Kondratowicz

[364] Kondratowicz (spr. -tówitsch), Ludwik Władysław (bekannter unter dem Namen Władysław Syrokomla [Wappenname]), poln. Dichter, geb. 17. Sept. 1823 zu Jaskowicze in Litauen, gest. 15. Sept. 1862 in Wilna, lebte bis 1853 als Landwirt in Załucze am Niemen und später in Borejkowszczyzna bei Wilna, bis zu seinem Tode stets in den ärmlichsten Verhältnissen. K. war kein Dichter von hohem Gedankenflug, aber vom Feuer echter Begeisterung und tiefem, aufrichtigem Gefühl erfüllt, zugleich von einer ungewöhnlichen Einfachheit im Ausdruck. Unter seinen zahlreichen, im Volkston gehaltenen poetischen Erzählungen (Gawędy) sind hervorzuheben: »Urodzony Jan Dęboróg« (»Der wohlgeborene Johann Dęboróg«, 1854), »Janko Cmentarnik« (1856), »Nocleg hetmański« (»Das Nachtlager des Hetmans«, 1857), und »Zgon Acerna« (1856) auf den Tod Klonowicz' (s. d.), dessen trübe Lebensschicksale ein Spiegelbild der seinigen bildeten. Weniger erfolgreich versuchte er sich auf dramatischem Gebiet (»Kasper Karliński« u. a.). K. lieferte auch eine Geschichte der polnischen Literatur (»Dzieje literatury w Polsce«, 2. Ausg.,[364] Warsch. 1875, 3 Bde.) sowie eine treffliche metrische Übersetzung der polnisch-lateinischen Dichter Janicki, Sarbiewski, Szymonowicz, Klonowicz u. a. (Wilna 1852, 6 Bdchn.). Eine Gesamtausgabe seiner Dichtungen erschien in 10 Bänden (Warsch. 1872). Seine Biographie schrieb I. I. Kraszewski (Warsch. 1863).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 364-365.
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