern Burgverließ logieren, und als letztes Mittel, das dem Verbrechen der Zauberei rechtens gebührt, bleibet noch die Tortur.«

Meine Angst, bei dieser Rede immer mehr gesteigert, ging auf einmal in rasende Empörung über, und mit krallenden Händen wollte ich den Feind erwürgen. Doch den Degen gezückt, sprang der Vogt zwischen uns und stieß mir die Faust ins Gesicht, daß ich taumelte. Dabei kam mir die Besonnenheit wieder, ich beruhigte die keuchende Brust.

Mit verächtlicher Kälte sprach der Pfaffe weiter: »Nun Antwort! Warum hat Er das Laboratorium vernachlässigt?« Ratlos rang ich nach Worten, bis mir eine List beifiel. Zuckte also die Achseln und sprach wegwerfend: »Was soll mir das Laboratorium, da ich doch keinen Gebrauch davon machen kann!«

Der Mönch horchte auf: »Warum denn nicht? Hundert Alchymisten würden Ihn um dies Laboratorium beneiden. Was fehlet daran?« – »Was daran fehlet? Ein Gefängnis ist es; nur in Freiheit kann der Alchymist etwas ausrichten.«

»Keine Flausen!« lautete die Antwort. Ich aber fuhr fort, mich zu verstellen: »Foltert mich! Doch wenn ich auch in Stücke gerissen werde, bleibe ich dabei: Wohl habe ich beim Schmirsel jenes Stücklein Gold hergestellt, so in Eure Hände gelangt ist. Es mag auch sein, daß mir die Goldbereitung das eine Mal wirklich gelungen ist, obschon Herr Waldhäuser meint, das gewonnene Gold sei schon zuvor in den vermischten Stoffen gewesen, ich habe es nur nicht gewußt. Angenommen, ich habe in Wahrheit Gold bereitet, so bin ich damals durch einen Zufall begünstigt worden. Den aber hat die launische Fortuna nie wiederkehren lassen, wiewohl ich mich abgemüht, die gleichen Stoffe und Verhältnisse von neuem zustande zu bringen. Ich könnte Euch ja nun freilich mit leeren Hoffnungen eine Weile am Narrenseil herumführen ...« – »Wehe ihm!« dräuete der Pfaff. – »Eben darum!« fuhr ich fort: »ich will Euch nicht hinhalten, sondern[127] beizeiten über die Schwierigkeit informieren. Wohlan, lasset mich eine Stelle zitieren aus der Schrift: Mysterium chymicum.« Ich holte das Buch, blätterte und las: »Von Paracelso sagt sein Schüler Basilius, er habe mit Hilfe der Mondblume ein rosenfarben Öl gewonnen und damit Silber tingiert, so daß es gutes Gold worden.«

Da ich nun schweigend den Pfaffen ansahe, zuckte er hochmütig mit dem Kopfe: »Was soll mir das Zitat? Ähnliche Stellen, so auf Geschwätz und Aberglauben zurückgehen, sind häufig in Goldmacherschriften.«

Ich nahm mich zusammen, daß ich im Tone der Überzeugung erwiderte: »Mit dieser Stelle hat es eine eigene Bewandtnis. Bedenket, daß ich kurz vor meiner Prager Goldbereitung aus einem Gemisch von Kräutern, die mir meistens unbekannt, einen Absud gekocht habe, und daß hiervon ein Rest in jenem Glase verblieben ist, das nach Aufnahme der Massae das rosenfarbene Wunderöl herfürbrachte. Wahrscheinlich ist die Mondblume unter den Kräutern gewesen.« – »Nun, so schaffe er die Mondblume herbei!« sagte der Mönch. Ich aber erwiderte: »Leicht gesagt. Wenn mir nur bewußt wäre, welch Kraut mit dem Namen Mondblume bezeichnet wird. Jedenfalls werden die Kräuter, besonders seltene, in den unterschiedlichen Gegenden nicht immer gleicherweise benamset. Es gilt, herauszubringen, wie die Mondblume aussiehet. Erst dann bin ich in der Lage, sie zu beschaffen. Diesen Zweck nun verfolget mein theoretisch Studium. Drum wollet mir nicht dazwischen fahren. Dem Mitgliede eines hochgelahrten Ordens ist doch bewußt, daß alle Kunstfertigkeit nur aus der Wissenschaft quillet. Sendet mir Bücher, in denen sich Angaben über die Mondblume vermuten lassen. Ohne sie gleiche ich mit allem Experimentieren nur einem Narren, so um Mitternacht im Wald umhertappet, einen Sonnenstrahl aufzufinden, den er zwölf Stunden zuvor deutlich gesehen.«

Forschend ruhte des Mönches Auge auf mir, nach etlicher[128] Überlegung sprach er: »Also gut, mag Er zunächst studieren, und was die Bücher betrifft, so will ich Ihm schicken, wonach Er begehret. Indessen befehle ich hiermit, daß Er neben der Theorie auch das Experiment emsig betreibe. Kein Tag darf vergehen, ohne daß Er im Laboratorio arbeitet, und wofern mir hierüber kein zufriedenstellender Bericht wird, so sollen Strafen erfolgen. Ernstlich hat Er zu bedenken, daß alle Wünsche, die Er in seiner jetzigen Lage hegen mag, sich nur auf eine Weise erfüllen lassen, wenn Er nämlich die Transmutatio zustande bringet. Sein Glück, sein Befreier, sein Heiland nächst Gott und unserm Herrn Jesu ...« bei diesen Worten bekreuzigte sich der Pfaffe ... »heißet Gold.« Und nun verließ mich mein Quälgeist.

Wie die Tür verschlossen war, sank ich zitternd in den Sessel. Hatte zwar für den Augenblick die Attacke abgeschlagen, wußte aber, der mächtige Feind würde unerbittlich zurückkehren.


Wie seltsam verstehet doch das Schicksal seine Mittel zu wählen! Meine alchymistischen Versuche waren nicht umsonst. Sie führten zwar nicht zur Transmutatio, doch zu einer Erfindung, und diese half mir zur Freiheit.

Ich hatte einen Absud von Kräutern mit Alaun und Spirito vini vermenget und versehentlich die Massa über ein aufgeschlagen Buch fließen lassen. Die wasserklare Flüssigkeit machte zuerst keine Flecken. Wie erstaunte ich aber, als ich einen Monat später das Buch zur Hand nahm und die begossenen Stellen nunmehr braun fand. Ich zog hieraus den Schluß, die ausgegossene Flüssigkeit sei so beschaffen, daß ihre Flecken auf dem Papier, anfangs unsichtbar, erst nach geraumer Zeit dunkel werden. Versuche ergaben, daß nach drei Wochen das benetzte Papier sich dunkel zu färben begunnte. Wie diese Tinte zu meiner Befreiung angewandt ward, soll der nächste Verlauf meiner Chronica melden.[129]

Auch insofern half mir mein Experimentieren, als es mich dazu brachte, den Schmelzofen näher zu untersuchen. Weil mir bei einer gewissen Witterung der Rauch ins Gewölbe schlug, war ich auf Remedur bedacht. Kroch also in den Rachen des Behemot hinein und richtete mich im Innern auf, so daß mein Kopf in den Schornstein kam. Mit einer Laterne leuchtete ich in den rußigen Schlund, er war geräumig; im Gemäuer waren Lücken, und den Fuß hineinsetzend, konnte man wie auf einer Leiter empor gelangen.

