Das Blut erleidet sowohl bei verschiedenen, den allgemeinen Ernährungszustand schädigenden Krankheiten als besonders bei Störungen im Bereich der blutbildenden Organe, den eigentlichen Bluterkrankungen, tiefgreifende Veränderungen. Man untersucht dieselben, indem man den Hämoglobin- (Blutfarbstoff-)gehalt bestimmt, die in 1 cbmm enthaltenen roten, allenfalls auch die weißen Blutkörperchen zählt und vor allem das mikroskopische Verhalten derselben in dünner Blutschicht, meist unter Zuhilfenahme von geeigneten Färbemethoden, ermittelt. Bei der Hämoglobinbestimmung wird eine abgemessene kleine Blutmenge so weit mit Wasser verdünnt, daß die Probe den hellroten Farbenton eines gefärbten Glases oder eines mit gefärbter Flüssigkeit gefüllten Glasröhrchens erreicht; je mehr Wasser man bis zur Farbengleichheit braucht, um so mehr Farbstoff enthält die Probe. Die Anzahl der roten Blutkörperchen wird in folgender Weise bestimmt. Mit einer feinen graduierten Pipette wird eine kleine Menge Blut (aus einem Nadelstich in die Fingerkuppe) angesaugt und durch weiteres Ansaugen einer die Blutkörperchen konservierenden Flüssigkeit (Kochsalz- oder Sublimatkochsalz-Lösung) eine Mischung mit einem Blutgehalt von z.B. 1:100 (oder 200) hergestellt. Von dieser gut durchgeschüttelten Mischung wird ein Tröpfchen in eine Thoma-Zeißsche Zählkammer gebracht. Diese ist folgendermaßen eingerichtet: auf einer Glasplatte ist ein dünnes, mit kreisrundem Ausschnitt versehenes Glasplättchen aufgekittet. Hierdurch entsteht eine Vertiefung, und in deren Mitte wird ein zweites kreisrundes Glasscheibchen befestigt, das um 1/10 mm schwächer ist als das mit dem Ausschnitt versehene Plättchen. Legt man nun über das letztere ein Deckgläschen, so ist der Abstand zwischen diesem und jenem kreisrunden Scheibchen 1/10 mm. Da dieses Scheibchen nun noch durch eingeritzte Linien in quadratische Felder von 1/20 mm Seitenlänge (nach Schachbrettart) eingeteilt ist, so ergeben sich Quadrate von 1/400 qmm, und der über jedem Quadrat verfügbare Raum beträgt 1/4000 cbmm. Bringt man nun zwischen das eingeteilte Scheibchen und das Deckgläschen die Blutmischung, so kann man leicht unter dem Mikroskop die über jedem Quadrat befindlichen Blutkörperchen zählen, der Durchschnitt aus zahlreichen derartigen Zählungen ergibt mit 4000 und je nach der gewählten Verdünnung, noch mit 100 (bez. 200) multipliziert, die Zahl der in 1 cbmm unverdünnten Blutes enthaltenen Blutkörperchen. Stellt man eine Mischung von 1 Teil Blut mit 10 Teilen schwacher Essigsäure her, in der die weißen Blutkörperchen erhalten bleiben, die roten sich auflösen, so läßt sich in derselben Weise die Zahl der erstern bestimmen.
