Heronsball

[229] Heronsball (nach seinem angeblichen Erfinder Heron von Alexandria), ein z. T. mit Wasser gefülltes Gefäß (s. Abbildung, S. 230), in das ein unter das Wasser hinabreichendes beiderseits offenes Rohr lustdicht[229] eingesetzt ist. Ist der Druck der Luft im Gefäß größer als der äußere, so wird das Wasser in der Röhre gehoben und springt als Wasserstrahl aus der obern Mündung. Um den innern Druck größer zu machen als den äußern, kann man entweder die Luft im Innern verdichten, durch Einblasen von Luft in das durch einen Hahn verschließbare Rohr mit dem Mund oder mittels der Kompressionspumpe, oder die äußere Luft verdünnen, indem man den H. unter die Glocke der Luftpumpe bringt.

Heronsball.
Heronsball.

Ein H. einfachster Form ist die Spritzflasche, durch deren luftdicht schließenden, doppelt durchbohrten Kork zwei Glasröhren gesteckt sind, deren eine fast bis auf den Boden der Flasche reichende oben umgebogen und in eine seine Spitze ausgezogen ist, während die andre dicht unter dem Kork mündet; bläst man in die letztere, so springt das Wasser in seinem Strahl aus jener Spitze. Die Siphonflasche für moussierende Getränke ist ein H., dessen fast bis auf den Boden des Gefäßes reichendes und oben seitlich umgebogenes Rohr durch einen Hahn verschließbar ist; öffnet man den Hahn, so wird die Flüssigkeit durch den Druck der aus ihr sich entwickelnden Kohlensäure mit Gewalt aus der Röhre herausgetrieben. Der Windkessel der Feuerspritze ist nichts andres als ein großer H., in den mittels zweier abwechselnd wirkender Druckpumpen Wasser hineingepreßt und dadurch die im Innern des Windkessels eingesperrte Luft zusammengedrückt wird; öffnet man dann den Hahn des Steigrohrs, so treibt die innere Luft vermöge ihres erhöhten Druckes das Wasser in ununterbrochenem kräftigen Strahl heraus. Heronsbrunnen nennt man einen H., in dem die Luft durch den Druck einer Wassersäule zusammengepreßt wird (vgl. Springbrunnen). Zu technischen Zwecken wird der H. als Druckfaß oder Montejus zum Heben von Flüssigkeiten durch Druckluft oder Dampf benutzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 229-230.
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229 | 230
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