Nach dieser Entdeckung begab ich mich gleich zurück ins Laboratorium. Hätte es bedauert, wenn mein Wärter mich innerhalb des Ofens gefunden und also diesen Ausweg aus dem Gefängnis bemerkt hätte. Mein erster Gedanke war, einen Strick zu beschaffen. Von den Ton- und Glasgefäßen, so mit Pergament verschlossen waren, tat ich die Fäden hinweg und knüpfte diese aneinander. Indem ich den so gewonnenen Faden achtfach zusammendrehte, erhielt ich einen Strick von doppelter Mannslänge. Ich verlängerte ihn noch dadurch, daß ich ans eine Ende meinen Leibgurt, ans andere ein zusammengerollt Linnentuch band.

Pochenden Herzens harrete ich der Nacht, den entdeckten Ausweg näher zu untersuchen. Wie sonst um die neunte Stunde löschte ich mein Licht, damit die Wache vom Hofe her nicht zu ungewöhnlicher Zeit Helligkeit bei mir bemerke. Um zehn Uhr jedoch zündete ich die Laterne an, schob sie in den Schmelzofen und kroch hinterdrein. Den Strick um den Leib, kletterte ich im Schornstein aufwärts, indessen mir die unten verbliebene Laterne leuchtete.

An der Mündung des Schornsteins reckte ich mich ins Freie. Der Mond netzte silbern das Dach und beleuchtete waldige Hügel. Im Nachthauche säuselten die Tannenwipfel, eine Eule schrie. Den Riemen um den Schornstein geschlungen, rutschte ich an den Rand des äußeren Burgdaches und lugte hinab. Wie schwer, auf diesem Wege zu entrinnen! Wofern ich selbst einen genügend langen Strick hätte, würde ich in[130] den tiefen Graben gelangen, der die Burg umzingelte; und wie sollte ich hinausklettern? Während ich überlegte, vernahm ich drunten Schritte nebst Waffengerassel und sah im Mondlicht einen Soldaten jenseits des Grabens den Rundgang um die Burg tun. Derweilen ich mich anschickte, wieder rückwärts zu kriechen, löste sich ein Dachziegel und stürzte polternd in den Burggraben. Aber der Wachtposten kehrte nicht zurück, und so rekognoszierte ich weiter. Die Burg war in Form eines Vierecks gebaut und hatte an den Ecken vorspringende Türme. Vom Dache einer jeden Burgfront ragten mehrere Schornsteine. Ringsum nichts als Waldgebirge, keine Spur eines Dorfes. Wie ein Nachtvogel flog mein Träumen über die Wipfelwogen dem Isergebirge zu und suchte das traute Häusel des Oheims, der jetzo in friedlichem Schlafe lag, ahnungslos, daß sein Johannes gefangen sei und sehnsüchtig auf Befreiung sinne.

Auf einmal klang ein melodisch Summen, das ich früher schon bemerkt, jedoch für Einbildung gehalten. Vom nächsten Schornstein kam es her. Ich rutschte rittlings die Dachfirste entlang, und in den Schornstein hineinhorchend, vernahm ich Harfenschall und den Sang einer weiblichen Stimme.

Nach längerem Lauschen beschloß ich, mich ein Stück in den Schornstein hinunterzulassen, um zu erkunden, wer die Sängerin sei, und ob ihr Gemach meine Flucht begünstigen könne. Den Strick befestigte ich oben am Schornstein, ließ das andere Ende in die Höhlung und glitt behutsam hinab. In die Schlinge des unteren Endes steckte ich den Arm und schwebte nun im Schornstein nahe der Mündung eines Kamins, durch den die Musik empordrang. Deutlich vernahm ich den Harfenschall und die Worte, von sanfter Mädchenstimme gesungen:


Es kämmte die Gräfin ihr flutend Haar,

Zur Minne täte sie taugen.

Da wallte vorbei der junge Scholar

Und hub die schmachtenden Augen.
[131]

»Scholar, so halt deine Augen in Hut,

Daß sie zu hoch nicht fliegen!

Wer nicht geboren aus Adelsblut,

Darf keine Gräfin kriegen.« –


»Und ist mein Schatz auch hoch und fern,

Mein Minnen soll daran hangen,

Wie ich liebe des Himmels hehrsten Stern.

Wer mag ihn zur Erde langen?« –


»Scholar, von der Erde gehörst du fort,

Hast schon des Himmels Weihen,

Bist gar so rein wie die Engel dort,

Die lieben, ohne zu freien.


Du Keuscher bist höher geboren denn ich,

Dein Adel reicht über die Fürsten.

Du hebst mich hinan, ich fühle mich

Nach himmlischer Minne verdürsten.«


Das war kein Lied, wie es eine Tochter des Vogtes oder ein dienend Weib hätte singen können, im Ausdruck lag etwas Adeliges und Trauriges. Ich wußte nicht, was tun, ob ich mich wieder entfernen oder noch länger lauschen solle. Auf einmal riß das Linnentuch, mit dem ich meinen Strick verlängert hatte, und ich stürzte, wobei sich mein Kopf derart an einem vorspringenden Stein stieß, daß mir die Sinne schwanden.

In mein Gesicht gespritztes Wasser brachte mich wieder zu mir. Ich lag auf der Diele eines fremden Gemaches, ängstlich starrten mich zwei von Kerzenschein beleuchtete weibliche Gesichter an. Das eine gehörte einer etwa zwanzigjährigen schönen Jungfer. Die groß aufgetanen Augen hatten braune Sterne, bleich wie Marmor die feine Haut, die Wangen rosa. Um die Schläfen wallten dunkle Locken. Die zarte Hand hatte soeben meine Stirn mit Wasser benetzt, ich fühlte noch die wohltuende Berührung. Der Jungfer Kleidung war schlicht, doch voller Anmut. Die andere Frau, schon ältlich, hatte eine trauervolle Güte im runden Gesicht; sie war wohl eine Dienerin. »Er kommt zu sich,[132] Jungfer Gräfin!« sagte sie, »die Wunde scheint nicht schlimm.«

»Gott sei gelobt!« entgegnete die Jungfer mit beklommener Stimme. Mich freundlich anblickend fuhr sie fort: »Unbesorgt, junger Gesell! Wir sind Ihm nicht feind. Können uns denken, Er ist der gefangene Goldmacher und hat versucht, übers Dach zu entkommen. Was mich betrifft, so bin ich des Grafen Schlick jüngste Tochter, mit Namen Thekla, und dies ist meine treue Kammerfrau Marianka. Wir beide sind auch nichts anderes denn Gefangene. Diese Burg Wasenstein, die mein Vater seinen Kindern vermacht hat, ward unser Gefängnis. Und dieselben Peiniger halten uns fest, so auch Ihn, junger Gesell, hier eingesperrt haben. Vielleicht lässet sich zwischen uns gemeinsame Sache machen, so daß einer dem andern zur Freiheit hilft. Aber nun sag Er, wie Er sich befindet, und ob seine Kopfwunde sehr schmerzet.«

Solche Worte waren mir noch holdere Musik, als das Lied zur Harfe. Ich richtete mich auf und lächelte: »Dank für des Fräuleins Gnade und ebenfalls Euch, gute Kammerfrau, Dank für den Beistand. Dem Himmel Dank, daß ich euch gefunden habe!«

Meinen Kopf betastend, erklärte ich die Verletzung für unbedeutend und erhub mich vom Boden. Auch die Frauen stunden auf, und nachdem sie ein nasses Tuch zu meiner Kühlung gereicht hatten, war unsere erste Überlegung, wie wir uns vor Überraschung sichern könnten. Die Kammerfrau gab den Rat, ihre Herrin solle mit Harfen fortfahren. Das sei der Wärterin, deren Schlafgemach hinter der einen Wand gelegen, und auch der Burgwache im Hofe unverdächtig. Zur Musik möge ich meine Geschichte erzählen.

