[898] Kietz, früher soviel wie Slawenvorstadt. Die seit dem 12. Jahrh. in die rechtselbischen Gebiete einwandernden Deutschen gründeten an verschiedenen Stellen neben den slawischen Ansiedelungen deutsche Stadtgemeinden mit eigner Verwaltung und Gerichtsbarkeit. Die slawische Bevölkerung hatte daran keinen Anteil, sondern bildete, in ihrem alten Dorfe sitzen-. bleibend, eine selbständige Vorortgemeinde zu der deutschen Stadt. Hier erhielt sich lange slawisches Leben, und da die Kietzer an Bildung, Wohlstand[898] und Rechten den deutschen Städtern nachstanden, so erhielt der Name K. einen spöttischen Beigeschmack, und noch heute werden dürftige und entlegene Vorstadtgegenden scherzweise K. genannt.
Meyers-1905: Kietz, Gustav