Die mikroskopische Untersuchung der einzelnen Blutzellen erfordert genaueste Kenntnis der normalen Befunde und hat sich unter Zuhilfenahme einer großen Anzahl komplizierter Färbemethoden zu hoher Vollkommenheit entwickelt. Die verschiedenen zelligen Gebilde und wiederum die Bestandteile der einzelnen Zellen (Kern, Protoplasmaleib, in diesem enthaltene Körnchen) haben vermöge ihrer verschiedenen chemischen Beschaffenheit eine verschiedene Verwandtschaft zu den einzelnen Farben eines Gemisches von solchen und nehmen daher, in dünner Schicht auf einem Gläschen angetrocknet, sehr charakteristische und auffallende Färbungen an. Fig. 1 und 2 zeigen zunächst in dünner Schicht ausgebreitetes, normales, nicht gefärbtes Blut. Es sind die schwach grünlichbraun durchscheinenden roten Blutkörperchen teils von der Fläche, teils von der Kante sichtbar, die Delle derselben sieht bei der gewählten Einstellung des Mikroskops dunkler aus als der Rand. Teilweise liegen die Scheiben in der sogen. Geldrollenanordnung (Fig. 2). Einzelne weiße Blutkörperchen zeigen Kerne, unregelmäßige Ausläufer, gekörntes Protoplasma.
Bei der häufigsten Bluterkrankung, der Chlorose oder Bleichsucht, ist sowohl Farbstoffgehalt als Blutkörperchenzahl herabgesetzt, jedoch der erstere in höherm Grade, so daß das einzelne Blutkörperchen weniger Hämoglobin enthält als normalerweise. Die Gestalt der Blutkörperchen ist nicht verändert. Ähnlich ist der Befund bei leichtern Anämien, besonders nach Blutverlusten. Nur selten findet man bei diesen Zuständen kernhaltige, rote Blutkörperchen, am ehesten noch bei schweren, akut entstandenen Anämien. Bei den schweren essentiellen oder perniziösen Anämien fallen vor allem Formveränderungen der roten Blutkörperchen auf, sogen. Poikilocytose (von poikilos, bunt), Fig. 3. Statt gleichmäßig scheibenförmiger Gestalt zeigen dieselben bei äußerst verschiedener Größe spindelförmige, birnförmige, posthornförmige etc. Gestalten. Sehr häufig finden sich kernhaltige, rote Blutkörperchen und zwar große (Megaloblasten) und kleinere (Normoblasten); die letztern stoßen häufig ihre Kerne noch aus und werden zu normalen Blutkörpern; die erstern wandeln sich durch Auflösung ihres Kernes in die für diese schwere Krankheit ebenfalls sehr charakteristischen Megalocyten, große, farbstoffreiche Scheiben, um. Fig. 3 zeigt in a einen Megaloblasten, in b mehrere Megalocyten. Im übrigen ist das Blut dünnflüssig, die Zahl der roten Blutkörperchen und der Farbstoffgehalt ziemlich gleichmäßig und meist in hohem Grade herabgesetzt.
Eine Vermehrung der weißen Blutkörperchen, Leukocytose, kommt physiologischerwcise besonders während der Verdauung und bei der Schwangerschaft zu stande; hält sich jedoch in engen Grenzen. Auf pathologischen, z.T. nicht völlig geklärten Bedingungen beruht die bei chronischen Kachexien, vor dem Tode und, die häufigste und wichtigste Form, die bei entzündlichen Erkrankungen auftretende Leukocytose. Die weißen Blutkörperchen vermehren sich derart, daß ihre Anzahl im Kubikmillimeter 15,00030,000, ausnahmsweise sogar bis 60,000 betragen kann, gegenüber der normalen Zahl von 8000. Die weißen Blutkörperchen gehören hierbei meist zu der mehrkernigen Form und sind lebhaft beweglich (Fig. 4). Mannigfaltiger ist das Blutbild bei der Leukämie. Die Vermehrung der weißen Blutkörperchen kann gering sein, aber auch so stark, daß das Blut schon dem bloßen Auge eine blaßrote Färbung zeigt und bei Zählung unter dem Mikroskop ein Verhältnis der weißen zu den roten Blutzellen von 1:20, ja sogar von 1:2 und 1:1 zeigt. Die weißen Blutzellen besitzen z.T. dieselben Formen, wie sie im normalen Blut vorkommen (einkernige Lymphocyten, mehrkernige und eosinophile Leukocyten), daneben auch andre Arten. Es finden sich einkernige, sehr große protoplasmareiche, völlig bewegungslose Zellen: Markzellen a, die wahrscheinlich aus dem Knochenmark stammen und auf eine myelogene Leukämie hinweisen (Fig. 6). Große, runde, einkernige, nicht granulierte, den Lymphocyten ähnliche Zellen scheinen vorwiegend den Lymphdrüsen zu entstammen und sind bei der akuten Leukämie sehr reichlich vorhanden (Fig. 7, zwei Fälle, verschieden gefärbt). Außerdem finden sich in manchen Fällen eine besonders starke Vermehrung der eosinophilen Zellen a, d.h. jener, die mit Eosin stark färbbare Körnchen enthalten (Fig. 5).
