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Zur 1 Einteilung.
Am Bache Sorek.] Also beschreibet und nennet den Ort des Filisterlandes / da Simson zum dritten mahle verliebt ward / das Buch der Richter / im 16 Hauptstükke. Die Worte seind diese: Darnach gewan er (Simson) ein Weib lieb am Bache Sorek; die hies Delila. Andere dagegen wollen / daß das Tahl / darinnen sich der Bach / bei welchem Delila gewohnet / befunden / und nicht der Bach selbsten / Sorek geheissen. Und also scheinet es / als wolten sie die obangezogenen Worte des Buches der Richter verstanden haben /als lauteten sie: Darnach gewan Er ein Weib lieb am Bache des Tahles Sorek. Daher ist auch der berühmte Pallavizien ohne Zweifel veranlaßet worden / daß er /in seinem Simson / gar ohne meldung einiges Baches / schlechthin geschrieben: Er ward im Tahle Sorek /das auch in der Filister Land gehörete / wieder in ein neues Weibesbild / das Dalila hies / verliebet / u.s.f. Aber es war freilich ein Bach / und zwar ein Bach Soreks / wie es eigendlich solte geschrieben werden /das ist ein Bach des Tahles oder im Tahle Sorek / darbei Delila sich aufhielt / und also ein zweifach lustiger und lieblicher Ort / der auch daher üm so viel mehr zur Liebe bewögen konte.
Zur 17 Einteilung.
Das Einhorn.] Dieses Tier / wie es die Tiergeschichte beschreiben / ist so groß / als ein Pferd / und mit Mähnen im Nakken gezieret / auch den Pferden ziemlich gleich; ohne daß es einen Kopf hat / wie ein Hirsch / einen Bahrt / wie ein Ziegenbok / und einen Schwantz / wie ein Eber. Es ist sehr grausam / und so wild / daß es niemand zähmen kan. Gleichwohl legt es seine Grausamkeit und Unbändigkeit ab / wan[635] es ein Frauenbild erblikket: zu dem es sich von sich selbsten und so gern gesellet / daß es kein Bedenken träget in dessen Gegenwart zu spielen / ja selbst zu schlafen. Die meisten Naturkündiger wollen zwar keines Weges gestehen / daß es im Wesen der Dinge gefunden werde: aber Julius Zeser Skaliger führet / in seinem Buche wider den Kardanus / eines Freundes /der es selbst gesehen / Zeugnis an. Was hiervon mehr zu erinnern sein möchte / kan bei Wolfgang Frantzen / in seiner Tiergeschicht / am 127, 128 und 131 Bl. wie auch bei andern / die dergleichen geschrieben /gelesen werden.
Zur 18 Einteilung.
Worinnen die Kraft seiner übermenschlichen Stärke bestünde.] Hiervon redet das Buch der Richter am obangezogenem Orte / wie folget: Zu der / nähmlich zur Delila / kahmen der Filister Fürsten hinauf / und sprachen zu ihr: überrede ihn / und besiehe / worinnen er solche große Kraft hat / und womit wir ihn übermögen / daß wir ihn binden / und zwingen; so wollen wir dir geben ein jeglicher tausend und hundert Silberlinge.
Zur 20 Einteilung.
Ja daß es so groß ward / als der gröste Kuhkmagen.] Dieses ist ein Sprichwort an etlichen Orten in Ober Sachsen / von einem Hertzen oder Muhte / den eine gegebene guhte Hofhung oder Vertröstung gleichsam aufblöhet und schwängert. Durch den Kuhkmagen aber verstehet man die gröste Wurst / welche die Gestalt eines Magens zu haben pfleget.
Zur 23 Einteilung.
Wan ein Esel / mit Gelde beladen / anklopfet / u.s.f.] König Filip von Mazedonien pflegte fast auf eben diesen Schlag zu sagen: Keine Festung sei so feste /daß sie nicht könte erobert werden / wan sie nur ein Tührlein hette / das so groß were / daß ein Esel / mit Gelde beladen / durchhin schlüpfen möchte.[636]
Jupiter muste Gold auf der Danae Wächter regnen laßen.] Dieses Lehrgedicht / dessen wir droben albereit umständlich gedacht / beschreibet unter andern Horatz / im 6 Leierliede seines dritten Buches. Auch ist es / in unserer Horazischen Sittenlehre / am 97 Bl. des 1 Teiles / abgebildet: darunter wir folgende Bilderreime gefüget:
Gold dringt durch Stahl und Eisen hin /
schlägt Mauren / Wal / und Turn zu trümmern:
Das Schlos springt auf / nach unsrem Sin /
wan güldne Schlüssel vor ihm schimmern.
