Ammonīten

[445] Ammonīten (griech., Ammonshörner, hierzu Tafel »Ammoniten«), eine Gruppe ausgestorbener Tintenschnecken, mit gekammerten Schalen, den Nautiliden der Gegenwart verwandt. Das Tier bewohnte nur die vorderste Kammer, stand aber mit den hintern durch eine in Kalkwände eingeschlossene Röhre (Sipho) in Verbindung. Die leeren Kammern faßt man gewöhnlich als Schwimmapparat auf; sie sollten beim Auf- und Absteigen von Bedeutung sein, doch fehlt es auch nicht an Andeutungen dafür, daß die A. als träge Tiere in der Tiefe der Meere lebten. Bezüglich des innern Baues dürfte uns Nautilus einigen Aufschluß geben. In der vordern Kammer findet sich sehr häufig der Aptychus (s. Tafel »Juraformation II«,[445] Fig. 11), der in seiner Bedeutung zweifelhaft und noch am ehesten für einen Schalendeckel der A. zu halten ist. Er besteht meist aus einer zweiteiligen Kalkschale, seltener bildet er eine aus einem Stück bestehende Hornschale (Anaptychus). Die A. zeigen sehr verschiedene Größe, von wenigen Zentimetern bis zu der eines Wagenrades (Pachydiscus Seppenradensis 2,5 m Durchmesser). In manchen Schichten sind sie außerordentlich häufig und wichtige Leitfossilien. Die Anheftungsstelle der Scheidewand an die Innenfläche der Schale, die Suturlinie, ist bei abgesprengter Schale, also an Steinkernen, besonders deutlich; ihr Verlauf hat für die Systematik der A. große Bedeutung erlangt. An ihnen zeigt sich schön die mit der Zeit fortschreitende Entwickelung von einfachen zu kompliziertern Formen: bei den ältesten (Goniatiten) verlaufen sie einfach, bogen- oder zickzackförmig, im Muschelkalk herrschen die Ceratiten mit kompliziertern Bildungen vor, und zuletzt, vom Lias an, hauptsächlich aber in Jura und Kreide treten die A. im engern Sinn (Ammonshörner) auf. Diese sind spiralförmig gewunden und haben Windungen, die einander berühren oder umfassen. Die Tafel zeigt einige besonders schöne Formen. Man teilt die A. in etwa 15 Familien und unterscheidet nahe an 100 Gattungen. Von diesen sind zu nennen: Goniatites (s. Tafel »Devonische Formation II« und »Steinkohlenformation II«), Ammonites (s. Tafel »Juraformation II«), Ceratites u. Trachyceras (s. Tafel »Triasformation I«), Crioceras, Toxoceras, Ancyloceras, Turrilites, Baculites (s. Tafel »Kreideformation I«).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 445-446.
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