[366] Meridianmarke oder Meridianzeichen, wohl auch kurz »Mire«, nennt man eine Einrichtung, die es gestattet, eine bestimmte Visierrichtung sicher festzulegen. Im besonderen bezeichnet die Meridianmarke die Richtung Nord-Süd für ein Durchgangsinstrument oder einen Meridiankreis.
Die Konstruktion solcher Meridianmarken ist sehr verschieden. Früher baute man in großer Entfernung vom Hauptinstrument (etwa 46 km und noch mehr) besondere Pfeiler und brachte an diesen Skalen in irgendeiner Form an, die entweder bei Tag auf dem hellen Himmelsgrunde oder bei Nacht durch besondere Beleuchtung abgelesen werden konnten. Hat man durch astronomische Beobachtungen das Azimut einer Stelle der Meridianmarke bestimmt und besteht diese aus einer horizontalen Skala, so braucht man nur jederzeit das Fernrohr wieder auf diese Skala zu richten, und man kann dann sofort die jeweilige Abweichung der Absehenslinie von der Nord-Südrichtung ablesen, wenn der Betrag eines Skalenteiles im Bogenmaß bekannt ist. Diese Bestimmung kann leicht geschehen nach der Formel s/D = tg A, wo s der lineare Wert eines Skalenteiles, D die Entfernung der Mire vom Hauptinstrument und A das Azimut ist. Macht man eine Visur nach der Meridianmarke in der einen Lage des Durchgangsinstruments oder des Meridiankreises und legt dann das Instrument in den Lagern um und macht eine zweite Ablesung an der Meridianmarke, so wird der halbe Unterschied auch den Betrag des Kollimationsfehlers angeben. Da es nicht immer möglich ist, solche Meridianmarken in größerer Entfernung aufzustellen, so verwendet man an deren Stelle auch Kollimatoren (s.d.), die aus in geringer Entfernung fest aufgestellten Fernrohren bestehen, in denen man dann die Fadennetze gleich wie Marken in unendlicher Entfernung wahrzunehmen vermag. Die bezüglichen Beschreibungen finden sich alle in Ambronn, L., Handbuch der astron. Instrumentenkunde, Berlin 1899, Bd. 1, S. 103 ff.
Ambronn.