Gold macht / daß niemand standfest ist /
ein Weiser die Vernunft vergist /
das Recht die Pflicht / der Mensch die Lehre /
die Wach' ihr Amt / die Frau ihr' Ehre.
Die Erklährung des abgebildeten Lehrgedichtes kan alda / auf der vorhergehenden 96 Blatseite / ein ieder /dem es beliebet / zu lesen bekommen.
Zur 24 Einteilung.
Einieder Fünffürst boht ihr eilfhundert Silberlinge zur Belohnung an.] Von tausend und hundert Silberlingen / welches eben so viel ist / meldet / am obangeführten Orte / das Buch der Richter. Weil nun fünf Fürsten das Filisterland beherscheten / und einieder Fürst ihr so viel zu geben angelobet; so stieg die sämtliche Zahl auf fünftausend und fünfhundert Silberlinge /welche die Verrähterin Delila / die den Heiland Israels verriet / von den Fünffürsten empfing: da hergegen der gantzen Welt Heiland / als er vom Verrähter Judas den Hohen Priestern verrahten ward / nur dreissig Silberlinge / und also fünftausend vierhundert und siebenzig weniger gälten muste / dan Simson /der Heiland Israels.
Zur 37 Einteilung.
Wan sie ihn mit sieben Seilern von frischem Baste binden würde.] Hiervon redet / in obangezogenem Hauptstükke / das Buch der Richter also: Simson sprach zu ihr: wan man mich[637] bünde mit sieben Seilern von frischem Baste / die noch nicht verdorret seind; so würde ich schwach / und were / wie ein ander Mensch.
Zur 46 Einteilung.
Auf! auf Simson! die Filister überfallen dich.] So werden die Worte des Buchs der Richter / die Filister über dir / Simson / erklähret.
Zur 53 Einteilung.
Verdienet nun meine so hertzliche Liebe nichts mehr /u.s.f.] Im Buche der Richter spricht Delila zum Simson zwar nur schlecht hin und ohne langen Umschweif: Siehe! du hast mich geteuschet / und mir gelogen. Nun so sage mir doch / womit kan man dich binden? Aber es stehet leichtlich zu vermuhten / daß ihre eigene Worte / die der Aufzeichner / der sich der kürtze beflissen / nicht alle / sondern nur allein den Kern daraus / erzehlen wollen / viel weitleuftiger und durchdringender müssen gewesen sein.
Zur 103 Einteilung.
Keine Venus kan ihren Adonis / u.s.f.] Dieser Adonis war des Priapus / des Schutzgötzens oder Alsgottes der Gärte / den er mit der Venus / wie Apollonius meldet / gezeuget / Vater / und der Ziprischen Königlichen Fürstin Mirre Sohn; den sie / aus dem heimlichen Beischlafe / ihres Vaters des Tias / oder vielmehr / wie Ovidius / im 10 seiner Verwandlungsbücher / schreibet / des Ziprischen Königes Ziniras /empfangen / und nachmahls / als es der Vater erfahren / und sie sich des Väterlichen Beischlafes geschämet /selbsten / auf ihr Begehren / von den Göttern in einen Mirrenbaum / wie Likofron bezeuget / verwandelt worden. Sobald das Kind / nach der Gebuhrt / zu erwachsen und ein überaus schöner Jüngling zu werden begunte; da verliebte sich die Venus in ihn dermaßen / daß sie nicht allein seiner Liebe bei seinem Leben zu geniessen[638] eifrig trachtete / sondern auch nach seinem Tode sich mit der höllischen Königin Proserpine verglich / daß er die erste Helfte des Jahres bei dieser /die andere bei jener sich aufhalten möchte. Die Uhrsache seines Todes schreibet Teokritus / in des Adonis Grabschrift / einem Eber zu / der ihm / mit seinem Hauerzahne / die Hüfte verwundet. Die Dichterin Saffo aber / der alzuheftigkühlenden Kraft des Lattichkraudes / darein ihn die Venus selbsten / seine so gar übermäßige