2125.

[1996] Mel. In dulci jubilo.


1.

Das seminarium ist doch ein eigenthum unsers treuen Lammes, und ein[1996] aparter ruhm des heilgen creuzes-stammes. Wer nur sehen kan, sieht des Heilands plan in demselben an.

2.

Wie manch gelehrter tropf ist schon ein gnaden-topf, der sonst hätt' geschwärmet, und als ein secten-kopf, wer weiß wie sehr gelermet, und manch herz verwirrt, das der gute hirt noch erlösen wird.

3.

Alleine es entstund auf einmal so ein bund itzo vor zehn jahren, dem seit derselben stund kein schade wiederfahren; denn der segens-mund brachte diesen bund gleich auf vesten grund.

4.

Der anfang war gar klein, draus die studenten seyn für das Lamm entstanden; von welchen wol kein schein damalen war vorhanden, aber seht euchs an, was nicht unser mann, Jesus Christus, kan!

5.

Kaum war der bund gemacht, so war das Lamm bedacht, ihn zu extendiren, drum fing die wunden-macht auch andre an zu rühren, und aus diesem haus schlug die flamme raus. Und was ward daraus?

6.

Ein seminarium und eine reiche summ von gelehrten leuten, ein ganz collegium von raren creuzes-beuten; seht, so eine fracht hat der bund gebracht, den sie dort gemacht.

7.

Wer um die sache weiß, dem wird sein herze heiß über diesen dingen: man kan des Lammes schweiß nicht frölich gnug besingen, der doch ganz allein uns zum seiten-schrein hat gebracht herein.

8.

Denn sehen wir uns an, was hätten wir gethan, wir gelernte thoren? wir wären, nach dem plan der eignen wahl, verloren; unser bester kern wäre noch wol fern von dem morgenstern.

9.

Allein im wächter-rath war diese bundes-gnad über uns beschlossen, weil uns das blut vertrat, und sprach: Ihr solt genossen meines blut-bunds seyn, der die leute rein wäscht ins herz hinein.

10.

Und also sind wir hie, Gott lob! in harmonie, durch die heilge wunden; die blut-theologie die bleibt in allen stunden unser text und ziel: zwar man redt nicht viel, man hats im gefühl.

11.

Nun, du geliebtes Herz! du siehst der brüder schmerz, und ihr tieffes neigen vor deiner wunden kerz. Es wird mich ewig beugen, daß ich sünderlein in dem seiten-schrein darf dein bürger seyn.[1997]

Quelle:
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf: Ergänzungsbände zu den Hauptschriften, Band 2, Hildesheim 1964, S. 1996-1998.
Lizenz:
Kategorien: