Erster Auftritt

[57] Die Landleute Robert Green und Toms Blunt sitzen unter Bauern am Tische rechts vorn; die Landleute Richard Scrop und James Gadshill ebenso am Tische links vorn. Bauern auf Stühlen und auf den Bänken an allen Tischen vorn und hinten. John Perth geht von einem Tisch zum andern, die Gäste zum Trinken nötigend. Einige Aufwärter und Schenkmädchen bedienen. Frau Suse Blunt bewegt sich unter den Gästen. Vier spielende Musikanten auf dem kleinen Orchester im Hintergrunde. Junges Volk tanzt und singt im Vordergrunde und hinten auf der Terrasse.

Fröhliches munteres Durcheinander.


CHOR DER TRINKER Männer allein.

Munter, edle Zecher, munter,

Köstlich ist der Wein!

Seht, die Sonne geht schon unter,

Laßt uns fleißig, fleißig sein!

Ach, der Tag find't bald sein Ziel

Und des Weins ist noch so viel,

Darum frisch getrunken, frisch, frisch!

Munter, edle Zecher, munter,

Köstlich ist der Wein!

Seht, die Sonne geht schon unter,

Laßt uns fleißig, fleißig sein!

Ach, der Tag find't bald sein Ziel,

Und des Weins ist noch so viel!

Darum frisch getrunken, frisch!

Getrunken frisch! –

Der Tanz oben auf der Terrasse endet.

Die Tänzer gehen nach unten.

Es wird unten getanzt.


CHOR DER TÄNZER alle.

Hört ihr die Geigen,

Seht ihr den Reigen

Fröhlich ertönen und munter ergehn?

Eilet zum Tanze

Froh in dem Kranze[58]

Munterer Jugend euch rascher zu drehn!

Bannet die Sorgen!

Heute und morgen

Lächelt die Freude und droht nicht Gefahr.

Nützet die Stunden,

Eh' sie entschwunden,

Daß eure Jugend nicht freudenlos war.

Der Tanz unten endet.


Seid ihr erst älter,

Steifer und kälter,

Drücket das Leben euch sorgvoll und schwer:

Dann, ach, ihr Leute,

Schickt sich's, wie heute,

Leider nicht mehr, ach nein, leider nicht mehr.

Immer behende,

Nimmer aus Ende

Drehe der Kreis sich bald hin und bald her.

Munter, nur munter,

Krauser und bunter,

H'rüber, hinüber der Kreuz und die Quer.

Die Tänzer gehen nach oben.

Der Tanz oben auf der Terrasse beginnt wieder.

Allmählich steckt der Tanz auch die Übrigen an, doch machen sie anfangs nur die Tanzbewegungen mit.

Die Trinker werden lebhafter und stehen zum Teil auf.


CHOR DER TRINKER männer allein.

Mag das junge Volk sich wiegen

Dort im raschen Tanz,

Trinken auch ist ein Vergnügen

Hier im Abendglanz!

Sind wir gleich zum Tanz zu alt,

Trinket nur, so wird sich bald

Alles um uns drehn!

Die Lustigkeit hat sich derart gesteigert, daß sich nun alles in größter Ausgelassenheit zeigt.

[59] Bunte Gruppierung und bewegtes Leben, allgemeine tolle Fröhlichkeit.

Aufwärter bringen Windlichter, obwohl es noch nicht besonders dunkel ist, und stellen sie auf die Tische.

Scrop und Gadshill gehen mit ihren Krügen nach rechts zu Green und Blunt.


ALLGEMEINER CHOR.

Juch! – Juch! – Das ist'ne Fröhlichkeit,

Alles schwimmt in Seligkeit,

Alles jauchzt und alles schwärmt,

Alles tobt und alles lärmt,

Alles bricht in Jubel aus:

So ist's recht beim Hochzeitsschmaus! – – Juch!

Allgemeiner ungeheuerer Jubel oben und unten.

Alle tanzen bunt durcheinander und gruppieren sich zum Schlusse.

Es wird dunkel.

Die Bauern und Bäuerinnen setzen sich und stehen fröhlich umher.


GADSHILL spricht, nachdem es ruhig geworden ist. Aber wo sind denn Braut und Bräutigam?

BLUNT schon etwas betrunken. Ja, wo sind sie, Braut und Bräutigam?

SCROP. Sollen wir denn die Hochzeit feiern ohne Braut und Bräutigam?

BLUNT. Ich habe noch nie eine Hochzeit gefeiert ohne Braut und Bräutigam.

PERTH. Der Bräutigam kam noch nicht an; er wird sich auf Davenaut verspätet haben, meine Tochter ist ihm entgegen gegangen.

FRAU BLUNT sieht nach links. Da kommt sie eben her.

BLUNT ergreift ein Glas vom Tisch.

Dies volle Glas will ich ihr zu Ehren

Bis auf den letzten Tropfen leeren.


Er trinkt.


FRAU BLUNT. Na, Toms, nimm dich in acht und trink' mir nicht wieder zu viel!

BLUNT. Suse, du hast recht, zu viel hab' ich schon oft getrunken, aber noch nie genug, noch nie genug!

Perth geht Emmy entgegen.

Emmy Perth kommt von links hinten vor der Terrasse.
[60]


Quelle:
Heinrich Marschner: Der Vampyr. Dichtung von Wilhelm August Wohlbrück, Leipzig [o. J.], S. 57-61.
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