Gesagt, getan. Und nun lauschten voll inniger Teilnahme die beiden Frauen meinem Berichte. Als ich auf den Dominikaner und den Prager Herrn zu sprechen kam, in dessen Schloß ich verhaftet worden, sagte das Fräulein bitter: »Mein sauberer Oheim, der Graf Slawata! Und sein tückischer Helfershelfer[133] Pater Aloisius – auch uns gegenüber ein rechter Teufel und Folterknecht. Mein Oheim will seine Nichte um ihre Habe bringen, nachdem er dazu beigetragen, daß mein teurer Vater unter Henkers Schwerte verbluten gemußt. Zum Klosterfräulein wollen sie mich machen, und weil ich mich widersetze, ist diese Gefangenschaft über mich verhängt.«

Ich starrte die Jungfer an: »Unter Henkers Schwerte ist Euer Vater verblutet?« – Nach einem tiefen Seufzer kam die Antwort: »Mein Vater gehörte zu jenen böheimischen Empörern, so für die Glaubensfreiheit kämpften, jedoch am Weißen Berge geschlagen und zum Teil dem Scharfrichter überliefert wurden.«

Ergriffen neigte ich mich und hauchte einen Kuß auf der Jungfer Hand. »Spielet weiter auf der Harfe!« mahnte Marianka. Doch die Gräfin versetzte trüb: »Ich kann es nicht mehr, nachdem die schreckliche Erinnerung an meines Vaters Tod heraufbeschworen ist. So wird es denn am besten sein, wir löschen das Licht und fahren mit leiser Stimme in unserm Gespräche fort. Stelle dem Jüngling Wein hin. Er mag neben meinem Bette im Sessel Platz nehmen, derweilen ich mich hinstrecke.«

Nun lauschte ich im Dunkeln dem Raunen der holden Jungfer. Es war eine Nacht voll wundersamer Gefühle. Zu unserer Furcht vor Entdeckung gesellete sich das Gaukelspiel der Hoffnung, zu den Seufzern, die unsere traurigen Berichte erpreßten, das heimliche Glück einer schnell geknüpften Freundschaft.

»Mein teurer Vater« – sagte die Gräfin. »Ich sehe ihn noch, wie sein gebräunt Antlitz strahlete und keck sein Auge blitzete zur Zeit, da uns das Glück noch lächelte. Was dann der Gram aus ihm machte, mag ein Bildnis zeigen, das der Verurteilte mir überbringen ließ. Gleichwohl war sein letzter Gang aufrecht, daß er der Sieger schien, während seine Gegner scheu zur Seite blickten. Ich war damals noch ein Kind; aber deutlich steht in meiner Erinnerung das grausige Schauspiel, das[134] ich nebst meiner älteren Schwester Elisabeth und meiner treuen Marianka vom Fenster eines Hauses auf dem Altstädter Ring mit ansah. Kopf an Kopf wogte drunten die Menge, während Soldaten mit geladenen Musketen und vorgestreckten Picken das Blutgerüst umgaben. An den Fenstern des Rathauses zeigten sich der Altstädter Rat, die Königsrichter und andere Würdenträger in Prunkgewändern. Unten am Blutgerüst harrete eine Schar von Männern mit bleichen, finsteren Gesichtern, Ketten an Händen und Füßen, darunter mein Vater, schwarz gekleidet. Es waren die verurteilten Rebellen, denen das Haupt, zum Teil auch noch die Schwurhand abgeschlagen werden sollte. Ein Böllerschuß zeigte an, daß die Exekution beginne. Wie der Oberrichter den Stab zerbrochen hatte, traten unter Fanfarengetön drei rotgekleidete Scharfrichter auf das Blutgerüst, und einer entblößete sein breites Schwert. Mit Namen aufgerufen, kam mein Vater zuerst an die Reihe, und ihm wurden die Ketten abgenommen. Stark und hoch gewachsen wie er war, sprang er mit zween gewaltigen Schritten die Treppenstufen hinan, wechselte etliche Worte mit dem Scharfrichter und entblößete rasch den Nacken. Da trat neben ihn ein Jesuiter und hielt meinem Vater unter Beschwörung den Kruzifixum vors Angesicht. Einen Triumphschrei fand ich inmitten meiner Angst, wie auf einmal mein Vater den Jesuiter mit einem Tritt vom Blutgerüst in die johlende Menge warf. Gleich darauf riß mich Marianka vom Fenster zurück und umschlang mich weinend, während draußen ein dumpfer Schlag erscholl, worauf die Menge hohl wie stöhnender Wald murmelte. Ich durfte nicht mehr zum Fenster, und es weinten lange die Frauen, so um mich waren. Marianka reichte mir zum Trost meines Vaters Bildnis, in eine silberne Kapsel gemalt. Ich will es Ihm, Herr Johannes, weisen. Mach für ein Weilchen Licht, Marianka!«

Beim Kerzenschein nahm ich die dargereichte Kapsel und betrachtete das Bildnis. Graf Schlick hatte ein bärtig Antlitz,[135] wachsbleich von der Gefangenschaft, umrahmt von braunen Locken, mit blauen Augen, deren trutzige Kühnheit und Hoheit kein Kummer bewältigt hatte, obwohl Spuren davon den Mund umzogen. Auffällig war die Art, wie die Hände auf der Brust lagen. Die Linke streckte Daumen und Zeigefinger rechtwinklig voneinander. Darunter lag die Rechte mit gleichfalls gespreiztem Daumen, der den Zeigefinger der andern Hand berührte. So war angedeutet der lateinische Buchstabe:


Z


Die Jungfer erläuterte das Zeichen folgendermaßen: »Mein Vater, dem es während seiner Gefangenschaft bis zum letzten Stündlein verwehrt blieb, seinen Kindern von Angesicht zu Angesicht oder auch nur brieflich zu begegnen, hat uns eine Mahnung geben wollen, die er nur bildlich auszudrücken vermochte. Seinen Maler, der zu ihm ins Gefängnis gekommen war, wies er an, diese symbolische Geberde zu malen, vermutlich weil das Z als letzter Buchstabe ans Ende des Lebens und an die letzten Dinge erinnert.«

Ich stutzte, bedenkend, daß ja auch am Schmelzofen ein Z angebracht war, und zwar am hintern Teil des Behemot, während auf dem Maule ein A stund. Als ich der Jungfer davon Mitteilung machte, wechselte sie mit ihrer Kammerfrau einen Blick der Überraschung: »Das ist allerdings seltsam und bringt auf die Vermutung, daß der Buchstabe Z doch eine andere Bedeutung haben kann, als ich bisher annahm.«

Als nach diesem Gespräch das Licht wieder ausgelöscht worden, grübelten wir alle drei eine Weile über das Rätsel. Dann meinte ich: »Die gnädige Jungfer hat etwas gesagt, was mir noch unverständlich: daß nämlich das Z auf dem Schmelzofen von ihrem Vater herrühre. Wie denn? Hat er sich einmal hier aufgehalten?« – »Gewiß doch!« entgegnete das Fräulein. »Habe ich das noch nicht erwähnt? Die Burg,[136] auf der wir uns befinden, ist meiner Familie Eigentum, gern hat mein Vater hier gehauset und hat das Laboratorium nach eigenem Plane angelegt, selber der Alchymie beflissen.«

