9. Cantata

[322] Aria.


Ihr Mädchen, laßt mich ungeplagt,

Mein Herze ist schon längst versagt;

Drum kann ich euch lieben.

Es lebet was in meiner Brust,

Das macht mir hundert tausend Lust,

Dem hab ich Hand und Wort verschrieben.


Doch hengt nur nicht den Kopf.

Bin ich gleich nicht verliebt,

So bin ich auch kein Sauertopf.

Ich hätte wohl den Spaß mit angenommen;

Allein ihr seyd zu spät gekommen.

Mein Herz ist nun verschenkt.

Die Freyheit hat gesiegt, ich bin ihr unterthan.

Euer Schönseyn, eure Gunst, geht mich nichts weiter an.


Aria.


Lacht mich nur aus, ihr guten Kinder;

Ich bin kein dummer Teufel nicht.

Versteh ich mich gleich nicht aufs küssen,[322]

So kann ich wohl was bessers wissen,

Das ist den meisten unbekannt:

Ich kenne nicht den Unbestand.


Ja, meines gleichen trifft man nicht

In dreyer Herren Landen an;

Es heißt bey mir, ein Wort, ein Mann,

Ich lebe ruhig, und vergnügt,

Weil mir sonsts nichts im Sinne liegt.

Die Freyheit schläfert mich so sanft und süsse ein;

Sie weckt mich auf,

Sie muß stets um mich seyn.


Aria.


Wenn der Tag beginnt zu grauen,

Kann ich schon mein Liebstes schauen.

Bey des Hespers hellem Schein

Wird es mir zur Seiten seyn.

Will ich scherzen, singen, lachen,

Alles sucht es mit zu machen;

So will ich gewiß mein Leben

Auch zugleich mit ihm aufgeben.

Quelle:
Christiane Mariane von Ziegler: Vermischte Schriften in gebundener und ungebundener Rede, Göttingen 1739, S. 322-323.
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