|
1619 | 8. Oktober: Caesius bzw. Zesen wird in Priorau bei Dessau geboren. |
1631 | Der Pastorensohn Zesen besucht das Gymnasium in Halle/Saale. |
1639 | Er kommt an die Wittenberger Universität, wo er insbesondere Vorlesungen von Augustus Buchner hört. |
1640 | »Deutscher Helicon« (Heidelberg). |
1641 | 28. April: Er absolviert dort den Magistergrad. Damit beginnt für Zesen ein Lebenslauf mit vielen Reisen, wechselnden Beschäftigungen und stetiger Unrast. Es gelingt ihm nicht, eine dauerhafte Anstellung in obrigkeitlichen Diensten zu erlangen. Ab Herbst: Bis Frühjahr des folgenden Jahres lebt er in Hamburg und lernt dort Johann Rist und dessen literarischen Umkreis (unter anderem Gottfried Hegenitz und den Dänen Søren Terkelsen) kennen. |
1642–1648 | Zesen hält sich in den Niederlanden (Leiden, Amsterdam, Utrecht) auf. Er ist Übersetzer von französischen Romanen, Schriftsteller sowie auch Korrektor, vornehmlich im Dienst des Verlegers Ludwig Elzevier. |
1643 | Er unternimmt eine Reise nach Paris, wo er unter anderem mit Hugo Grotius und Isaac Vossius zusammentrifft. Zesen ist das Haupt einer selbstgegründeten Sprachgesellschaft, der »Deutschgesinneten Genossenschaft«. Er versucht von den Niederlanden aus aber wiederholt, in die bedeutendere »Fruchtbringende Gesellschaft« aufgenommen zu werden. »Hooch-Deutsche Spraach-übung« (Heidelberg). |
1644 | Als Schriftsteller betätigt sich Zesen in vielen Bereichen. Mit Hegenitz gemeinsam übersetzt er Vital d'Audiguiers Roman »Lysandre et Caliste« ins Deutsche: »Liebes-beschreibung Lysanders und Kalisten« (Amsterdam). Beim selben Verleger erscheint der »Ibrahim« (nach Madeleine de Scudérys französischem Roman). |
1645 | »Lustinne« (Heidelberg). »Die Adriatische Rosemund« (Amsterdam). |
1646 | Er reist zum Zweck der Aufnahme in die »Fruchtbringende Gesellschaft« eigens nach Wittenberg, wo er die Fürsprache Buchners und weiterer Literaten zu gewinnen hofft. |
1647 | »Die Afrikanische Sofonisbe« (nach der Vorlage von François de Soucy, Sieur de Gerzan). Zesen übersetzt zum Broterwerb, jedoch auch, um die deutsche Literatursprache um fremden Wortschatz zu erweitern. |
1648 | Mit demselben Ziel, in die »Fruchtbringende Gesellschaft« aufgenommen zu werden, fährt er nach Köthen zu Fürst Ludwig selbst. Wegen seiner orthographischen und wortbildnerischen Neuerungen ist Zesen unbeliebt, und man nimmt ihn unter dem Namen »Der Wohlsetzende« nur widerstrebend auf. |
1649 | Bereits in diesem Jahr aber kommt es wegen orthographischer und anderer sprachlicher Meinungsverschiedenheiten zum bleibenden Zerwürfnis mit den »Fruchtbringenden«. Zesen wird damit zur willkommenen Zielscheibe aller sprachlich Konservativen, die zum Teil auch vor persönlichen Verunglimpfungen nicht zurückscheuen; unter ihnen ist auch der einstige Freund Rist. |
1651 | »Dichterische Jugend-Flammen« (Heidelberg). »Rosen-mând« (Heidelberg). |
1652 | Nach einem dreijährigen Aufenthalt in Holland kommt Zesen an den Hof in Dessau. |
1653 | Er wird mit Dessauer Unterstützung auf dem Reichstag in Regensburg in den Adelsstand erhoben. Trotzdem gelingt es ihm nicht, eine dauernde Anstellung am Hof des Heimatlandes zu bekommen, ebensowenig in Dänemark, wo er sich noch im selben Jahr bei dem königlichen Hof in Kopenhagen mit Gelegenheitspoesie zu empfehlen sucht. |
1654 | Zurück in Dessau. |
1655 | Er reist ins Baltikum und hält sich dort für kurze Zeit beim schwedischen Statthalter in Riga, Heinrich Matthias Graf von Thurn, auf. |
1656–1664 | Wieder in Holland, im Umkreis von niederländischen Dichtern und Gelehrten (Nicolaas Fontein, Anna Maria Schuurmans), Patriziern und Verlegern. Die Niederlande sind inzwischen zu Zesens Wahlheimat geworden: Zesen beherrscht die Landessprache in Wort und Schrift. |
1665 | Die niederländische Übersetzung von Johann Arndts »Paradiesgärtlein« (Amsterdam) gilt als sein Werk. Zesen verfaßt eine geschichtlich-systematische Landeskunde der Niederlande und eine Beschreibung der Stadt Amsterdam (1664). |
1667 | Bis zu seinem Tod wohnt er abwechselnd in Hamburg und in Amsterdam. Er ist inzwischen ein bekannter Literat, der mit berühmten Leuten Umgang pflegt und von bürgerlichen Mäzenen Geldgeschenke und andere Zuwendungen erhält. |
1670 | »Dichterisches Rosen- und Liljentahl« (Heidelberg). |
1672 | Sehr spät heiratet er die Stader Bürgerstochter Maria Becker, die aufgrund der wirtschaftlichen Sorgen einen Leinwandhandel einzurichten versucht, jedoch ohne Erfolg. |
1679 | Zesen bemüht sich erneut um eine Stelle am Wolfenbütteler Hof, die er so sehr wünscht, erlangt sie aber nicht. |
1689 | 13. November: Zesen stirbt arm in Hamburg, als einer der ersten »freien Schriftsteller« deutscher Sprache wider eigenen Willen. |
Buchempfehlung
»In der jetzigen Zeit, nicht der Völkerwanderung nach Außen, sondern der Völkerregungen nach Innen, wo Welttheile einander bewegen und ein Land um das andre zum Vaterlande reift, wird auch der Dichter mit fortgezogen und wenigstens das Herz will mit schlagen helfen. Wahrlich! man kann nicht anders, und ich achte keinen Mann, der sich jetzo blos der Kunst zuwendet, ohne die Kunst selbst gegen die Zeit zu kehren.« schreibt Jean Paul in dem der Ausgabe vorangestellten Motto. Eines der rund einhundert Lieder, die Hoffmann von Fallersleben 1843 anonym herausgibt, wird zur deutschen Nationalhymne werden.
90 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.
430 Seiten, 19.80 Euro