Fig. 810 zeigen verschiedene Formen des Malariaplasmodiums. Fig. 8 zeigt das in 48 Stunden zur Entwickelung gelangende Plasmodium des Tertianfiebers. Sämtliche Parasiten liegen eingeschlossen in roten Blutkörperchen. Die Parasiten haben im Gegensatze zu der Eosinfärbung des Hämoglobins aus der Farblösung das Methylenblau aufgenommen. Die schwarzen Fleckchen stellen Reste von durch Verdauung verändertem Blutfarbstoff dar. Die Parasiten, frisch beobachtet, sind lebhaft beweglich und verändern ihre Form unter dem Mikroskop. Fig. 9 zeigt die tropische Form des Malariaparasiten. Derselbe besitzt in einzelnen Exemplaren die für ihn charakteristische Halbmondform, in andern ebenso wie der Tertianaparasit runde Form, wird aber nie so groß wie dieser. In Fig. 10 ist durch eine andre Färbemethode (nach Romanowsky) ein besonders stark färbbarer Zellbestandteil, das Chromatinkörnchen, hervorgehoben. Außerdem zeigen sich frei im Blute schwimmend einige Halbmonde, die in ihrer Mitte Pigmentmassen tragen. Weiteres s. Malaria.
Ein ausgedehnter Zerfall roter Blutkörperchen kennzeichnet die Hämoglobinämie (s.d.). Es trennt sich dabei der Blutfarbstoff (infolge mannigfacher Vergiftungen, bei Infektionskrankheiten, nach Abkühlung oder aus unbekannten Ursachen, dann oft anfallsweise_ paroxysmale Hämoglobinämie) von der Gerüstsubstanz der Blutkörperchen und geht gelöst in das Blutplasma, von hier in den Harn über (Hämoglobinurie). Infolgedessen sieht das Blutserum rubinrot aus, und die ausgelaugten Gerüste der Blutkörperchen erscheinen im mikroskopischen Bild als blasse schattenähnliche Scheiben.
Hämodynamische Apparate dienen dem Studium der Blutbewegung, also der Untersuchung des Herzschlages wie der an den Blutgefäßen zu beobachtenden Vorgänge.
Der Kardiograph (Fig. 1; griech., Herzschreiber) ist ein von Marey erfundener Apparat zur graphischen Aufzeichnung der Herzbewegung. Er besteht aus zwei Luftkapseln, d.h. flachen, durch Gummimembranen geschlossenen und miteinander durch einen Schlauch verbundenen Tellerchen (k u. k' in Fig. 1); von diesen wird die eine, die Aufnahmekapsel, auf das Herz aufgesetzt oder über ihm mittels eines Gürtels (g) befestigt, die andre, die mit einem leichten Zeichenhebel versehene Schreibkapsel neben einem rotierenden, mit berußtem Papier überspannten Zylinder aufgestellt. Der die Lufträume beider Kapseln verbindende Schlauch ist mit einem Ventil (v) versehen.