Liebeshitze abzukühlen / geleget. Andere fügen hinzu / daß der Kriegsgötze Mars / damit er ihn / als seinen Mitbuhler / aus dem Wege reumen /und der Venus Liebe nur allein besitzen möchte / gemeldten Eber selbst angereitzet ihn ümzubringen: da dan die Venus / ihrem Adonis zu Hülfe zu kommen /so geschwinde hinzu geeilet / daß sie / aus Unvorsichtigkeit / an einem stachlichten Rosenstrauche den Fuß geritzet und blutrünstig gemacht / und also durch ihr Blut / welches Hauffenweise herümgespritzet / die Rosen / die zuvor weis gewesen / purpurfärbig ge macht. Daß auch die Venus den Adonis gewarnet sich für allen reissenden und beissenden Tieren zu hühten /und ihm / seinen Tod zu verhühten / im Jagen allezeit gefolget / erzehlet Ovidius / am obgedachten Orte /gantz weitleuftig: wiewohl ihn Virgiel nicht für einen Jäger / sondern für einen Schäfer / der sich üm die Jagt wenig bekümmert / zu halten scheinet; wan er /in einem seiner absonderlichen Gedichte / also schreibet:
– FORMOSUS OVES AD FLUMINA PAVIT ADONIS.
Zur 104 Einteilung.
In die Elisischen Felder.] Diese waren der Heiden Himmel / dahin die Seelen der Abgestorbenen / wan sie zuvor / in der Hölle / die durch ihre Missetahten verdiente Strafe gelitten / und gleich als in einem Fegefeuer / von ihren Sünden / sofern sie nicht alzugroß waren / gereiniget / und genug gebanzerfeget worden /wie sie wähneten / vorsetzet warden / der ewigen Glüksäligkeit / bei dem auserwehlten Hauffen der Frommen / zu geniessen. Und dieses hat Virgiel im 6 Buche seines Heldengedichtes / folgender Gestalt kurtzbündig beschrieben:[639]
ERGO EXERCENTUR PŒNIS, VETERUMQUE MALORUM
SUPPLICIA EXPENDUNT. ALIÆ PANDUNTUR INANES
SUSPENSÆ AD VENTOS: ALIIS SUB GURGITE VASTO
INFECTUM ELUITUR SCELUS, AUT EXURITUR IGNI.
QUISQUE SUOS PATIMUR MANES. EXINDE PER AMPLUM
MITTIMUR ELYSIUM, & PAUCI LÆTA ARVA TENEMUS.
Wo aber diese Elisischen Felder oder der Heiden Himmelreich sich eigendlich befunden / darinnen stimmeten ihre Meinungen nicht überein. Etliche setzten sie mitten in die Hölle: von welcher sie gleichwohl / durch eine Kluft ringst herum dermaßen abgeschieden weren / daß die Verdamten in der Hölle zu den Glüksäligen Seelen in den Elisischen Feldern /noch diese zu jenen keines Weges gelangen könten. Andere reumeten ihnen einen Ort ein bei der Kugel des Mohnes / da die Luft am reinesten sei: oder stelleten sie gar in die Oberfläche der Himmelskreuse; von dannen die Seelen / durch drei Uhrwesen / in die Menschen herunter zu fahren vor Alters gegleubet warden. Noch andere wähneten / daß gemeldte Felder der Glüksäligen in Spanien / oder in den Glüksäligen Inseln anzutreffen. Und Isazius meinete / daß sie nicht weit von den zwo Herkulsseulen / Alibe und Abene /die Herkules selbsten / im Niedergange / mit dieser Uberschrift / daß man nicht weiter gehen könte oder solte / aus Ertze gestiftet / da die Insel Gades / und der Flus Betis lieget / zu finden weren. Auch hat man diese Gegend / an der eusersten Europischen Grentze / den Glüksäligen Inseln gemeiniglich zugeeignet. Plutarch schreibet unter andern hiervon / daß Sertorius / indem er nach Gades zu geschiffet / etliche / die aus den Glüksäligen Inseln zurükgekehret / angetroffen. Diese hetten erzehlet: daß es zwo kleine Inseln weren / zwischen denen die See durchspühlete: wie auch / daß alda gemeiniglich sehr gelinde und so wohlrüchende Winde bliesen / als weren sie