Nach all den kummervollen Gesprächen schlug unsere Stimmung in jugendlichen Übermut um. Jungfer Thekla erhub sich vom Lager, nahm die Harfe und sang dazu ein Lied von der Prinzessin zu Nirgendheim, die eine Krone aus Mondschein trage und in ihrem Wiegenbettlein gleichwie in einer Karosse durch ihre bunten Lande schaukle. Der Rundreim hieß:


»Hasche dein Glück, wann es kommt geschaukelt,

Weil es sonsten vorübergaukelt.«


Diese holdselige Gräfin war mir die Prinzessin von Nirgendheim und war wohl auch mein Glück. Der Mond schien durchs vergitterte Fenster und versilberte der Jungfer Hände, die hurtig und zart über klingende Saiten glitten. Wie gern hätte ich sie erhascht und an mein Herz gedrückt, das sich stürmisch nach Zärtlichkeit sehnte und zum Zerspringen klopfte. Doch eine Hoheit war dem Fräulein eigen, die mich in Schüchternheit hielt. Um so reiner aber war mein Glück, um so zauberhafter mein Träumen. Zu sanftem Schall, zu Mondenschein und Schattenspiel, zu süßbangem Zittern, Schaukeln und Schweben ward alles, was mich umgab. Ich gedachte der letzten Nacht, die ich bei Waldhäuser verbracht, und wie an des Knäbleins Leiche mir das Geheimnis aufging: »Der wahre Alchymist sucht Herzensqualitäten zu adligen und in des Herzens Gold zu transmutieren.« Und in mir jubelte es: »Bist auf einmal ein echter Goldmacher worden, Johannes!«

Doch vorüber ging das selige Stündchen; ich mußte in mein Gefängnis zurück, und wir sorgten uns, weil der Strick im Schornstein sich nicht mehr erreichen ließ. Schließlich gelang es mir, den Feuerhaken in des Strickes Knotung zu bohren, und nun konnte ich mich emporziehen.

Auf dem Dache angelangt, raunte ich durch den Schlot ein Valet und rutschte auf dem Firste zum Schornstein meines[137] Laboratorii. Beim Schein der Laterne, so noch immer im Schmelzofen brannte, kletterte ich hinunter und kam wohlbehalten in meinem Gemache an. Ich verbarg meine rußige Gewandung und wusch mir die Schwärze ab. Aufs Bett gestreckt, fand ich bis zum Morgengrauen keinen Schlaf, denn mein Kopf schmerzete, und die Abenteuer dieser Nacht gingen durch meinen Sinn.

Andern Tages untersuchte ich die Buchstaben auf dem Schmelzofen. Das A auf der Schnauze war mit schwarzer Farbe hingemalt. Ich kratzte daran, fand aber nichts Sonderbares. Wie ich dann den Buchstaben Z beklopfte, klang die Stelle hohl. Ich lockerte die Kacheln, bis eine herausging, und siehe, da war eine Höhlung. Einen Lederbeutel zog ich herfür, der war mit Goldstücken, über dreihundert an Zahl, angefüllt.

Wie ein Blitz kam mir nun die Einsicht, Graf Schlick habe durch seine Gebärde andeuten wollen, daß überall, wo sich auf seiner Burg das Z befinde, eine Barschaft verborgen sei. Dem Scharfsinn seiner Kinder mußte er es anheimgeben, die Deutung herauszufinden, da ihm ja verwehrt war, in anderer Weise als mit stummer Geberde zu seinen Erben zu sprechen.

Kaum konnte ich die Nacht erwarten, die mich wieder zur Jungfer Gräfin bringen sollte. Nachdem es mir gelungen war, meinen Strick zu verbessern, zog ich meinen rußigen Kittel über und verrichtete unschwer die Reise durch die Schornsteine zu den Gefährtinnen, die mich froh empfingen und Leckereien von ihrer Mahlzeit für mich aufbewahrt hatten.

Gleich nach dem Willkomm brachte ich fliegenden Odems meine Entdeckung vor und überreichte dem Fräulein den Beutel mit Golde. Marianka meinte jubelnd: »Dieser Schatz kann uns befreien!« Die Jungfer freilich bezweifelte, daß es gelingen werde, unsere Hüter zu bestechen. Nach etlichem Sinnen warf ich hin: »Vielleicht ist außerhalb der Burg jemand, der uns den Käfig auftut.« Marianka meinte: »Ja,[138] einer, der auch mächtig genung ist, dem Grafen Slawata die Spitze zu bieten.«

»Ich wüßte nur einen,« sprach die Jungfer; »das wäre Herzog Wallenstein, der mächtigste Herr in Böheim. Aber mit unsern dreihundert Goldstücken können wir diesen Fürsten nicht anlocken.« Da ward der guten Marianka eine Erleuchtung: »Man könnte den Anschein erwecken, als wäre allhie ein viel größerer Schatz zu ergattern. Herr Johannes könnte ja so tun, als sei er wirklich ein Goldmacher. Würde er von den vorhandenen Münzen etliche einschmelzen und für selbstbereitetes Gold ausgeben, so ließe sich dem Wallenstein vielleicht der Mund wässrig machen, daß er Hunger bekäme nach den Reichtümern, die solch ein Goldmacher herfürzaubern kann.« Wir stutzten. Jungfer Thekla wandte ein: »Der Wallenstein hält nichts von Goldmacherei; wie ich von meinem Vater vernommen, hat er die Alchymisten für betrogene Betrüger erklärt. Sein Steckenpferd ist die Sterndeuterei. Doch ich habe vor drei Jahren von der alten Gräfin Wresowitz gehört, Wallensteins Faktotum, ein italienischer Sterndeuter, Seno mit Namen, halte zu den Alchymisten und sei goldgierig. Vielleicht könnten wir diesen Seno durch Vorspiegelungen wild machen und darauf bringen, daß er dem Grafen Slawata den Goldmacher entwendet und hiezu die Macht seines Herrn Wallenstein in Anspruch nimmt.«

Marianka griff sich an den Kopf: »Aber wie ließe sich ein Brief an Seno aus der Burg hinausbringen? Der einzige, der etwas nach außen senden darf, ist Herr Johannes, und an den Pater Aloisius geht jedes seiner Schreiben.«

Jungfer Thekla erhub sich hastig: »Mein Vater hat versucht, sich auf andere Weise mitzuteilen als durch die Schrift. Durch ein Symbolum wollte er zu seinen Kindern reden. Vielleicht können wir ihn nachahmen und ein Schreiben herausbringen, das dem Auge des Pfaffen unverfänglich erscheint, während Seno den geheimen Sinn herausfindet.«

Ich sprang auf und ging im Gemache umher: »Ich hab's,[139] ich weiß ein Mittel. Bei meinen alchymistischen Experimenten hab ich eine Tinte erfunden, ist farblos wie Wasser, daß man zuerst nichts lieset. Doch wenn die Schrift drei Wochen alt, wird sie gelb und lesbar. Es wäre also ein Brief mit gewöhnlicher Tinte zu schreiben, der über Aloisius an Seno gelangen muß, eine Nachschrift aber mit meiner erfundenen Tinte, nur für Seno lesbar, beizufügen. Pater Aloisius müßte den Brief zur Beförderung recht schnell erhalten, solange die Geheimschrift noch unsichtbar.«

Mariankas Angesicht war sorgenvoll, und sie meinte zögernd: »Gesetzt aber, es käme so weit, daß Seno den Herrn Johannes von hier wegnimmt, was haben wir davon? Und was hat Herr Johannes davon? Wird nicht Seno den kostbaren Goldmacher aufs neue hinter Schloß und Riegel bringen?« Dieser Einwand war nun zwar berechtigt. Doch hofften wir, der Zufall, der ja in allen Geschicken eine Rolle spielt, werde uns irgendwie begünstigen. Schließlich überwand unser leichter Jugendsinn die Bedenken, so daß wir uns allbereits in Freiheit sahen und ausmalten, in welcher Weise unser Leben fürder verlaufen solle.

