Wieder am Neckar

[285] Und mehr als vier Jahrzehnte sind vergangen – neue Dinge und Menschen sind vor mich hingetreten, die Erinnerungen derart überwuchert, daß nur hin und wieder eine aus der Versunkenheit hervorlug. Solch ein Auftauchen aus dem Unterbewußtsein war mein Friedrichshagener Traum vom heimlichen Dörfchen am Monte Cristallo. Es waren Gefühle in mir erwacht, die als entfesselte Spannkräfte zu einer plötzlichen Wirkung zusammenflossen: zur Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies meiner Kindheit. Und keine Ruhe wollte dies Glastelfinger Heimweh geben – ich mußte das Neckarstädtchen wiedersehen und noch einmal auf den Pfaden meiner Jugend wandeln.

Nun saß ich im Eilzuge, der abends von Stuttgart nach Tübingen fährt, und starrte durch die Fensterscheiben. Goldgewölk im Neckar gespiegelt. Ragende Pappeln. Ein Häuschen im Garten. Hügel mit Obstbäumen. Ein Dorf. Ich erkenne die Gegend wieder, die vor bald einem halben Jahrhundert den Knaben fesselte, als er dieselbe Fahrt an der Eltern Seite machte. Ist nicht dort die Stelle, die mir damals ein Bäuerlein wies? In den Neckar sei Herzog Ulerich auf seinem Streitgaul gesprengt, den bündischen Landsknechten entwischend. Was ich für den feurigen Schwabenherzog empfand, übertrug[285] ich auf dich, mein Jugendfreund Uli. Jetzt bist auch du ein Traum, wie die Gestalten der Heldensage. Vielleicht ist nicht einmal dein Grab mehr zu finden auf dem Tübinger Friedhofe.

Hinter Waldhügeln, die schon dunkeln, ragt ein Kegel, die Achalm muß das sein. Reutlingen – die letzte Station vor dem Ziel, und ich schnüre den Rucksack, mache mich zum Aussteigen bereit. Jetzt im Tal das Wiesenland von Lustnau. Trotz der späten Stunde sind Weiber und Kinder mit Heuen beschäftigt. In der Dämmerung ist der gotische Kirchturm des fernen Dorfes erkennbar. Nun erscheint der Oesterberg. Er hat einen Turm? Früher war das nicht. Es wird der unvermeidliche Aussichtsturm sein. Häuser von Tübingen tauchen auf. Verdächtig modern! Und in den Bahnhof läuft der Zug: »Tü – binge!«

Hierherzukommen hab' ich mich gesehnt, gebangt – nun ich da bin, wundert mich's, daß mir das Herz nicht aufgeht wie eine Blume! Ziemlich gewöhnlich kommt mir dies Erlebnis vor – es ist hier genau so wie auf sonstigen Bahnhöfen: Gepäckträger, überwachend blickt der Vorsteher mit roter Mütze, Koffer schleppende Reisende, Weiber mit Körben. Empfangshalle nagelneu ... Damals war's hier noch kleinbürgerlich, fast schäbig.

Ich trete ins Freie – atme tief die kühle Nachtluft des Neckartals. Der wolkenlose Himmel ist veilchenblau – im Westen hat er ein gelbes Leuchten. Halbmond versilbert den Wiesendunst. Da sind die Alleen, die herrlichen! Viel dicker geworden die Kastanien. Strauchgruppen mit Bänken – nach einem Park sieht's hier aus. Und was ist das? Ein künstlicher Teich? Hier war zu meiner Schulzeit Wiese, – nur bei Eintritt des Winters wurde sie unter Wasser gesetzt. Damit Musensohn und Bürgermädel auf dem Eise schön tun konnten. Hier, wo ich Ulis Schwungkraft bewunderte und meine ersten Holländerbogen wagte, schwimmt jetzt ein Schwan, den Hals gereckt.[286] Wie vornehm, wie großstädtisch. Offenbar hatten 's die Tübinger mit dem Fortschritt. Das Uhland-Denkmal freilich wirkt altmodisch. Einem Handwerker im Sonntagsrock ähnlich, ist Uhland im Ländle der getreue Eckart altbiedern Bürgertums.

