Trajektorien [3]

[804] Trajektorien. Besondere Art der Lastbefestigung an einem Pralluftschiff, durch Patente der Luftfahrzeuggesellschaft (Parseval) geschützt.

Beim Freiballon wird die ganze Last durch ein über die Ballonhülle gehängtes Netz auf den Tragkörper übertragen. Bei Luftschiffen ohne Gerüst wird die Last in der Regel an einem Gurt mittels vieler Halteseile aufgehängt, der Gurt wird mit der Hülle vernäht und verklebt, die Seile (die Takelung) werden möglichst so zur Gondel geführt, daß eine gleichmäßige Belastung der Hülle erzielt wird, damit diese. nicht an irgendeiner Stelle einknickt. Bei großen Pralluftschiffen mit nur einer Gondel Stellte sich bald die Schwierigkeit ein, die große Mittellast gleichmäßig auf den langgestreckten Ballonkörper zu übertragen. Daher verwendeten die Franzosen möglichst langgestreckte Gondeln oder einen Kielträger unterhalb der Ballonhülle und kamen so zum Bau der halbstarren Schiffe. Diese haben sich nicht bewährt. Soll der Träger wirklich so stark sein, daß er die Lasten einwandfrei überträgt, dann wird er nicht viel leichter als ein Gerüst für ein Starrluftschiff. Im anderen Fall ist sein Wert nur gering. Einen anderen Weg wählten die Siemens-Schuckert-Werke, die längs des ganzen Schiffes Stoffbahnen mit der Hülle verklebten und an diesen beiden nach unten hängenden Stoffbahnen die drei Gondeln sowie die Benzinvorräte u.s.w. aufhängten. Diese Konstruktion hat sich besser bewährt, jedoch mußte mit einem höheren Ueberdruck in den Luftsäcken gefahren werden, als ursprünglich beabsichtigt war.

Die Trajektorien-Gurte und der Lichtrossen-Gurt besitzen den Vorzug, daß man in der Einteilung der Angriffspunkte der Takelung an den Gurt an eine bestimmte Entfernung nicht gebunden ist. Man wird daher diese möglichst groß machen und dadurch die Anzahl der Leinensysteme möglichst verringern. Dadurch werden sowohl die Leinenführungen übersichtlicher als auch der Luftwiderstand geringer. Die Trajektorien-Gurte sind quer über den Rumpf der Hülle laufende Gurte, die den Linien folgen, in deren Richtung die größten Spannungen, mithin auch die größten Dehnungen stattfinden. Die Gurte verlaufen also nach dem Gesetz der Festigkeitslehre über die Spannungstrajektorien, die Hülle kann sich deformieren, aber das Luftschiff behält seine gewollte Form bei, ohne daß sich Einsattelungen bilden.

Béjeuhr.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 804.
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