Siebzehnter Auftritt

[88] Alle auf der rechten Seite. John Perth rechts vorn. George zu seiner Linken. Dann Emmy als Leiche.


GEORGE angstvoll.

Ach, Freunde, eilt, ach, eilet, rettet, Freunde!

PERTH.

Sprich, George, was ist geschehn? Was ist geschehn?

GEORGE.

Ach, Eure Emmy, Vater, ist ermordet,

Und ich, weh mir, erschoß den gnäd'gen Herrn!

PERTH.

Gerechter Gott! welch gräßliches Verbrechen!

Sprich, Unglückseliger, wie ging das zu?


Größte Teilnahme während der Erzählung.


GEORGE.

Voll Eifersucht sucht' ich den gnäd'gen Herrn,

Der meine Emmy aus dem Saal entführte.

Vergebens spähte ich den Garten durch,

Und kam zur Pforte bei dem nahen Wäldchen.

Da höre ich die Stimme meiner Braut,

Sie schreit um Hilfe, teuflisches Gelächter

Des gnäd'gen Herrn dringt gleich drauf mir ins Ohr,[88]

Ich eile hin, erblicke sie am Boden,

Ich ziehe die Pistole wutentflammt,

Ich ziele nach dem gnäd'gen Herrn, ich schieße!

Er stürzt zu Boden, rafft sich wieder auf,

Und eilt davon, ich hin zu Eurer Tochter!

Weh mir! voll Blut und leblos liegt sie da!

Vier Bauern eilen ab nach links vorn.


GEORGE.

Besinnungslos, nur meiner Rache folgend,

Stürz' ich ihm nach, dem Grafen! Ein zweiter Schuß

Ereilt ihn bei dem Erdfall nah am Garten,

Er stürzt hinab! Erstarrt steh' ich am Rande.

Gekühlt war meine Rache; mit Entsetzen

Erkenn' ich meine schaudervolle That!

Ach, gräßlich war es anzusehen, wie

Der Mond das blasse Antlitz hell beschien,

Der hoch herab vom Himmel in die Kluft sah.

Nicht Ruhe hab' ich mehr auf dieser Erde.

Eilt, seht, ob Eure Tochter noch zu retten,

Mich treibt die Unthat in die weite Welt!


Er stürzt ab nach links hinten vor der Terrasse.


Die vier Bauern bringen von links vorn auf einer Trage die Leiche Emmys und stellen sie in der Mitte nieder.


PERTH ruft aus.

Mein Kind, mein armes Kind!


Er bricht an der Trage zusammen.


Alle nähern sich und knieen nieder.

Nr. 18. Chor.


CHOR.

Freuden und Leiden im irdischen Leben

Wechseln so rasch, wie die Stunden entschweben!

Wir zogen so fröhlich und munter daher,

Zu vereinen die Braut mit dem Gatten.

Ach, und jetzt gehen wir bange und schwer,

Ihre Leiche zur Gruft zu bestatten![89]

Quelle:
Heinrich Marschner: Der Vampyr. Dichtung von Wilhelm August Wohlbrück, Leipzig [o. J.], S. 88-90.
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