Hinterm Denkmal kommt lauter Bereich von ehedem. Die Platanenallee, zu der das Brücklein führt, gleicht dem Säulengang eines Domes. Kreuzweis verschränkte Aeste, Laubmassen als Gewölbe. An den Stämmen helle Flecke, wo die Borke abgeblättert ist – im Mondschein besonders auffällig. Ich begebe mich auf den Rasen, dicht an den Neckar, der zwischen Weidengesträuch blinkert. Er ist so still; beklemmend still. Warum denn rauscht er nicht? Früher schoß er jubelnd dahin, und die Flößer der Schwarzwaldstämme mußten aufs Bremsen bedacht sein: »Jockele sperr!« Jetzt schleicht das Wasser, und ich merke: Man hat reguliert! Gewinnt von der Wasserstauung wohl elektrisch Licht? Ja, auf der Neckarbrücke seh ich's strahlen. Schritt um Schritt drängt das Neue vor.

Was mich wieder versöhnt, ist das Bild der Altstadt. Dunkel ragen die altmodischen, zum Teil mittelalterlichen Häuser, Flanke an Flanke gedrängt; mit der Giebelseite blicken sie über den Fluß – vier, fünf Stockwerke, das obere jedesmal übers untere vorgekragt; niedrige Fenster, dicht gereiht; nur wenige sind jetzt erleuchtet. Solch altes Haus hat sein Dach wie eine Spitzkappe über die Ohren gezogen. Hinter den Fronten der Neckar- und Bursagasse steigt in Terrassen die mittlere Stadt empor. Wie ein Wall quergelagert die Stiftskirche mit dem kurzen Turme. Droben aus der Luke glimmt ein Licht: Der Türmer beginnt seine Nachtwache. – Links auf dem Berge kauert die Burg mit den dicken Türmen, in ihrer Wucht einem bewehrten Riesen ähnlich. Dort war's, wo wir Knaben Räuber spielten und Femgericht. Zu Füßen der Feste schmiegt sich ein Klosterbau –[287] jenes Stift, wo Württembergs Pfarrer ihre akademische Ausbildung erhalten.

Mit Rührung grüß' ich das Haus, wo ich bei den Eltern gewohnt habe. Nahe liegt's, tief am Flusse, hinter flachem Gartenland. Die bretternen Buden, die da mals zum Baden dienten, sind nicht mehr – im übrigen sieht das »Neckarbad« unverändert aus. Das zweistöckige, breite Haus hat seine üppige Weinberankung behalten. Im Garten sind noch die Obstbäume und Gemüsebeete, auch die Laube, die ragende Tanne. Längs der Stadtmauer erstreckt sich noch immer jene schuppenartige Bedachung, wo einst Tuchmacher ihr Tuch spannten, und wo wir Knaben unsere Werkstatt hatten. Rechts daneben kauert Hölderlins Turm.

Die Dunkelheit nimmt überhand. Gleichwohl erkenne ich hinter hohen Tannen das Haus, wo Rosel den lahmen Herrn Bolkendorf pflegte. Wenn sie im Dämmerstündchen strickend am offenen Fenster saß oder in der Gartenlaube, hallte zu ihr ein sanftes Grüßen: das Flötenspiel Hainlins, der droben in der Neckarhalde wohnte und gern abends auf seinem Altane träumte.

