Fluchthügel

[95] Fluchthügel. Um im Falle eines Deichbruchs den Bewohnern der überschwemmten Niederung die Möglichkeit zu gewähren, sich mit ihrem Vieh vor dem Ertrinken zu schützen und einen Teil ihrer Habe zu retten, sind seit Anfang der fünfziger Jahre in den Niederlanden an einzelnen Stellen der bedeichten Marschen wasserfreie Hügel angelegt, und zwar zuerst in Best und Rhenoy in Nederbetuve; sie besitzen hier 47 · 20,5 und 45,5 · 23 m Grundfläche, liegen 1 m über dem höchsten Wasserstand und sind an der Westseite mit zweifachen, sonst mit einfachen Böschungen versehen.

Sie ersetzen die Stelle der früheren Worthen oder Wurthen, die in der Zeit, wo die Niederungen noch nicht eingedeicht waren und als Weide dienten, die ersten Ansiedler vor der Ueberflutung schützten und schon von Plinius dem Aelteren erwähnt werden. Die späteren Anlagen in den Bezirken Maas und Waal, Overbetuve und Bommelerwaard bestehen zum Teil aus freiliegenden Hügeln oder ringförmig umdeichten Flächen mit Ablaßfiel, zum Teil aus hochwasserfreien Anschüttungen an vorhandenen, sicher gelegenen Deichstrecken; auch hat die Stadt Nieuwpoort durch Ausbau der Stadtwälle einen besonderen, hochwasserfrei gelegenen Ringdeich erhalten, der bei Hochfluten als Zufluchtsort benutzt werden kann.

Frühling.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 95.
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