Inhalt.

[531] Gawan kommt vor die prächtige Burg Schampfanzon, im Lande Askalon, dessen König Vergulacht, um sich bei der Reiherbeize nicht stören zu laßen, ihn der Pflege seiner Schwester Antikonie empfiehlt. Beide Geschwister, welche Kingrisin, den Gawan ermordet zu haben fälschlich beschuldigt ist, mit Fleurdamur, der Tochter Gandeins und Schwester Gahmurets? erzeugt hat, theilen die Schönheit des ganzen von den Feien stammenden Geschlechts. Die Reize Antikoniens, mit der Gawan allein geblieben ist, verleiten ihn zu ungestümer Liebeswerbung. Eben soll er erhört werden, als ein grauer Ritter eintritt und das Volk zu den Waffen ruft, weil Gawan, nicht zufrieden den König ermordet zu haben, nun auch dessen Tochter nöthigen wolle. Gawan flüchtet sich mit der Königin in einen festen Thurm, gebraucht den Thorriegel als Waffe, und ein Schachbret dient ihm zum Schilde, während Antikonie die Schachbilder gegen die Anstürmenden schleudert. Vergulacht kommt hinzu und mahnt die Seinen zu neuem Angriff, statt sich als Wirth seines Gastes anzunehmen; der Landgraf Kingrimursel aber, der Gawanen zum Zweikampf dahin geladen, schlägt sich auf seine Seite, weil er ihm Geleit zugesagt hatte. Auf das Zureden der Seinigen bewilligt Vergulacht einen Waffenstillstand, Antikonie und Kingrimursel, seines Oheims Sohn, tadeln sein Betragen; letzterer geräth darüber mit Liddamus, einem reichen aber feigen[531] Lehnsfürsten des Königs, in Wortwechsel, und schließt mit Gawan einen Sonderfrieden, wonach ihr Zweikampf nach einem Jahre zu Barbigöl vor dem König Meljanz von Li gefochten werden soll. Vergulacht, indem er sich mit seinen Fürsten beräth, erzählt diesen, wie er jüngst einem Ritter (Parzival), der ihn abgestochen, geloben müßen, ihm den Gral zu erwerben, oder der Königin von Pelrapär seine Sicherheit zu bringen. Auf den Rath des Liddamus wird Gawan unter der Bedingung entlaßen, daß er diese Verpflichtung Vergulachts über sich nehme. Kingrimursel verspricht, seine Edelknaben durch Scherules Vermittlung zu Artus zu senden, worauf Gawan Urlaub nimmt und hinwegreitet, nach dem Grale zu forschen.

Quelle:
Wolfram von Eschenbach: Parzival und Titurel. 2 Bände, Stuttgart 1862, Band 1, S. 531-532.
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