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1695
29. Juni: Christiana Mariana Romanus wird in Leipzig als erstes Kind des Juristen Franz Conrad Romanus und der Christiana Maria, geb. Brummer, geboren.
Über ihre Ausbildung ist nichts bekannt. Als Erwachsene verfügt sie über ausgezeichnete Kenntnisse in Literatur und Philosophie, Musik (Klavier, Laute und Querflöte) und Fremdsprachen (Französisch).
1701
Wahl des Vaters zum regierenden Bürgermeister von Leipzig. In den folgenden Jahren hat er wesentlichen Anteil an der Modernisierung der Stadt.
1703
Geburt des Bruders Franz Wilhelm Romanus, der als einziges ihrer sieben Geschwister die frühe Kindheit überlebt und später einer Karriere als Jurist am Oberhofgericht und an der Universiät in Leipzig macht.
1704
Einzug der Familie in das vom Vater neuerbaute, palaisartige Wohnhaus, das zu den prächtigsten Barockbauten Leipzigs gehört.
1705
Januar: Auf Befehl des sächsischen Kurfürsten wird Franz Conrad Romanus wegen Geldunterschlagung und Wechselfälschung verhaftet. Er bleibt ohne Urteilsspruch bis zu seinem Lebensende im Jahr 1746 Staatsgefangener auf der Festung Königstein. Seine Frau und die beiden Kinder geraten zeitweilig in finanzielle Not.
1711
7. Juli: Christiana Mariana heiratet im Alter von 16 Jahren Heinrich Levin von Könitz aus Arnstädt im Mansfeld und steigt damit in den Stand des niederen Adels auf.
1712
1. März: Geburt des ersten Kindes, Johanna Mariana Henrietta von Könitz, in Leipzig.
26. Juli: Tod des Ehemannes im Alter von 25 Jahren in Leipzig.
1715
22. Januar: Zweite Heirat mit dem Hauptmann Georg Christoph von Ziegler. Übersiedlung auf dessen Gut Eckartsleben in der Nähe von Erfurt.
Möglicherweise begleitet Christiana Mariana von Ziegler ihren Ehemann während des Nordischen Krieges gegen die Schweden ins Feld.
1716
12. Februar: Geburt des zweiten Kindes, Carolina Augusta Louisa von Ziegler, in Eckartsleben, das ein Jahr später, am 5. März 1717, in Leipzig getauft wird.
Enge Beziehung und intensiver poetischer Briefwechsel mit der schlesischen Dichterin Marianna von Breßler (1693–1726), die sie jedoch niemals persönlich kennenlernt.
1720
19. Juli: Christiana Mariana von Ziegler besucht ihren Vater auf der Festung Königstein und sieht ihn dabei zum erstenmal seit seiner Verhaftung wieder. Es ist zugleich das letzte nachweisbare Treffen mit ihm.
1722 (?)
Tod des Ehemanns und wenig später auch der beiden Töchter im Alter von sechs und elf Jahren.
Christiana Mariana von Ziegler kehrt nach Leipzig in das Haus der Mutter zurück. Ihre Vermögensverhältnisse erlauben ihr ein unabhängiges Leben.
1723 (?)
Christiana Mariana von Ziegler wird in den folgenden Jahren zum Mittelpunkt eines literarisch-musikalischen Salons, den sie in ihrem Haus etabliert und der zu den frühesten Salons in Deutschland gehört. Hier verkehren u.a. Johann Sebastian Bach, seit 1723 Thomaskantor in Leipzig, und Johann Christoph Gottsched, der 1724 nach Leipzig kommt und den Christiana Mariana in die kulturelle Elite Leipzigs einführt.
1725
Johann Sebastian Bach vertont neun Kantaten (BWV 68, 74, 87, 103, 108, 128, 175, 176, 183) von Christiana Mariana von Ziegler (gedruckt 1728).
Christiana Mariana von Ziegler beteiligt sich an der von Gottsched herausgegebenen Moralischen Wochenschrift »Die Vernünftigen Tadlerinnen«. Zwischen beiden entwickelt sich eine enge Zusammenarbeit und wechselseitige Förderung.
1728
Der erste Band des »Versuchs in gebundener Schreib- Art« erscheint (2. Band 1729).
1730
15. November: Auf Gottscheds Veranlassung wird Christiana Mariana von Ziegler als erstes weibliches Mitglied in die »Deutsche Gesellschaft« in Leipzig aufgenommen. Die Antrittsrede wird in ihrer Abwesenheit von Johann Friedrich May, dem Sekretär der Gesellschaft, verlesen.
1731
»Moralische und vermischte Send-Schreiben an einige ihrer vertrauten und guten Freunde gestellet«.
1732
Christiana Mariana von Ziegler lernt Wolf Balthasar Adolph von Steinwehr kennen, der in diesem Jahr als Assessor der philosophischen Fakultät nach Leipzig kommt und Mitglied der Deutschen Gesellschaft wird.