durch eine Gegend vol allerlei lieblicher Bluhmen gegangen. Dan eben denselben lieblichen Geruch / der aus vielen Rosen / Liljen / Näglein / Violen / Hiazinten / Narzissen / Mirten- Lorbeer- und Zipres-büschen entstünde /hette man an den Winden verspüret: die auch in den[640] Büschen / indem sie die Blätter gantz langsam und gelinde bewäget / ein überaus liebliches Gereusche veruhrsachet. Das Erdreich selbsten sei so fet und fruchtbar / daß es nicht allein sehr leichtlich könte gepflüget / besäet und bepflantzet werden / sondern auch vielerhand Früchte von sich selbst / und ohne Menschliche Bearbeitung / zu tragen pflegte. Ja es trüge jährlich wohl drei mahl: daher es dan eine ungleubliche Mänge der Menschen / selbst ohne derselben Beschweerligkeit / ernähren könte. Im übrigen hette man alda einen ewigen Frühling. Keine Winde weheten / als der anmuhtige West. Keine Bluhmen /noch heilsame Pflantzen weren irgendwo zu finden /die alda nicht hauffenweise wüchsen. Keine Weinstökke stünden alda / die nicht alle Mohnden reiffe Trauben trügen. Die Luft sei so heilsam und gemiltert / daß sie schier keine Veränderung der Jahrszeiten /noch des Gewitters zuliesse: dan der Nord und andere scharfe Winde würden / durch die Weite des Raumes / den sie durchstreichen müsten / dermaßen abgemattet / daß sie ihre Schärfe gantz verlohren / ehe sie dahin angelangten. Die Westlichen und andere gelinden Winde pflegten zu weilen einen sanften Regen mitzubringen. Auch mangelte der Luft selbst keine Feuchtigkeit / noch fruchtbares Gewitter alle Tiere /Pflantzen und Gewächse zu erhalten. Auf den Aesten der Beume hüpfeten allerlei Vogel allendhalben herüm / und erfülleten die Luft und Ohren der Menschen mit ihrem anmuhtigen Gesange. Ja die Jungfrauen und Jünglinge tantzeten alda / nach dem Singen und Spielen der berühmtesten Sangmeister und Kunstspieler: nähmlich des Arions / des Eunomus /des Stesichors / des Anakreons. Alle Speisefrüchte /die alda wüchsen / weren gantz heilsam / und vol des allerlieblichsten gesündesten Saftes. Man wüste von keiner Eraltung / von keiner Krankheit / noch von einer heftigen Gemühtsregung. Die Gemühter der Menschen würden von keinen Begierden des Goldes und Reichtuhmes / noch vom Ubermuhte der Obrigkeiten angefochten. Alle lebeten / mit nohtwendigen Dingen vergnüget / vor sich hin / abgeneugt von allen Frohndiensten: dan sie hielten darfür / daß über viele herschen wollen / nichts anders sei / als vielen dienstbar zu werden trachten. Die gantze[641] Gegend sei / als eine der alleranmuhtigsten Wiesen / mit einem Lustwalde vol allerlei fruchttragender Beume ümgeben. Alda würden / unter dem Schatten der Beume / stähtige Gastereien gehalten / und die Gäste säßen auf lauter Bluhmen. Dem Mansvolke warteten die schönsten Jungfrauen / und diesen wieder die schönsten Jünglinge fort und fort auf. Beiderseits brächten sie einander die Bächer der Fröhligkeit zu. Ja die Lust und Liebligkeit dieser Glüksäligen Inseln sei so überschwänglich groß / daß kein Ort / da die Seelen der Frommen nach ihrem Tode wohnen solten / oder dahin man die Elisischen Felder setzen könte / geschikter sei / als dieser. Sonsten gedenket auch mehrgemeldter Elisischen Felder / Virgiel / wan er sie / im obangezogenem 6 Buche seines Heldengedichtes vom Eneas /also beschreibet:
DEVENERE LOCOS LÆTOS, & AMŒNA VIRETA
FORTUNATORUM NEMORUM, SEDESQUE BEATAS.