Thekla sprach davon, ihre Schwester aufzusuchen, die an einen hessischen Edelmann in schwedischen Diensten verheiratet sei. »Unser Johannes mag mich dann begleiten und desgleichen bei Schwedens Krone Dienste nehmen, da ich ihn außerhalb dieser Mauern ebensowenig entbehren möchte, wie jetzo.« Das war nun ein Trost zum Abschied, und in mein Gefängnis zurückgekehrt, zehrte ich von der empfangenen Süßigkeit.

Die Jungfer Gräfin hatte derart mein Herz eingenommen, daß ich ohne sie mich verzehrte in seufzender Ungeduld. In meinem Gefängnis kam mir dann die Frage, ob nicht eine Seele durch Sammlung und Aufmerken in solche Verbindung mit der geliebten Seele treten könne, daß des einen Gedanken auf den andern übergingen. Einmal als Marianka leicht erkrankt im Nebenzimmer lag und[140] ich also mit Thekla allein war, tat ich das Geständnis, wie hart mich die Trennung von meinem angebeteten Sterne ankomme, und daß ich durch gesammeltes Denken ein geheimes Band der Sympathie knüpfen möchte. Da nun die Holde merken ließ, daß sie wegen solcher Keckheit mir nicht grolle, so wagte ich die Bitte: »Wolle mir mein Stern die Gnade erweisen, in jeder Nacht, wann die zehnte Stunde schlägt, des entfernten Johannes zu gedenken. Meine Seele hingegen soll genau zur selbigen Zeit entgegen wirken, und wenn wir so inniglich aneinander denken, mag es uns gelingen, durch den Raum hindurch Grüße zu tauschen und einer des andern Trost zu sein.« Sie sahe mich mit langem Blicke an, und daraus sprach so viel Vertrauen und Zuneigung, daß ich entzückt fortfuhr: »Welch ein kostbar Angedenken nehme ich für die Zeit der Trennung mit mir, so ich diesen Blick gleichsam wie ein blühend Kräutlein recht in mein Herze hineinpflanzen darf.«

Da ward mir die Wonne noch einmal, und zwar nach Herzenslust, den Zauber ihres Auges zu trinken. Und dieser Blick, eine stumme Verlobung zweier Seelen, ist mir also lebendig im Gedächtnis geblieben, daß es mir seitdem oft gelang, die süßen Vergißmeinnichtblüten wie körperlich vor mir zu haben. Vorausfühlend, welchen Schatz mir dieser Augenblick bescherte, neigte ich mich zu der edeln Jungfer Hand und küßte mit heißer Dankbarkeit die seinen Finger. Sie aber drückte die Finger an meine Lippen und raunete kaum vernehmlich: »Wag's, Knab!« Nun war ich versucht, die Arme um sie zu schlingen, doch Ehrfurcht hielt mich zurück, ich atmete tief. »Was soll ich wagen?« fragte ich schüchtern. Sie lächelte: »Ich sag's Ihm später einmal.« Und zu Marianka ging sie.

Der Winter nahte, und wenn ich übers Dach kletterte, war es mit Reise bedeckt. Als ich der Jungfer davon Mitteilung machte, geriet sie in Sorge und bat mich, beim Klettern übers Dach alle Fürsicht anzuwenden, daß ich ja nicht ausgleite.[141] Besonders riet sie mir an, ein für allemal die beiden Schornsteine durch einen straffgespannten Strick zu verbinden. Schließlich bat sie inständig, ich solle – so leid es ihr tun werde – lieber auf Besuche verzichten, wann Schnee auf dem Dache liege.

Gleich andern Tages tobte ein Schneesturm, der alles mit dichten Flocken überschüttete. Eingedenk des Versprechens, das mir die Jungfer Gräfin abgenommen hatte, unterließ ich die Wanderung übers Dach. Zu meinem Bedauern hielt das Flockenwetter an. Hochverschneit lag das Dach, und wenn einmal ein Tag ohne Gestöber anbrach, brachte der Abend gleich wieder Schnee. Wochenlang mußte ich darauf verzichten, Thekla zu besuchen, und kämpfte mehr als einmal mit der Versuchung, ihr Gebot zu übertreten.

Während dieser einsamen Zeit hatte ich sämtliche Teile des Fluchtplans ausgearbeitet. Neu war dabei folgendes Rezept, Seno zu gewinnen. Ich wollte ihn einladen, sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, daß ich gemeines Metall transmutieren könne; wollte dabei eine Gaukelei anwenden. Zween Schmelztiegel von ganz gleichem Aussehen hatte ich nötig. Den Boden des einen wollte ich mit Golde begießen, jedoch so, daß es versteckt war durch eine dünne Eisenschicht. Der andere Tiegel sollte ohne Gold bleiben, und ihn sollte Seno vor begonnener Schmelzung besichtigen. Hinterher aber wollte ich ihn mit dem andern heimlich vertauschen. So gedachte ich, den Anschein zu erwecken, es habe sich ein Teil des Bleies zu Golde umgewandelt. Weil nun aber zu besorgen war, daß ich, von Seno weggeführt, gleichsam vom Regen in die Traufe kommen, nämlich bloß den Tyrannen wechseln werde, so galt es auch, dem neuen Gefängnis zu entrinnen. Zu diesem Zwecke wollte ich erklären, der Vorrat meiner Tinktur sei erschöpft, und um ihn zu erneuern, bedürfe ich der Mondblume, so im Schlesischen Gebirg in der Schneegrube wachse. Vielleicht, daß ich beim Kräutersuchen meinen Aufpassern entwischen[142] konnte. Einmal draußen, hoffte ich, Mittel zu finden, auch die Jungfer Gräfin zu befreien.

Da ich zu meinen Arbeiten im Laboratorio vom Burgvogte alle Gerätschaften und Stoffe erhielt, die ich verlangte, so brachte ich es bald fertig, die beiden gleich aussehenden Schmelztiegel zu beschaffen und herzurichten. Zur Verbesserung meines Plans erfand ich ein Mittel, um Senos Aufmerksamkeit abzulenken, derweilen die beiden Tiegel zu vertauschen waren. Ich wollte im entscheidenden Augenblicke das glühende Schüreisen vor Senos Füße fallen lassen. Proben, die ich mit den Geräten und allen nötigen Hantierungen vornahm, gelangen aufs beste, und es galt nur noch, den Wortlaut der Briefe festzustellen. Ich machte mehrere Entwürfe und beschloß, gemeinsam mit den Frauen die Entscheidung zu treffen.

Endlich war das Dach schneefrei genung, eine Wanderung zu gestatten. Wie innig ich mit Thekla verbunden war, verriet mein Herz durch seinen Jubel. Marianka verhehlte nicht, wie sehnlich die Jungfer Gräfin nach mir verlangt habe, wie schon manche Nacht das Feuer im Kamin ausgegossen, und wie gehorcht worden sei, ob ich nicht endlich komme.