In den »Schriften der Deutschen Gesellschaft« erscheint ihr Glückwunschgedicht zum Geburtstag des sächsischen Kurfürsten.
In den Leipziger »Neuen Zeitungen von Gelehrten Sachen« erscheint ihr Gedicht anläßlich der Doktorpromotion von Laura Bassi. Mit diesem und weiteren Texten, die für die Gleichwertigkeit der Geschlechter streiten, beteiligt sie sich als eine der wenigen Frauen ihrer Zeit an der fast ausschließlich von Männern geführten Diskussion um die weibliche Natur, das intellektuelle und moralische Vermögen der Frau und ihre gesellschaftliche und rechtliche Stellung.
1733
Mit einem Teil der Mitglieder der »Deutschen Gesellschaft«, die auch in ihrem Salon verkehren, gründet Christiana Mariana von Ziegler die »Scherzende Gesellschaft« und beteiligt sich an der Herausgabe der satirischenZeitschrift »Neufränkische Zeitungen von Gelehrten Sachen«.
17. Oktober: Christiana Mariana von Ziegler wird durch Gottscheds Vermittlung von der Universität Wittenberg zur »poeta laureata« gekrönt. Da Frauen an universitären Zeremonien nicht teilnehmen dürfen, findet die Krönung in ihrer Abwesenheit statt. Eine Woche später veranstaltet sie in ihrem Leipziger Salon einen Festakt, bei dem ihr in Anwesenheit zahlreicher Honoratioren die Urkunde, der Lorbeerzweig und der Ring überreicht werden. Die eintreffenden Glückwunschschreiben erscheinen 1734 in der von ihrem Freund Jacob Friedrich Lamprecht herausgegebenen »Sammlung der Schriften und Gedichte welche auf die Poetische Krönung Der Hochwohlgebohrnen Frauen, Frauen Christianen Marianen von Ziegler gebohrnen Romanus, verfertiget worden«. Zugleich gibt es aus Protest gegen die Krönung einer Frau Schmähschriften, die von Leipziger Studenten stammen.
1734
In den »Schriften der Deutschen Gesellschaft« erscheint ihr preisgekröntes Gedicht »Die Zufriedenheit eines Landes, das nach einem schweren Kriege durch den Frieden wieder erfreuet wird«.
1735
Ihre Übersetzung der »Scharfsinnigen Unterredungen von Dingen, die zu einer wohlanständigen Aufführung gehören« von Madelaine de Scudéry erscheint.
Wachsende Spannungen mit Gottsched und seiner Ehefrau Luise Adelgunde Victorie,geb. Kulmus.
1738
In einer Auseinandersetzung der »Deutschen Gesellschaft« ergreift Christiana Mariana gegen ihren bisherigen Förderer Gottsched Partei, indem sie (erfolglos) für dessen Rücktritt vom Vorsitz der Sozietät plädiert.
1739
30. März: Tod der Mutter Christiana Maria Romanus.
Wolf Balthasar Adolph von Steinwehr, seit 1738 außerordentlicher Professor an der neugegründeten Universität in Göttingen, vermittelt die Veröffentlichung ihrer »Vermischten Schriften in gebundener und ungebundener Rede« in Göttingen.
In den »Schriften der Deutschen Gesellschaft« erscheint ihre Übersetzung der »Abhandlung von dem rechtschaffnen Wesen« des Chevalier de Meré.
1741
September: Heirat mit dem im Juni 1741 als Professor der Geschichte, der Natur und des Völkerrechts an die Universität von Frankfurt/Oder berufenen Wolf Balthasar Adolph von Steinwehr und Übersiedlung nach Frankfurt.
1743
Steinwehr gründet in Frankfurt eine »Deutsche Gesellschaft« nach dem Muster der Leipziger Sozietät. Ob seine Frau sich hier einen neuen kulturellen Kreis aufbauen kann, ist unbekannt.
1744
Als letzte Veröffentlichung erscheint ihre zweibändige Übersetzung der »Gedanken über verschiedene Sachen, welche zur Gelehrsamkeit und Sittenlehre gehören« des Abts Nicolas Trublet.
1746
Tod des Vaters als Gefangener auf der Festung Königstein.
1760
30. Mai: Christiana Mariana von Steinwehr stirbt im Alter von 64 Jahren in Frankfurt an der Oder.
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Der satirische Roman von Christoph Martin Wieland erscheint 1774 in Fortsetzung in der Zeitschrift »Der Teutsche Merkur«. Wielands Spott zielt auf die kleinbürgerliche Einfalt seiner Zeit. Den Text habe er in einer Stunde des Unmuts geschrieben »wie ich von meinem Mansardenfenster herab die ganze Welt voll Koth und Unrath erblickte und mich an ihr zu rächen entschloß.«
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1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
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