Cantata

[120] Aria.


Blauer Augen holder Schein

Strahlt allein

Tieff in meine Brust hinein.

Andre mögen Schwartze lieben,

Amor hat mirs vorgeschrieben,

Daß ein blaues nur allein

Soll mein Leib-Gestirne seyn.


Betracht ich euren Allmachts-Strahl,

So denck ich allemahl,

Daß selbst das Firmament der Welt

In euren Creyssen wird gedoppelt vorgestellt.

Ich mag und will

Kein Kind der Finsterniß und schwartzer Nächte seyn,

Was mich entzünden soll, führt Licht und hellen Schein,

Wie solt ich nicht an euren Glantz und Licht

Mein Sehnsuchts-volles Auge weyden,

Da sich die Götter selbst in eure Farbe kleiden.


[121] Aria.


Eure Strahlen-volle Blicke

Heissen rechte Zauber-Stricke,

Hertz und Freyheit geht dahin,

Wann ich euch recht in der Nähe,

Blau-gefärbten Augen, sehe,

Weydet sich mein Aug und Sinn.


Jedoch was nutzet mir

Dergleichen Lust und Augen-Weyde?

Wenn ich dafür

In meiner Seele leide?

Ihr setzt mein Hertze zwar im Brand,

Allein durch Löschen thut ihr keinen Widerstand.


Aria.


Bespiegelt euch, ihr unbarmhertzgen Augen!

An Jovis Flammen-reichen Strahl.

Sein Blitz und Keil zünd offters an,

Doch löscht er auch durch Regen wieder;

Ihr aber habt nur Lust daran

Und brennte gleich darbey mein gantzes Hertze nieder.

Da Capo.

Quelle:
Christiane Mariane von Ziegler: Versuch In Gebundener Schreib-Art, Leipzig 1728, S. 120-122.
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