Groß war die Freude, als ich meinen Plan in allen seinen Teilen darlegte. Nach sorgfältiger Beratung gaben wir den Briefen folgenden Wortlaut:

»Der hochwürdige Pater wolle mir eine Bitte erfüllen. Ich habe endlich herausgebracht, wie die Mondblume aussiehet, deren ich zur Goldtinktur bedarf. Mein Oheim, Tobias Tilesius, im Isergebirge zu Schreiberhau unweit der Stadt Hirschberg wohnhaft, ist seines Zeichens ein Laborant. Wenn irgend einer die Mondblume beschaffen kann, so ist er es, zumal diese in den Klüften des höchsten Schneegebirges vorkommet. Wenn nun Hochwürden beiliegendes Briefel recht schnell an meinen Oheim befördern und ihm Belohnung in Aussicht stellen möchten, so würde Tobias Tilesius durch Euren Boten das mir erwünschte Kraut senden. Sollte[143] aber mein Oheim die Mondblume nicht getrocknet vorrätig haben, so könnte er sie nach eingetretenem Frühling beschaffen. Mit aller Zuversicht stelle ich in Aussicht, Gold zu machen, wofern die Mondblume in meine Hand gelangt. Wolle dann der Herr so gewogen sein mir die Freiheit zu geben. Um sein zuverlässiger Diener zu bleiben, tut mir keine Gefangenschaft not. Seid zu Gnaden Eurem Diener: Johannes Tilesius.«

Der beizulegende Brief, soweit er mit schwarzer Tinte zu schreiben war, erhielt den Wortlaut: »Lieber Oheim, in Prag ergehet es mir immer noch gut, und ich bin mit großem Eifer der chymistischen Kunst beflissen. Darfst erwarten, daß mir auch fürder die Goldbereitung gelinge, nachdem ich endlich herausbekommen, welch Kraut zur Tinktur nötig; man heißet es die Mondblume, und so Du sie mir beschaffest, werde ich so viel Gold machen, als das Quantum meiner Tinktur gestattet. Die Mondblume, so benamset, weil ihre Blättlein rund wie Vollmond, wächset bei Schreiberhau in der Großen Schneegrube, wo sich eine Basalt-Ader durch den Granit ziehet. Kreucht unter Knieholz am Boden dahin, vergleichbar dem Bärlapp und trägt im Sommer rosenfarbene Glöcklein, würzig duftende. Lieber Oheim! Sollte die beschriebene Blume sich unter Deinen getrockneten Kräutern befinden, so sende mir den ganzen Vorrat. Der Überbringer dieses Briefes, ein Diener des Herrn Grafen Slawata, wird Dir guten Preis dafür zahlen. Falls Du aber die Mondblume noch nicht hast, so siehe zu, daß Du sie findest, sobald der Sommer auf die Berge steigt. Derohalben sollst Du diese Beschreibung der Mondblume aufbewahren und wiederholt lesen. Nun Gott befohlen, guter Oheim, und grüße die alte Beate. Dein Johannes.«

Der nächste Teil des Schreibens, so mit meiner erfundenen Tinte geschrieben werden sollte, erhielt diese Fassung: »Ach Oheim! Diese Nachschrift ist mit einer Tinte geschrieben, so in den ersten beiden Wochen blaß wie Wasser,[144] erst später dunkel wird. Geheime Schrift hab ich erwählt, weil das, was ich Dir jetzo mitteile, nicht für die Augen derer ist, so den Brief an Dich gelangen lassen. Diese Menschen sind meine bösesten Feinde. Der Graf Slawata zu Prag und sein Helfershelfer, Pater Aloisius, ein Dominikaner, haben mich in die böheimische Burg Wasenstein eingesperrt, soll da Gold für sie machen. Das kann ich nun freilich, und Du sollst wissen, lieber Oheim, dieselbe Tinktur, so mir durch Zufalls Hilfe einmal in Prag gelungen ist und Blei zu Golde tingieret hat, verstehe ich jetzo beliebig zu bereiten. Die Mondblume ist bereits in meine Hände gelangt, wiewohl in so geringer Quantität, daß ich nur ein winzig Fläschlein Tinktur gewinnen konnte. Unter diesen Umständen erflehe ich von Dir zween Dienste. Erstens sende mir durch den Grafen Slawata ein reichlich Quantum der Mondblume, zum andern aber sollst Du mich befreien aus meiner Gefangenschaft. Wirst nun fragen: wie vermag ein schlichter Kräutermann eine gewappnete Burg zu öffnen? Wohlan, höre: Begib Dich unverzüglich nach Empfang dieses Schreibens zum Herrn Wallenstein, Herzog zu Friedland. Brauchst aber nicht den Herzog selber zu sprechen, da er sich vielleicht mit meiner Sache nicht befassen mag, wiewohl sie für ihn so wichtig wie ein Königreich. Frage nur nach Doktor Seno, einem italienischen Herrn, als Astrologus in herzoglichen Diensten. Dem sage alles, was Dir von mir bewußt. Magst ihm auch meinen ganzen Brief weisen. Beschwöre ihn, daß er mit seines Herzogs Beistand mich befreie. Ich verspreche ihm, dafür Gold zu bereiten, soviel er haben will. Wofern aber Herr Seno nicht gläubet, daß mir die Goldbereitung möglich, will ich sie vor seinen Augen vollbringen. Habe von meiner Tinktur einen Rest übrig, der Gold für zehn Dukaten im Beisein des Herrn tingieren wird. Im übrigen magst Du dem Herrn, der etwas auf prophetische Vorhersagen gibt, zu wissen tun, was mir die zigeunerische Wahrsagerin zu Hirschberg prophezeit hat: ich werde einen großen Schatz[145] gewinnen und reich wie König Salomo werden. Item ist mir von einem Sterndeuter im Hause des Herrn Medikus Schmirsel eine Vorhersage gemacht. Nachdem dieser astrologische Adepte vernommen, ich sei am Johannistage des Jahres 1606 zu Magdeburg ans Licht gekommen, brachte er heraus, ich werde großen Reichtum zusammenbringen und eines Fürsten getreuer Diener werden. Da ich nun die Frage tat, wer wohl dieser Fürst sei, entgegnete der Sterndeuter: Kein andrer als der künftige Böhmerkönig! Aber nicht bloß zu meinen Gunsten sollst Du Herrn Seno bekehren; noch eines andern Menschenkindes Wohlfahrt liegt mir derart am Herzen, daß ich den Herrn in aller Inständigkeit um Hilfe bitte. Burg Wasenstein, mein Gefängnis, birgt auch eine schuldlose Jungfer, die Tochter jenes Grafen Schlick, so zu Prag wegen Rebellion enthauptet worden. Nicht genung, daß Fräulein Thekla von ihrem Oheim, dem Grafen Slawata, ihres väterlichen Erbes beraubt worden, ist sie gar seine Gefangene, ohne Richterspruch. Ein Klosterfräulein möchte der Slawata aus seiner Nichte machen und, maßen sie sich weigert, den Schleier zu nehmen, sie hinter Schloß und Riegel kirren. Die arme Jungfer verbindet ihr Flehen mit dem meinigen, Herr Seno möge doch Seiner Hoheit, dem Herzog zu Friedland, das Herz zu Gnaden wenden, daß Fräulein Thekla nebst ihrer Kammerfrau zur Freiheit gelange. Um Herrn Seno in Stand zu setzen, seinem Herzog dies alles darzustellen, magst Du meinen Brief, nachdem Du Copiam genommen, in seiner Hand lassen. Nun federe Dich, lieber Oheim, und tue alles genau nach meinem Plane. Lege Herrn Seno meine Ehrfurcht zu Füßen und sei ein zweiter Vater Deinem armen Johannes.«

Diese Briefe wurden von mir geschrieben und in einer Hülle durch einen Courier dem Pater Aloisio übersandt. Kaum war der Courier fort, so zeigte mir Fortuna, wie wenig ihrem Lächeln zu trauen, und wie ihre Gunst an einem Spinnenfaden hängt, leicht zerreißbar. Es begab[146] sich nämlich, daß beim Experimentieren mit Salpeter und anderen entzündlichen Stoffen das im Schmelztiegel befindliche Gemenge sich entzündete und unter dumpfem Knall den ganzen Schmelzofen zersprengete, so daß die Mündung in den Schornstein sichtbar ward. Vom Getöse herbeigerufen, kam der Vogt und besah den Schaden. Wiewohl ich bemüht war, sein Aufmerken vom Schornstein abzulenken, erkannte er doch, daß hier ein Ausweg aus meinem Gefängnisse sei, und ließ sogleich den Schmied holen, der vor die Höhlung des Schornsteins schwere Eisenstangen ins Gemäuer einfügen mußte. Hierauf erst ward mein Schmelzofen durch Mauern und Kitten wiederhergestellt.

