[219] Isomorphie, die Fähigkeit gewisser Elemente, sich in chemischen Verbindungen im Verhältnis ihrer Atomgewichte zu ersetzen, ohne daß damit eine[219] bedeutende Aenderung der Kristallform verbunden ist, indem die Symmetrieeigenschaften völlig, die geometrischen Konstanten angenähert dieselben bleiben.
Umgekehrt kann man aus den Mengenverhältnissen, in denen ein Element ein andres in den so charakterisierten isomorphen Verbindungen zu ersetzen imstande ist, auf das Verhältnis der Atomgewichte schließen, worauf E. Mitscherlich 1820 zuerst hinwies. Die Benutzung der Isomorphie zur Atomgewichtsbestimmung kann zwar nur von sekundärem Werte sein, weil die Isomorphie weder Regel ist noch bei stattfindender Isomorphie obiger Satz unzweifelhafte Gültigkeit besitzt; aber sie hat doch häufig auf anderm Wege gewonnene Resultate stützen können, und es ist bisher noch kein sicheres Beispiel aufgefunden, wo die Vertretung eines Elementes durch ein andres in einer mit den angenommenen Atomgewichten unverträglichen Weise erfolgt ist. Außer den obenerwähnten Merkmalen der Isomorphie hat man noch die Fähigkeit gegenseitiger Ueberwachsung, die jedoch als Kennzeichen der Isomorphie von Zweifelhaftem Werte zu sein scheint, vor allem aber die Fähigkeit, Mischkristalle (s. Isomorphe Gemische) zu bilden, bezeichnend als Kriterien angesprochen.
Isomorphe Reihen.
I. H (?), K, Rb, Es, NH4, Tl; Na Li; Ag. Beispiel: Tl2SO4, (NH4)2SO4, Rb2SO4, K2SO4 Cs2SO4 KHSO4, NH4HSO4 und Ag2SO4, Na2SO4.
II. Be, Zn, Cd, Mg, Mn, Fe, Os, Ru, Ni, Pd, Co, Pt, Cu, Ca. Beispiel: CoPtCl6 · 6H2O FePtCl6 · 6H2O u.s.w.
III. Ca, Sr, Ba, Pb. Beispiel: CaCO3, SrCO3, BaCO3, PbCO3.
IV. La, Ce, Di, Er, Y. Beispiel: Di2(SO4)3 · 8H2O u.s.w.
V. Al, Fe, Cr, Co, Mn, Ir, Rh, Ga, In, Ti. Beispiel: Cr2O3, Al2O3, Fe2O3, Ti2O3.
VI. Cu, Hg, Pb, Ag, Au.
VII. Si, Ti, Ge, Zr, Sn, Pb, Th, Mo, Mn, U, Ru, Rh, Ir, Os, Pd, Pt, Te. Beispiel; K2PtCl4, K2PdCl4.
VIII. N, P, V, As, Sb, Bi. Beispiel: As2S3, Sb2S3, Bi2S3.
IX. Nb, Ta.
X. S, Se, Cr, Mn, Mo, Wo; Te (?), As, Sb.
XI. F, Cl, Br, J; Mn; Cy.
Nicht unterzubringen sind die Elemente B, Sc, C, O.
Literatur: Arzruni, A., Beziehungen zwischen Kristallform und chemischer Zusammensetzung, Braunschweig 1893; in Bd. 1 von Graham-Otto, Lehrbuch der Chemie; Nernst, Theoretische Chemie, 5. Aufl., Stuttgart 1906.
(Nernst) F. Krüger.