Dazumal war's am Neckar lebensfroher als jetzt. Aus Gärten und Fenstern scholl Gelächter und Burschengeträller, in der Brauerei von Betz brauste der Kommers, im Seufzerwäldchen, wo der Flieder duftete, schlug die Nachtigall und Mädchen sangen: »Das Lieben bringt groß Freud', es wissen's alle Leut'!« Jetzt ist alles hier befremdend schweigsam. Das Wasser sogar – nur ein hüpfender Hecht plätschert, es pfaucht eine Eule, von der Stiftskirche schlägt's ein Viertel – gleich wird der Turmwächter ins Tutehorn stoßen ... Richtig! noch besteht der Brauch ... Und ich spinne mich in Erinnerungen ein. – Da ist mir auf einmal, es halle von drüben des Kandidaten Flötenspiel, und immer deutlicher entfaltet sich die Melodie. Ein[288] Gemisch von zärtlichem Schmachten und klagendem Verzicht, dann wieder Aufjubeln und Andacht, eine Beichte, die in Tönen ausdrücken möchte, was unsagbar ist. Und mich begnadet jene Stille, die hinter allem Lebensgetriebe ihr heimlich Wesen hat. Von Unrast leer, ist sie gleichwohl durchzittert von Gefühlswellen. Alles lebt darin, was einst gewesen: Wie im Wasserspiegel, in den ein Stein gefallen ist, kreisförmige Wellen entstehen und in der Ausdehnung immer zarter werden, ohne daß ihre Wirksamkeit ganz verloren gehen kann. Wer hineinzulauschen weiß, dem gibt diese mütterlich hegende Stille Verlorenes wieder.

Im Silberduft des Mondes schweben um mich Geister ... Bist du's, Vater? Ich erkenne die hagerlange Gestalt, das ernste Gesicht mit der schwarzen Binde über leerer Augenhöhle, die schwermütigen Falten um den schnurrbärtigen Mund. Aber jetzt hast du, Vater, ein Lächeln so verklärt, wie ich's früher nicht an dir gesehen. Und deine Sprache ist lautlos, unmittelbar dringt sie ins Herz, durchleuchtend mit heiliger Klarheit ...

Die Erscheinung zerfließt – das Flötenspiel verliert sich, in eine Tiefe scheint es zu sinken, und – aus meiner Versonnenheit fahr' ich empor ...

Trunken von den Gesichten, die mir aufgegangen sind, wandle ich den gewölbten Laubgang dahin, bis er auf die Neckarbrücke stößt, die oben quer geht. Eine Treppe führt hinauf – es ist nicht mehr die alte Holzstiege, ist eine breite Steintreppe. Oben ragt etwas wie ein Denkmal. Ich habe keine Neigung hinzuschauen, biege nach rechts ab. Dort liegt der Gasthof zum Goldenen Ochsen, wo ich logieren will. Auf meinen Wunsch wird mir sogleich das Schlafzimmer angewiesen.


*
[289]

In tiefer Nacht wache ich auf. Ferne Musik – Blechinstrumente intonieren eine wehmütige Weise. Soldaten, die im Trauerschritt einen Sarg zum Bahnhof geleiten. »Ich – hatt – einen – Ka – me – ra – den ...« Ach ja, Krieg ist – und Tübingen hat Lazarette. Dumpfes Krachen, – Gewehrsalven rufen dem Toten Ade. Dann singen Studenten das Abschiedslied. Ein Jenenser Bursch hat's gedichtet, als er nach vielen Jahren sein Musenstädtchen wieder besuchte. Ergriffen sprech' ich die Worte für mich ins Dunkel:


»Auf den Bergen die Burgen,

Im Tale die Saale,

Im Städtchen die Mädchen –

Einst alles wie heut!

Ihr werten Gefährten,

Wo seid ihr zurzeit mir,

Ihr Lieben geblieben?

Ach, alle zerstreut!