LARGIOR HIC CAMPOS ÆTHER & LUMINE VESTIT
PURPUREO: SOLEMQUE SUUM, SUA SIDERA NORUNT.
Daß alhier ein anderer Himmel / eine andere Sonne /die allezeit lieblich scheine / und ein anderes Gestirn /ja selbst eine andere Welt sei / hat auch Plato / der aus dem Virgiel ohne Zweifel diese seine Beschreibung genommen / gemeldet. Aber wir müssen hierbei des Tibullus nicht vergessen / der fast alle die Wohllüste der Elisischen Felder sehr ahrtig / wiewohl kurtzbündig zusammen gefasset / wan er in seinem 1 Buche also schreibet:
SED ME, QUOD FACILIS TENERO SUM SEMPER AMORI,
IPSA VENUS CAMPOS DUCET IN ELYSIOS.
HÎC CHOREÆ, CANTUSQUE VIGENT, PASSIMQUE VAGANTES
DULCE SONANT TENUI GUTTURE CARMEN AVES,
FERT CASIAM NON CULTA SEGES, TOTOSQUE PER AGROS
FLORET ODORATIS TERRA BENIGNA ROSIS.
AC JUVENUM SERIES TENERIS IMMISTA PUELLIS
LUDIT, & ASSIDUÈ PRÆLIA MISCET AMOR.
Diese Lust gefiel dem Julius Zesern / der in einem Schiffe / mit drei hundert Kriegsknechten versehen /in gemeldte Glüksälige[642] Inseln sol gelanget sein / so überaus wohl / daß er alda zu verbleiben beschlossen. Aber weil er noch einen rauhen / groben / und nicht einen solchen Leib hatte / wie die daselbst wohnende glüksälige Seelen; so haben sie ihn / wie man saget /gar bald / und wider seinen Willen / von dannen gejaget. Von den Leibern aber dieser glüksäligen Seelen /welche von gewissen Fischern oder Schiffern / an der Weltsee / unweit von Britannien wohnhaftig / an gemeldten Lustort übergeführet worden / schreibet Luzian / im 2 Buche seiner mancherlei Geschichte: daß die Menschen / welche alda wohneten / weder Fleisch /noch Beine / noch etwas anders / das dem Angriffe widerstünde / an sich hetten: sondern sie weren nur eine Gestalt des Leibes / und einige Seelen / mit einem Uberzuge / der dem Leibe gleich / ümgeben: welche sich bewegten / redeten / und einen Verstand hetten / ja alles tähten / was die Lebendigen zu tuhn pflegten; aber niemahls eralteten / sondern ihr Alter /und ihre Kräfte zu allen Zeiten behielten. Eben also weren auch alle Gattungen der Früchte / welche solche Menschen zu essen pflegten. Hierbei ist märkwürdig / was Arrian von der Libischen Schiffahrt / welche Hanno / der Kartagische Seeheld / verrichtet / aufgezeichnet: alhier aber / lauten seine Worte / war noch eine andere Insel / (die in einem Seebusem der großen Insel lag) auf welcher man bei Tage nichts / als Busch / sahe; aber bei der Nacht viel angezündeter Feuer. Auch hörete man zugleich einen Klang von Pfeiffen /Zimbeln / und Pauken / mit einem großen Geschrei. Aber alda überfiel sie ein so heftiges Schrökken / daß Hanno gezwungen ward diese Gegend über den Herkulsseulen / da die spükende Seelen sich befanden /zu verlaßen.
Zur 184 Einteilung.
