Grobkalk

[632] Grobkalk (Calcaire grossier), in der Geologie eine dem mittleren Eocän (s. Tertiärformation) in der Umgegend von Paris angehörige Schichtenreihe, die wesentlich aus Kalksteinen zusammengesetzt ist.

Die etwa 10–40 m mächtige Stufe zeigt Kalksteine von der verschiedensten Beschaffenheit, teils konglomeratisch und sandig, teils glaukonitisch, oft weich und zerreiblich, aber auch fest, besonders in den oberen Lagen. Viele derselben bestehen ganz aus Schalen von Foraminiferen (Miliolithen). Die als Baumaterial in großem Maßstabe verwendeten Steine sind ziemlich weich, von unregelmäßig großem Korn, lassen sich in feuchtem Zustand leicht bearbeiten und zurichten, auch oft mit der Säge schneiden und hobeln. Die Herstellung und Haltbarkeit selbst seiner Ornamente ist ein besonderer Vorzug dieses Bausteins. Ihre Farbe ist hell, gelblichweiß oder ockergelb, auch grau. Die Druckfestigkeit ist eine geringe, sie überschreitet kaum 90 kg pro 1 qcm und sinkt bis zu 30 kg. Der Kubikmeter wiegt 1400–1700 kg und kostet roh 15–25 Franken. Die feinkörnigen und weichen Bänke nennt man Pierre de Liais, den feinkörnigen aber festen Cliquart. Die besten Steine (Vergeles) haben gleichmäßiges Korn und werden zu seinen Steinmetzarbeiten gebraucht. Für gewöhnliches Mauerwerk wird der eigentliche Grobkalk (Lambourde) verwendet. Aber auch härtere Lagen fehlen nicht, so die Baues royals, Baues forts, Baues francs (pierre de roche). Sie haben ein dichteres Korn, sind kompakter, oft reich an Muscheln, und besitzen eine Druckfestigkeit von 149–400 kg. Für Monumentalfassaden eignen sich nicht alle Lagen, da der Widerstand gegen Verwitterung ein mäßiger ist. Neben der wichtigsten Verwendung als Bausteine für Paris werden poröse Grobkalke auch als Filtriersteine zur Wasserreinigung benutzt.

Leppla.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 632.
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