[26] Ruthwen allein.
Nr. 2. Recitativ und Arie.
Recitativ.
RUTHWEN.
Ha! noch einen ganzen Tag!
Überlang ist diese Zeit! –
Zwei Opfer sind mir schon geweiht
Und das dritte – das dritte ist leicht gefunden.
Arie.
Ha! ha! welche Lust! Ha, welche Lust!
Ha! welche Lust, aus schönen Augen
An blühender Brust[26]
Neues Leben
In wonnigem Beben,
Ha, neues Leben
In wonnigem Beben,
Mit einem Kusse in sich zu saugen! –
Ha! welche Lust,
In liebendem Kosen,
Mit lüsternem Mut
Das süßeste Blut
Wie Saft der Rosen,
Von purpurnen Lippen
Schmeichelnd zu nippen! –
Und wenn der brennende Durst sich stillt,
Und wenn das Blut dem Herzen entquillt,
Und wenn sie stöhnen voll Entsetzen,
Teuflisch lachend.
haha!
Haha! Welch Ergötzen! Welch Ergötzen!
Welche Lust! Ha, welche Lust! –
Mit neuem Mut, mit neuem Mut
Durchglüht mich ihr Blut;
Ihr Todesbeben ist frisches Leben! –
Weich, rührend, mit der Erinnerung an verlorenes Glück.
Armes Liebchen, bleich wie Schnee,
That dir wohl im Herzen weh! –
Ach, einst fühlt' ich selbst die Schmerzen
Ihrer Angst im warmen Herzen,
Das der Himmel fühlend schuf.
Anklänge des Hexenchors.
Er erschrickt bei den Tönen.
Mahnt mich nicht in diesen Tönen,
Die den Himmel frech verhöhnen,
Ich verstehe euren Ruf!
Wilder stürmend.
Ha! Ha! welche Lust! Ha, welche Lust!
Ha, welche Lust, aus schönen Augen,
An blühender Brust neues Leben
In wonnigem Beben,[27]
Ha, neues Leben
In wonnigem Beben
Mit einem Kusse in sich zu saugen. –
Ha, welche Lust, in liebendem Kosen,
Mit lüsternem Mut
Das süßeste Blut
Wie Saft der Rosen,
Von purpurnen Lippen
Schmeichelnd zu nippen,
Schmeichelnd, schmeichelnd zu nippen! –
Und wenn der brennende Durst sich stillt,
Wenn dann das Blut dem Herzen entquillt,
Und wenn sie stöhnen voll Entsetzen, haha!
Haha! Ha! Welch Ergötzen!
Ha, welche Lust! Ha, welch Ergötzen!
Ha, welche Lust! Ha, welche Lust! Haha!
Und wenn sie stöhnen voll Entsetzen,
Ha, welch Ergötzen, welche Lust!
Und wenn der brennende Durst sich stillt,
Wenn das Blut dem Herzen entquillt,
Und wenn sie stöhnen voll Entsetzen,
Haha, haha, welche Lust!
Wenn sie stöhnen voll Entsetzen,
Welch Ergötzen, welch Ergötzen, welche Lust!
Er geht zurück, sieht nach links, macht eine Bewegung der Freude; spricht.
Horch, Geräusch, sie ist es! In der Abwesenheit ihrer Eltern wußte ich schlau unter fremdem Namen ihre Liebe zu gewinnen; nun kehrten sie zurück und kündigten ihr an, daß ihre Hand versprochen sei. Ich bewog sie, ihrem Herzen zu folgen und mit mir zu fliehen. Haha, armes Mädchen, dein Herz hat dich garstig betrogen! Er geht ab nach links und kehrt mit Janthe zurück.[28]
Buchempfehlung
Der aus Troja zurückgekehrte Agamemnon wird ermordet. Seine Gattin hat ihn mit seinem Vetter betrogen. Orestes, Sohn des Agamemnon, nimmt blutige Rache an den Mördern seines Vaters. Die Orestie, die Aischylos kurz vor seinem Tod abschloss, ist die einzige vollständig erhaltene Tragödientrilogie und damit einzigartiger Beleg übergreifender dramaturgischer Einheit im griechischen Drama.
114 Seiten, 4.30 Euro
Buchempfehlung
Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.
430 Seiten, 19.80 Euro