Die einen, sie weinen,

Die andern, sie wandern;

Die dritten schon mitten

Im Wechsel der Zeit;

Auch viele am Ziele,

Zu den Toten entboten –

Verdorben, gestorben

In Lust und in Leid.«


Am Morgen bin ich ausgeruht, die gestrige Ueberschwänglichkeit hat einer ruhigen Heiterkeit Platz gemacht. Ich begebe mich ins Frühstückszimmer, meinen Kaffeeersatz zu schlürfen. Der Kellner überreicht mir einen Brief: von meinem Jugendgefährten[290] Hebsacker, in dessen Elternhause ich einst gewohnt habe. In der Hoffnung, daß er noch am Leben und im Vaterhause ansässig sei, hatte ich ihm angezeigt, ich würde dann und dann in Tübingen eintreffen und im Ochsen logieren. Hebsackers Antwort lautete: um Zehn werde er ins Gasthaus kommen. Es treffe sich ungünstig, daß er morgen verreisen müsse, für zwei Wochen. Hoffentlich werde ich länger in Tübingen bleiben, so daß er mich später noch treffe. – Das Frühstück ist reizlos. Ich greife nach der Zeitung »Tübinger Chronik«. Das Titelbild ist das alte: die Burg mit den dicken Ecktürmen. Ich schmunzele über kleinbürgerlich idyllische Anzeigen, landwirtschaftliche Bildchen: ein dickes Schwein, eine Kuh, ein Pferd, »Milchziege gesucht«, »Blütenhonig«. Modern wirkt das Inserat: »Kunstmost pulverförmig, nur für Selbstverbraucher«. In der guten alten Zeit hatte jede Familie reinen Apfelmost im Keller.

»Ischt vielleicht ein Herr Doktor Wille bei Ihne abgstiege?« sagt jemand zum Kellner. Ich erhebe mich – schweren Schritts schreitet auf mich zu eine Gestalt, die mir zuerst ganz fremd vorkommt. Dieser behäbige Mann mit ergrautem Haar und Schnurrbart soll der schmächtige, blasse Knabe von damals sein? Ueber mich mag er entsprechend denken – sein Stutzen verrät es, sein Auge, das mich unsicher anstarrt. Dann wird der Blick auf einmal gemütlich, als ob er Bekanntes entdecke. Aber wie wir uns betrachten, entdeckt auf einmal jeder etwas Vertrautes im Gesicht des andern, und herzlich schütteln wir einander die Hand.

Hebsacker gesteht mir, schon nachmittags müsse er seine Reise antreten, und jetzt hab' er eine geometrische Vermessung im Keesbachtal zu erledigen. – »Keesbachtal? Für mich eine liebliche Erinnerung? Darf ich Sie dorthin begleiten? Ich habe ja keine an dern Geschäfte hier, als noch einmal auf den Pfaden meiner Kindheit zu wandeln.«[291]

Wir verlassen den Gasthof und gehen nach der Neckarbrücke. Auf meine Frage, wie er lebe, entgegnet Hebsacker: Es sei da nicht viel zu berichten – von den Eltern hab' er das Haus geerbt, besitze Frau und Kinder und sei Stadtgeometer. »Ond waas sage Sie jetzt zu onserem Tübinge? Hänt Sie's wiedererkannt? 's hat sich arg verändert, gelt?« – »Scheint aber noch immer das liebe Nest zu sein – wenn auch hier und da die neue Zeit ...« – »Ha freile! Da schaue Sie, die Aeberhards-Brück! So heißt mr sie jetzt – die alte war gemütlicher, gelt? Diese neue hat ebbes Kaltes, gesucht Großartiges. Wisse Sie noch, wie abends am Sonntag unsere Weigärtner auf der alten Brück gsesse sind? Die steinerne Einfassung bildete sozusage zwei lange Bänk'. Wie 's Landvolk heimwärts zog in seine Dörfer? Die Baure trugen dreispitzige Hut – die Mädle Sammetmieder, bunte Röck, weiße Hemdsärmel ond Flitterhäuble. Ond zweistimmik sangen sie: Jetz gang i ans Brünnele ...«

Vor dem Eberhard-Denkmal stehn wir, das von einem mittleren Brückenpfeiler emporragt. Ich finde, daß durch diesen schwerfälligen Aufsatz mit der gemeißelten Rittergestalt der Betrachter vom natürlichen Reiz der Brücke, von der Aussicht, abgelenkt wird. Hebsacker gibt das zu und meint sogar: »Die Aus sicht selber hat arg gelitten. Da schaue Sie zum Oeschterberg nauf – ob Sie den wiedererkenne? O ihr Rebstöcke von dazumal, wo seid ihr bliebe? Kaum daß mr noch eins sieht von dene Wengerthäusle der Biedermeierzeit. Dafür hänt mr jetzt drobe die Protzepaläscht von dene Korstudente. Ond den Kaiser-Wilhelm-Turm, wo mr um e Fünfziger naufkracksle derf, obwohl mr überall die schönschte natürliche Aussicht gratis hat. Aber so ischt die Welt! Immer verzierter, künschtlicher, nobler ond komfortabler soll's werde – so wird manches verschlimm-bessert.«[292]

»Himmel!« Und ich stehe erstarrt. »Was ist aus der alten Wassermühle geworden?« Der ins Wasser vorgeschobene Turm, ehedem Brückenverteidigung der Stadtmauer, steht noch, ist aber modernisiert, angepaßt dem hochgereckten Geschäftsbau, dessen Erdgeschoß »Lichtspiel-Theater« heißt. In die Melodie des Wassers, das immer noch aus dem Schacht in den Neckar stürzt, mischt sich nicht mehr das Summen des unterirdischen Wasserrads – sondern das seelenlose Geklimper und Geklapper einer Musikwalze, die zum Augenschmaus der Flimmerbude einen gleichrangigen Ohrenschmaus gesellt. Hebsacker sucht zu entschuldigen: »Ohne Kino geht's heuer net! Die alte Mühle war halt net lebensfähik – solche Werke gehn älle zugrund – ond sentimental braucht mr dees net zu nemme – es hat ja die Romantik au ihre Kährseit.«

Die Neckargasse aufwärts schlendern wir. Die Mündung der Mühlgasse sieht ganz neu aus. Stattliche Schaufenster sind in alten Häusern eingerichtet. Ist das nicht die Bursagasse? Da sieht's noch aus wie damals. Ihre Buckel und Krümmen hat die Stadt behalten. Die Stiftskirche natürlich hat sich nicht verändert – großartig wirkt ihr Aufbau: Links an der steigenden Gasse ragt das aus mächtigen Quadern gemauerte Fundament, eingefaßt durch eine gemeißelte Schranke, ein Meisterwerk der Gotik. Dicht dahinter hebt sich der Chor der Kirche. Ein Blick, mir sehr vertraut – gegenüber hab' ich ja mit den Eltern gewohnt.

Jetzt such' ich das alte Haus vergebens. Wo's stand, ist auf dem Bürgersteig ein Neubau – moderner Maurermeisterstil. – Sonderbar! Aus der äußern Wirklichkeit ist das alte Haus verschwunden, kein Stein, kein Balken blieb übrig. Aber in mir find' ich noch den dreihundertjährigen, verkümmerten und morschen Bau mit den vorgekragten Stockwerken, sehe die[293] Steinstufen, die zur Haustür führen – links das Schubfenster, wo die kropfige Madeere-Beckin zu sitzen pflegte, Wecken und Most an vorbeigehende Marktleute zu verkaufen. Schweigsam mir zur Seite geht der Gefährte meiner Knabenzeit – mein Sinnen will er nicht stören. So trollen wir durch die Gassen, und aus allerlei Winkeln kommt alte Zeit hervorgeschlüpft. Staunend erlebe ich das Wunder, daß etwas in der Außenwelt tot sein kann, aber im Gemüt unverwüstlich lebt. Erinnerung ist Mitteilung aus dem Ewigen Leben. Wenn ich jetzt durch die erinnerungsreichen Gassen und die liebliche Landschaft Tübingens walle, so geh' ich gewissermaßen in der Ewigkeit spazieren. Und bin Odysseus, der nach langen Irrfahrten wieder sein Ländle Ithaka durchstreift, sein Glastelfingen.

Quelle:
Bruno Wille: Glasberg. Berlin [o. J.], S. 285-294.
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