Das war nun für mich ein harter Schlag, denn es schien mir kaum möglich, die Eisenstäbe zu beseitigen. Dabei mußte ich noch froh sein, daß ich alles Wichtige mit dem Fräulein verabredet hatte. Von Tag zu Tag wuchs meine Beklommenheit und Ungeduld.

So waren bereits die Frühlingsstürme verrauscht und milde Tage gekommen. Nach meiner Berechnung hätte Seno schon vor sechs Wochen eintreffen können. Pater Aloisius schwieg, und ich wußte nicht ein mal, ob mein Schreiben in seine Hand gelangt sei. Seit die ersten Stare im Burghofe gezwitschert hatten, war nun schon zweimal Vollmond gewesen, aber kein Zeichen der Außenwelt versprach mir Hilfe. Die Hoffnung auf Seno hatte ich bereits aufgegeben, und in tiefer Betrübnis grüßte ich den Tag, an welchem meine Gefangenschaft sich jährte. Um die Mittagszeit erscholl auf dem Hofe ein Lärmen und Hundekläffen, als ob eine Jagdgesellschaft einziehe. In der Tat sah ich durchs Fenster Grünröcke, über der Schulter das Waldhorn, eine Koppel Hunde und Reiter mit Feuerrohren. Froher Schrecken fuhr mir durch die Glieder, als Schritte sich meinem Gemache näherten und ein fremder Herr eintrat, gefolgt vom Vogte und von Soldaten.

Der Herr, von kleiner Gestalt, hatte ein fahles, durchfurchtes[147] Angesicht, Haupthaar und Bart ergraut; er trug fürnehme Kleidung, wiewohl nicht nach Art der Kavaliere. Sein stechend schwarzes Auge ruhte forschend auf mir, und dieser Blick, der mein ganzes Wesen und Schicksal ausspähen wollte, verriet mir: Seno muß das sein!

Hierauf wandte sich der Herr zum Vogte: »Ich will mit diesem Goldmacher allein sein.« Der Vogt stutzte und tat den Einwand: »Wolle der gnädige Herr verzeihen. Habe von meinem Herrn, dem Grafen Slawata, strengsten Befehl, diesen alchymistischen Zauberer mit niemand verkehren zu lassen, und wenn ich ...« Mit gerunzelter Stirne schnitt Seno ihm die Rede ab: »Ich weiß wohl, daß der Graf Slawata Oberstkanzler von Böheim ist; aber einstweilen hat er auf Wasenstein noch nicht zu gebieten, während ich hier stehe im Namen seiner Altezza, des Herzogs zu Friedland. Wolle er das beachten, Vogt, widrigenfalls ich ihm durch meine Leute demonstrieren lasse, wer allhie gebeut.«

Der Vogt rollte die Augen und tat gar einen Griff nach seinem Degen, doch die zupackenden Soldaten machten ihn rasch gefügig. Und Seno befahl: »Haltet den Vogt in eurer Mitte und harret draußen vor der Tür. Ich habe mit dem Goldmacher ein Stündlein zu reden.«

Nach einem Blick ins offene Laboratorium meinte Seno: »Ist das Eure Werkstatt? Treten wir ein!« Wie ein Kundiger betrachtete er den Schmelzofen, trat zu den Gestellen, auf denen die Gefäße mit allerlei Stoffen geordnet stunden, und las etliche Aufschriften. Das Antlitz zu mir wendend, sprach er mit einem forschenden Blick: »Will Er sich nun wirklich unterstehen, vor meinen Augen Gold zu machen, dessen Er sich ja vermessen hat? Sein Oheim, der Kräutermann, ist mit dem Briefe zu mir gekommen. Ich bin der Doktor Seno, ein Berater seiner Altezza, des Herzogs zu Friedland. Will sehen, ob Er in seinem Briefe Possen getrieben hat, oder ob Er wirklich tingieren kann.«

Mein Herz pochte, ich atmete tief. Eine Verneigung tat[148] ich und sprach mit erheuchelter Ruhe: »So der Herr befiehlt, bin ich auf der Stelle bereit. Wolle der Herr in diesem Sessel harren, bis ich Feuer gemacht habe.«

»Will Ihm doch lieber auf die Finger sehen«, erwiderte Seno spöttisch und blieb an meiner Seite, während ich mit der Schaufel die Feuerstätte säuberte, das Brennholz kunstgerecht schichtete, in Brand setzte und mit dem Blasebalg die Glut anfachte. Hierauf nahm ich den Feuerhaken, schürte und ließ ihn in der Glut stecken, während der hölzerne Griff aus dem Ofen ragte. Je näher der Augenblick kam, der über mein Schicksal entscheiden sollte, desto ungestümer jagte mir das Blut durch die Adern, aber auch desto gewaltiger nahm ich mich zusammen, um nichts zu verfehlen. Hiebei kam mir zustatten, daß die benötigten Geräte und Stoffe längst in Bereitschaft, und sämtliche Hantierungen mehrfach durchgeprobt waren.

Ich ergriff zunächst den Schmelztiegel, in dem nichts war, und machte Miene, ihn auf die Glut zu setzen. Mißtrauisch verfolgte Seno alle meine Bewegungen. Und was ich im Stillen erhofft, trat ein: »Halt,« sprach er, »erst laß Er mich den Schmelztiegel besichtigen!«

Ruhig reichte ich ihm den Tiegel, worauf er aus Fenster trat und das Gerät durch genaues Beäugeln, auch durch Beklopfen und Bekratzen untersuchte. Da nichts verdächtig war, kam er wieder zum Ofen und gab den Tiegel zurück: »Gut, fahr Er fort!«

Ich stellte den Tiegel auf die Anrichte neben der Ofentür, wo ich unter einem Tuche den andern, mit Gold ausgegossenen Schmelztiegel bereit hielt. Holte vom Gestell ein Fläschlein, das meine Wundertinktur fürstellte, und reichte es Seno: »Wolle der Herr mir ein wenig beistehen und eigenhändig die Tingierung ausführen.«

Seno hielt das Fläschlein aus Licht, zog den Pfropfen heraus und roch an der Flüssigkeit, die nichts war als ein wertloser Absud. Am Ofen vorbeischreitend, stieß ich mit dem Knie derart an den Feuerhaken, daß er heraussprang und[149] zu Senos Füßen fiel, der vor dem glühenden Eisen hastig zurückwich und dabei das Fläschlein fallen ließ, daß es zerbrach.

Wohl hatte ich diesen Augenblick genutzt und rasch den in meiner Hand befindlichen Tiegel mit jenem andern vertauscht, den das Tuch verborgen hatte. Aber das Zerbrechen der Flasche brachte mich für eine Weile außer Fassung.

