Bremsen [3]

[101] Bremsen für Eisenbahnfahrzeuge.

1. Bremsklötze und Bremsgestänge. In Amerika und auch auf einzelnen europäischen Bahnen sind zweiteilige Bremsklötze nach nebenstehender Figur im Gebrauch. Die Bremssohle a, aus besonders gattiertem Gußeisen mit Zusatz von Stahlspänen nach besonderem Verfahren gegossen, ist im Bremssohlenhalter b mittels Stahlkeils c festgehalten. Die Sohle kann bis aufs äußerste ausgenützt und dann sehr leicht und schnell ersetzt werden, während der Sohlenhalter dauernd am Bremsgestänge bleibt [l]. Nach § 131(5) der technischen Vereinbarungen des Vereines deutscher Eisenbahnverwaltungen, Ausgabe vom 1. Januar 1909, müssen die Fahrzeuge der Vereinsverwaltungen eine sogenannte »Ausgleichbremse«[101] haben, d.h. das Bremsgestänge muß so angeordnet sein, daß alle Bremsklötze, unabhängig von ihrer verschieden großen Abnützung, sich gleichmäßig und gleichstark an de Radreifen anlegen.

2. Durchgehende Bremsen. In letzter Zeit sind Versuche mit durchgehender Bremse für lange Güterzüge auf verschiedenen europäischen Bahnen mit Erfolg vorgenommen worden; dabei haben sowohl die selbsttätige Luftdruckbremse wie auch die selbsttätige Luftsaugebremse die gestellten Forderungen – möglichst stoßfreies Anhalten der Züge, zuverlässiges Regulieren der Fahrgeschwindigkeit in Gefällen, rechtzeitiges Lösen der Bremse – erfüllen können. Der Einführung einer durchgehenden Güterzugbremse in Europa steht zurzeit die Schwierigkeit entgegen, daß sich alle beteiligten Eisenbahnverwaltungen mit Rücksicht auf vollständige Freizügigkeit der Güterwagen für ein bestimmtes Bremssystem (Luftdruck- oder Luftsaugebremse) entscheiden müssen, wobei einzelne Bahnen gezwungen sein werden, für Perforier- und für Güterzüge zwei verschiedene Bremssysteme nebeneinander zu führen, was umständlich und kostspielig wäre [2].

Konstruktive Anordnung der verschiedenen Bremssysteme. Neben der Luftdruckbremse von Westinghouse hat in den letzten Jahren unter andern bei den preußischen Staatsbahnen in größerem Umfange auch die Knorr-Bremse Eingang gefunden. Ihre Anordnung und Wirkungsweise ist im wesentlichen die gleiche wie bei der Westinghouse Bremse; sie unterscheidet sich von dieser nur in der Bauart und Gestaltung der einzelnen Teile. Es können daher Fahrzeuge mit Westinghouse-Bremse und solche mit Knorr-Bremse in einem Zuge eingestellt werden [3].


Literatur: [1] Das deutsche Eisenbahnwesen der Gegenwart, Bd. 1, S. 192. – [2] Ebend., S. 202; »Die Lokomotive. 1910, S. 128; Organ f. d. Fortschr. d. Eisenbahnw. 1911, S. 12; 1912, S. 363. – [3] Das deutsche Eisenbahnwesen der Gegenwart, Bd. 1, S. 200; Bd. 2, S. 312.

W. Dauner.

Bremsen [3]
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 101-102.
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