Delila setzte die Schähre verrähterisch an.] Das Buch der Richter meldet zwar hiervon / daß Delila / nachdem sie den Simson auf ihrem Schoße einschlafen laßen / einem Filister gerufen / der ihm die sieben Lokken seines Heuptes abschnitte. Aber weil die Filister zuvor allemahl so furchtsam und schüchtern[643] gewesen waren / daß sie sich dem Simson / ehe sie ein gewisses Zeichen seiner verlohrnen Stärke gesehen /nicht nahen dürfen; so ist vermuhtlich / daß sie auch itzund eine solche Furcht abgehalten hinein zu gehen /und ihm das Haar / auf der Delila begehren / abzuschneiden / also daß sie es endlich selbst verrichten müssen; wie etlichen hiervon zu urteilen beliebet. Fast auf diese Weise hat Nisus / der Megarer König /als ihn Minos / der Kreter König / belägert hielt / sein glüksfälliges Haar / aus dessen Verluste der Verlust seines Königreichs ihm zuwachsen solte / durch Verrähterei seiner eigenen Tochter / der Zille / die sich in den König Minos verliebet / und ihm das abgeschnittene Haar ihres Vaters eingehändiget / verlohren. Daher sagt Ovidiüs:
FILIA NÉVE MAGIS CAPITI SIT FIDA PARENTIS,
QUÀM TUA VEL PTERELA, VEL TUA, NISE, FUIT.
Daß aber die Zille / nachdem der König Minos ihre Liebe verschmähet / aus Wehmuht / in einen Vogel /wie auch ihr Vater Nisus selbsten / nach seinem Tode / in einen Sperber / den der Nahme Nisus bei den Lateinern bezeichnet / verwandelt worden / ja daß beide diese Vogel noch itzund eine stähtige Todfeindschaft untereinander hetten / hat Servius bei dem Virgiel angemärket.
Zur 200 Einteilung.
In der Stampfmühle.] Das Buch der Richter redet hiervon / im mehrgemeldten 16 Hauptstükke / folgender Gestalt: aber die Filister griffen ihn / und stachen ihm die Augen aus / und führeten ihn gen Gaza / und bunden ihn mit zween ehernen Strükken: und er muste mahlen im Gefängnisse.
Zur 211 Einteilung.
Ihrem Korn- und Fladen-götzen / dem Dagon.] Dieser Dagon war der Fönizier und Filister Jupiter / das ist höchster Abgott / der / nach ihrem Wahne / das Gedeien gab zu ihren Früchten; und nicht Saturn / wie Favorinus meinet: der ihn[644] auch überdas Betagon / Πητάγων welches aus ביתדגון, BETH-DAGON, das ist Dagons Götzenhaus / ümgestaltet / gantz ungereimt nennet: weil er / nähmlich der Fönizische Saturn / eigendlich אל EL oder ILUM geheissen / und des Dagons oder Fönizischen Jupiters Bruder / den der Himmel aus der Erde sowohl / als den Dagon selbsten / gezeuget / gewesen; wie Sanchoniaton / aus der Fönizier Götzenlehre / angemärket. Ja ich dürfte schier sagen / daß der Jupiter Aldos oder Aldemios Ἀλδήμιος, weil er das Getreidich zu vermehren / wie sein Zunahme / der aus ἀλδαίνειν AUGERE FRUCTUS, gebildet scheinet / zu verstehen giebet / gewähnet / auch eben wie der Dagon zu Gaza geehret ward /mit dem Dagon einerlei Abgott gewesen / und von den Föniziern in ihrer Sprache / vielleicht בעל הלדא BAAL-HALDA, DOMINUS SECULI, oder הלדים בעל BAAL ALDIM, DOMINUS SECULORUM genennet worden. Ein solcher Jupiter war auch der Euböer Abgott / der ἐπικάρπιος Ζεύς, dessen Hesichius gedenket / genennet ward.
Zur 226 Einteilung.
Auch Simson selbsten aus dem Grabe wieder aufstund.] Daß unter den Leibern der Heiligen / die da schlieffen / derer Gräber / im währenden Erdböben bei dem Sterben unsers Heilandes / da die Felsen zerrissen / sich auftähten / und sie wieder auferstunden /und aus den Gräbern gingen / nach seiner Auferstehung / wie Matteus im 27 Hauptst. meldet / auch Simsons Leichnam gewesen sei / war unterschiedlicher Kirchenlehrer Meinung: wie Valerius Herberger /in seinem Werke von den Großen Tahten GOttes / bei dem 16 Hauptst. des Buchs der Richter gleichesfals angemärket.
Zur 230 Einteilung.