Mir ins Gesicht spähend, gläubete Seno, mein Schreck rühre davon her, daß die kostbare Tinktur vergeudet sei, und sprach achselzuckend: »Da werden wir wohl auf die Probe verzichten müssen; der Rest seiner Tinktur ist ja nun verschüttet.«

Diese Wendung der Dinge durfte ich keineswegs zulassen. Allerlei Gedanken wirbelten durch meinen Sinn, bis mir auf einmal eine Ausrede beifiel. Nahm mich zusammen und sprach: »Ei nicht doch, gnädiger Herr! In dem Fläschlein war ja nicht die Tinktur, sondern ein Kräuterabsud, der zwar gleichfalls zur Goldbereitung dienet, von dem ich aber noch einen Vorrat habe. Bloß deshalb fuhr ich zusammen, weil der glühende Haken den Herrn hätte verletzen können. Verzeihe der Herr meine Ungeschicklichkeit.«

Nach dieser Ausrede trat ich ruhig zum Gestell, nahm eine große Phiole mit Kräuterabsud und kehrte zu Seno zurück. Gab ihm hierauf jenen Schmelztiegel zu halten, der in versteckter Weise das Gold enthielt, legte Blei in diesen Tiegel und goß etliches aus der Phiole hinzu. Ein rascher Blick in Senos Antlitz überzeugte mich davon, daß ihm die Verwechslung der Tiegel entgangen war. Ich triumphierte heimlich, holte nun ein ander Fläschlein und hielt es entstöpselt vor Senos Nase: »Der Herr wird vermeinen, Baldrian zu riechen. Ist auch wirklich Baldrian darin. Indessen hab ich Absud der Mondblume beigemengt. Pater Aloysius hätte mein Laboratorium durchforschen können, und mir mußte daran gelegen sein, die Mondblumentinktur nicht in seine Hände geraten zu lassen. Da hab ich sie kurzer Hand zum Baldrian getan, der die Wirkung der Mondblume nicht stört. Gebe nun mein Herr Obacht, hier gieß ich meine[150] Tinktur in den Tiegel und werde gleich das Blei zu Golde tingieren.«

Nachdem ich den Inhalt des Fläschleins hineingetan, nahm ich den Tiegel aus Senos Hand und setzte ihn auf die Glut, die ich mit dem Blasebalg anfachte.

Seno starrte in den Ofen und beobachtete, wie die Flüssigkeit verdampfte, und wie das im Tiegel befindliche Blei zu schmelzen begunnte. Sobald ich die Gewißheit hatte, auch das Gold sei geschmolzen, sagte ich feierlich: »Die Tingierung ist gelungen, und neben dem Blei, das übrig blieb, weil ich zu wenig Tinktur anwandte, haben wir ein klein Quantum Gold gewonnen. Beliebe der Herr, das flüssige Metall in diesen Eimer zu gießen.«

Seno ergriff den Schmelztiegel beim hölzernen Stiele, während ich den Eimer hinhielt, und zischend floß die glühende Massa ins Wasser. Eigenhändig fischte Seno das erstarrte Metall heraus und betrachtete es. Staunend sprach er: »Wahrhaftig, Gold ist dabei, das Experimentum ist gelungen. Werde derohalben seine Bitte erfüllen und Ihn mit mir nehmen. Und zwar soll Er gleich ins Schneegebirge gebracht werden, einen guten Vorrat von der Mondblume zu sammeln. Seine Altezza der Herzog zu Friedland will morgen auf der Höhe des Korkonosch einen Bären hetzen, und bei dieser Gelegenheit mag die Mondblume gesucht werden. Wir reiten noch heute abend gen Rochlitz.«

Außer mir vor Freude, fiel ich auf meine Knie und küßte Senos Hand, indem ich ihn meinen Befreier nannte. »Vollende nun der Herr sein gütig Werk und erlöse auch die junge Gräfin Schlick aus dieser Burg.« Kalt jedoch gab Seno zur Antwort: »Nichts davon! Sei Er zufrieden, daß Er selber hinausgelangt. Wegen der Tochter eines gerichteten Rebellen mag ich nicht Händel mit dem Grafen Slawata beginnen.« Wie flehentlich ich bat, Seno verharrete bei seiner Entscheidung und ließ mich barsch an. Es blieb mir nur der Trost: kommt Zeit, kommt Rat![151]

Nachdem ich auf Senos Geheiß Papier herbeigeholt hatte, hüllte er die Metallstücke sorgfältig hinein und steckte das Päcklein in seine Tasche. »Nehm Er jetzo«, so sprach er, »sämtliche Geräte und Stoffe, so zur Goldbereitung wertvoll, auch den Schmelztiegel, an sich und mach Er sich bereit, sofort die Burg zu verlassen.«

Während ich den Auftrag ausführte, rief Seno seine Leute herbei und sprach zum Vogt, den sie umgaben: »Diesen Chymisten nehm ich mit mir. Ihn hier festzuhalten, hat niemand ein Recht. So ihn aber Euer Herr zurückfordert, mag er sich an Seine Altezza wenden.« Der Vogt versuchte Widerrede: »Der Gefangene ist ein Zauberer und soll vor Gericht.« Kopfschüttelnd winkte Seno ab: »Macht nichts. Herr Graf Slawata weiß ja nun, wo das Gericht den Zauberer finden kann.« Zu mir gewendet, fügte er spöttisch hinzu: »Das Vöglein kommet halt aus Herrn Slawatas Käfig in den meinen.« Seno ging hinaus, und inmitten der Soldaten verließ ich mein Gefängnis. Wiewohl Senos Worte eine trübe Aussicht eröffneten, ließen sie die Vorwürfe verstummen, die ich mir selber heimlich machte, weil ich ja einen Betrug an Seno verübt. Jetzo durfte ich mir sagen: mit Feinden hast du zu tun, und im Kriege ist Täuschung erlaubt, zumal wenn sie einem Schuldlosen zur Freiheit verhilft. Da Seno den Befehl zum Abmarsch gab, bestieg alles die Rosse, auch mir war eins gesattelt. Aufatmend ritt ich inmitten der Soldaten durch das Burgtor über die Grabenbrücke, hinunter ins Waldtal.

Einen letzten Blick warf ich zurück. Da lag nun auf dem Berge die Veste, wo ich länger denn ein Jahr ein Gefangener gewesen. Stolz und wehrhaft ragete sie mit ihren Türmen, Mauern und Zinnen. Ich fand die Stelle, wo ich übers Dach geklettert war, und die beiden Schornsteine. Der heißgeliebten Gräfin galt mein Herzenspochen. O daß ich sie jetzo grüßen könnte mit der heimlichen Seelenmagie! Thekla! Frei bin ich – und alles will ich dransetzen, auch dich zu befreien – meine Braut!

Quelle:
Bruno Wille: Die Abendburg. Jena 1909, S. 118-152.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Die Abendburg
Die Abendburg: Chronika Eines Goldsuchers in Zwolf Abenteuern...
Die Abendburg: Chronika eines Goldsuchers in zwölf Abenteuern
Die Abendburg

Buchempfehlung

Spitteler, Carl

Conrad der Leutnant

Conrad der Leutnant

Seine naturalistische Darstellung eines Vater-Sohn Konfliktes leitet Spitteler 1898 mit einem Programm zum »Inneren Monolog« ein. Zwei Jahre später erscheint Schnitzlers »Leutnant Gustl" der als Schlüsseltext und Einführung des inneren Monologes in die deutsche Literatur gilt.

110 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon