2128.

[2001] Mel. Die braut spricht zu dem etc.


1.

Für uns verfluchter segen, wenn wir es so erwegen, wie gut uns das gethan, und wie du arme maden zu königlichen gnaden, zu thron und cron genommen an:

2.

Was soll man dir da sagen in diesen segens-tagen? Die herzen sind wol voll; allein sich auszudrükken, will einem nicht so glükken, zu sagen, was man will und soll.

3.

Ich beuge mich in wahrheit vor deiner wunden klarheit, die ich erblitzen seh in meiner brüder herzen, mit deren freud und schmerzen ich innig in gemeinschaft steh.

4.

Gesegnet seyn die stunden, da uns das Lamm verbunden; gesegnet seyn die jahr', darin wir uns geübet, betrübt und doch geliebet. Nun ist uns alles sonnenklar.

5.

Ich denks nie ohne zähren und herzliches verehren: In unsern gnaden-lauff (mir ists erstaunlich wichtig) ging alles pünctlich, richtig, wenn man nur so recht merkte drauf.

6.

Es ist schon manche stunde seit unserm ersten bunde, bey uns zurük gelegt; es wär auch viel zu sagen von wunder-selgen tagen, die einem's ganze herz bewegt.

7.

Allein mich einzusenken, und heilig drum zu denken, ist, was ich itzo kan vorm allerliebsten Lamme und meiner ewgen Amme: seht her, und seht mich herzlich an.

8.

So wird das würmlein werden auf dieser eurer erden wie das herzliche Lamm, und wird sich frölich plagen, und alle lasten tragen, zur freude seinem bräutigam;[2001]

9.

Zur freude seinen brüdern, und allen denen gliedern, die du zusamm gespannt; zur freud den Gottes-heeren; zur freud den gnaden-chören; zum schönen hut in deiner hand.

10.

Ich glaub es; ja, ich fühle der weisheit ihre spiele mit seinen sünderlein; ich hab in so viel jahren genug davon erfahren, und mehr als kan gesaget seyn.

11.

Mein herz ist tieff gebükket, der geist oft weggerükket zu meinem lieben Herrn, vor dessen blutgen füssen die herzen alle fliessen, und dienen ihm so herzlich gern.

12.

Wenn ich so drüber denke, daß ich sein creuz-geschenke, sein auserwehltes kind, nicht darum, daß ich grösser, geschiklicher und besser wär, als die armen sünder sind;

13.

So ists sein liebs-erbarmen, sein inniges umarmen, sein gnaden-rath an mir. Die ewgen frieds-gedanken die walten ohne wanken; ihr seligen gedanken ihr!

14.

Wir sehen uns erwehlet, zum zeugen-volk gezehlet; uns hast du offenbart den schönen plan ins ganze für deine eigne pflanze. Wir haben ihn bisher bewahrt.

15.

Du zeigst uns selge dinge; wir sind nur zu geringe, dich dafür zu erhöhn; was nur das jahr geschehen, ist nicht zu übersehen. Und was ist nicht vorher geschehn?

16.

Du theiltst uns aus einander, zum Creck, zum Mahikander, zur Canastoga Trapp', zum Malabar, zum Cuschmann, zum Canadenser Puschmann, Stra Davids Ogger, Pock und Lapp.

17.

Du bracht'st uns auch zurükke, zwar mit verschiednem glükke, doch keins lau oder kalt; wir krigten mehr zu machen in unsers Lammes sachen; wir krigten neue geists-gewalt.

18.

Du gabst uns zu dem lauffe die geist- und feuer-tauffe; du salbtst uns priesterlich; propheten-geist und gaben ließst du die pilger haben, den königlichen zeugen-strich.

Quelle:
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf: Ergänzungsbände zu den Hauptschriften, Band 2, Hildesheim 1964, S. 2001-2002.
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