Dagon ward gebildet / als ein Fisch.] Daß dieser Dagon ein Menschenbild gewesen / aber wie ein Fisch ausgesehen / weil er mit einer Walfischhaut überzogen war / meldet Helladius. Berosus aber eignet ihm / bei dem Eusebius / eine Gestalt / die halb einem Menschen / halb einem Fische geglichen / zu.[645] τὸ μὲν ἂλλο σῶμα εἴχε ἰχϑύος, ὑπὸ δὲ τὴν κεφαλὴν παραπεφυκυιαν ἀλλὴν κεφαλὴν ὑποκάτω τῆς τοῦ ἰχϑύος κεφαλῆς, καὶ πόδας ὁμοίως ἀνϑρώπου, παραπεφυκότας δὲ ἐκτῆς ουρᾶς τοῦ ἰχϑύος. ειναι δὲ αυτω φωνὴν ἀνϑρώτου τὴν δὲ εἰκόνα αυτοῦ ἔτι καὶ νῦν διαφυλάσσεσϑαι. Den übrigen Leib hatte er zwar eines Fisches / aber unter dem Kopfe einen andern Kopf / der unter des Fisches Kopfe hervor und übersich wuchs / wie auch Füße / den Menschenfüßen gleich / die aus des Fisches Schwantze gewachsen kahmen. Man schreibet ihm eines Menschen Stimme zu. Auch sol sein Bildnis noch itzund bewahret werden. Der Geschichtschreiber Alexander gedenket eines Fisches / den er Ὀάννην nennet. Dieser hatte zween Köpfe / und aus dem Fischschwantze rageten Füße herfür / die den Menschenfüßen gleich waren. Auch hatte er eine Menschliche Stimme. Er kahm aus dem rohten Meere / nach Babilonien zu. Mit dem Untergange der Sonne begab er sich wieder in das Meer. Von ihm sollen die Menschen allerhand Künste / den Akker- und Heuser-bau / wie auch die Weihung der Gottesheuser / und die Bürgerlichen Satzungen gelernet haben. Ja es gedenket dieses Halbfisches nicht allein itztgenenter Geschichtschreiber / sondern auch mehr andere: als Filo / und Abidenus. Von vieren dergleichen Oannen oder Halbfischen / die alle hundert Jahre sich aus dem Rohten Meere begeben / und halb Menschen / und halb Fische gewesen / bezeuget auch Apollodorus. Noch dergleichen Tier / dessen Nahme Ὠδάκων, daraus vielleicht Δάγων, Dagon / gebildet /hat sich zur Lebezeit Ardorachs / des Kaldäischen Königes / aus der Rohten See erhoben. Aus dieser Erzehlung / sie mag wahr / oder erdichtet sein / siehet man augenscheinlich / woher die Fönizier / und Filister / wie auch die Sirer das Götzenbild ihres Dagons genommen / nähmlich von diesen Halbfischen den Oannen / oder Odakonen; welche sie ohne Zweifel /weil die Menschen den Akkerbau und andere Wissenschaften und Künste von ihnen sollen gelernet haben /selbsten als Abgötter und Vermehrer oder Vorsteher der Früchte geehret.
Diese Fischgestalt deutet auch Samuel an.] Seine Worte lauten im 5 Hauptstükke seines 1 Buches also: da sie aber des[646] andern Tages aufstunden / fanden sie den Dagon abermahl auf seinem Antlitze liegen / auf der Erden / vor der Lade des HErrn; aber sein Heupt /und seine beiden Hände abgehauen auf der Schwelle /daß der Strumpf allein darauf lag. Den Schlus dieser Worte / der in der Grundsprache sich also befindet / קדם דגון נשאר עליו erklähret der Ebräische Sprachenmeister David Kimchi / wie folget: TANTUMMODO FORMA PISCIS RELICTA EST IN EO, nur allein die Gestalt des Fisches war an ihm übrig gelaßen.
Ja der Nahme Dagon selbst zeiget eben dieselbe Gestalt an.] Nähmlich die Fischgestalt / die an ihm mehr / als die Menschengestalt / erschien. Dan der Nahme Dagon ist aus dem Ebräischen דג DAG, das ist ein Fisch / gebildet.
Ende.[647]
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Simson
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