Leichenstarre

[362] Leichenstarre (Totenstarre), ein der maximalen Kontraktion der Muskeln sehr ähnlicher Zustand, der bald nach dem Tod eintritt. Auf der Starre sämtlicher Körpermuskeln beruht die vorübergehende Steifigkeit der Leichen, die bei hoher Temperatur und nach vorausgegangenen großen Muskelanstrengungen (gehetztes Wild) sofort mit dem Tod einsetzen kann, meistens aber erst im Verlaufe von Stunden sich entwickelt, vom Kopfe nach den Beinen fortschreitend. Die L. der Muskeln beruht auf Gerinnung der Eiweißkörper derselben und entwickelt sich unter Wärme- und Säurebildung und mit Entbindung von Kohlensäure. Je schneller die L. sich entwickelt hatte, um so schneller löst sie sich auch wieder, und zwar in derselben Reihenfolge, in der sie entstand; ihre Dauer kann nach Stunden bemessen sein oder auch mehrere Tage betragen. Erst nach Lösung der Starre verfällt der Muskel der Fäulnis. Bei plötzlich eintretendem Tod (Schußverletzung) können die Glieder in derjenigen Stellung erstarren, die sie im Moment des Todes hatten, der Arm z. B., während er ein Glas zum Munde führte etc. Diese Form der L., die besonders im Kriege beobachtet worden ist, heißt kataleptische L.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 362.
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