2139. Ein Hochzeit-Lied

[2010] Mel. Nun bitten wir den H. Geist.


1.

Lamm! wir sehn dich doch recht frölich an für diese frau und für diesen mann; danken dir von herzen für die zwey leute; drükken sie in und an deine seite, und an dein herz.

2.

Was thun ihnen ihre banden doch, daß sie sie beyde dem wunden-loch anbefehln aufs beste, das offen stehet, wo iedes sünderlein steht und gehet, und lacht und weint.

3.

JESU sein bußkampf[2010] durchgeh die seel, und der durchdunst auch die leibes-höhl, macht euch die empfindung, die unbeschreiblich, aber dem herzen so nah, so gläublich als Jesu tod.

4.

Und was ihm damals vom haupte rann, begieß und salbe euch euren plan: werdet ganze leute in eurer ehe, daß euch die kirche nur gerne sehe und ihr gemahl.

5.

Man kans nicht sagen, wie sehr man lieb', wie unveränderlich dieser trieb, und wie uns zu muthe, wenn wir euch sehen. So in den fernen als in den nähen sind wir ein herz.

6.

Leichnam voll blutes, du segens-quell! die Pleura sonderlich scheinet hell, funkelt für die sonne beym streiter-essen über dis paar, daß ihm das vergessen unmöglich ist.

7.

Du liebes paar, sey von uns gegrüßt, und von dem Lämmlein so wundt geküßt, daß du nie mehr heil wirst; die Lammes hände tragen und segnen dich bis ans ende, verliebtes volk!

8.

Die füsse Jesu, die blutigen, helfen euch beyden zu muthigen und zu schnellen füssen an Jesu leibe; eilt denn dem Lämmlein und seinem weibe zu allem dienst.

9.

Ich schliesse den wunsch und das liedelein, bildniß von Jesu, bild der Gemein; singt gegen einander: Meine, ja meine, meine Lamms-wunden und der Gemeine, seyd doch gegrüßt!

Quelle:
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf: Ergänzungsbände zu den Hauptschriften, Band 2, Hildesheim 1964, S. 2010-2011.
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