Die Aufnahmekapsel, die in Fig. 2 in 1/2 natürlicher Größe dargestellt ist (k ist das mit der Membran überzogene Tellerchen, r das mit der Schlauchleitung zu verbindende Abzugsrohr, p ein auf der Membran befestigter Knopf, h eine metallene Hülse, aus der die Kapsel je nach der durch die Schraubenmutter s bewirkten Einstellung der Feder f mehr oder weniger hervorragt), überträgt die durch Herzstoß erhaltenen Impulse auf die Schreibkapsel, deren Hebel den zeitlichen Ablauf der Bewegung auf den Zylinder verzeichnet. So erhält man Herzkurven oder Kardiogramme. Weicht die Tätigkeit des Herzens von der normalen ab, so zeigt sich dies an bestimmten Veränderungen des Kardiogramms, das daher für die Diagnostik wichtig ist.
Das Kymographion (Fig. 3; griech., Wellenzeichner) dient zur Messung und bildlichen Darstellung des in den Blutgefäßen herrschenden, mancherlei Wandlungen unterworfenen Druckes. Seine wesentlichsten Bestandteile sind ein mit der Lichtung eines Blutgefäßes zu verbindendes Quecksilbermanometer m, dessen Anzeigen vermittelst eines mit einer Schreibspitze versehenen Schwimmers s registriert werden können, und ein gewöhnlich durch ein Uhrwerk in Umdrehungen versetzter, mit berußtem Papier bekleideter Metallzylinder z, auf dessen Mantelfläche der Manometerschwimmer seinen jedesmaligen Stand aufzeichnet. Die so erhaltenen Aufzeichnungen nennt man Blutdruckkurven. Unsre Abbildung stellt ein Ludwigsches Kymographion, das erste Instrument dieser Art, dar. Dasselbe hat später mehrfache Verbesserungen erfahren. Auch die Form des registrierenden Manometers ist verändert worden; an seine Stelle sind neuerdings auch sogen. Tonographen, d.h. elastische Blutwellenschreiber, gesetzt worden, die zu den Quecksilbermanometern sich ähnlich verhalten wie ein Aneroidbarometer zu einem Quecksilberbarometer, bei denen also der aufzuzeichnende Blutdruck auf eine mit Schreibspitze versehene elastische Metallfeder u. dgl. wirkt. Den Quecksilbermanometern sind sie darin überlegen, daß sie die schnellern Schwankungen des Blutdrucks weit zuverlässiger wiedergeben.
Zur Messung des Blutdrucks in den Arterien des Menschen bedient man sich meistens eines Instrumentes, das durch die Haut hindurch auf die Arterie einen Druck ausübt, der so lange erhöht wird, bis er den in der Arterie herrschenden Druck gerade kompensiert.
Das Sphygmomanometer von v. Basch (Fig. 4) enthält ein Metallmanometer m, dessen Zeiger auf einer auf Quecksilberdruck reduzierten Kreisteilung spielt, und eine damit verbundene Pelotte p. Diese besteht aus einem kurzen, beiderseits mit Kautschukkappen verschlossenen Metallzylinder. Die eine elastische Fläche desselben wird an der Stelle, wo der Radialispuls am deutlichsten zu fühlen ist, auf die Haut gesetzt. Der Zeigefinger des Untersuchenden soll nun auf die andre elastische Wand einen so starken Druck ausüben, daß der peripherisch von der komprimierten Stelle zu fühlende Pulsschlag verschwindet. Das Metallmanometer zeigt den dazu nötig gewesenen Druck an. Sein Wert entspricht nach den Untersuchungen von Basch dem gesuchten Blutdruck. Ähnlich ist der Apparat von Potain gebaut, und auch das von Riva-Rocci eingeführte Instrument verwendet dasselbe Prinzip.
Ein andres Verfahren benutzt Gärtner. Sein Tonometer (Fig. 5) besteht aus einem Quecksilbermanometer m, einem damit verbundenen Kautschukbeutel b und einem doppelwandigen Fingerring r, dessen äußere Wand aus Metall, und dessen innere aus Gummimembran besteht. Die Untersuchung beginnt damit, daß das Nagelglied eines Fingers blutleer gemacht wird. Dies wird dadurch erreicht, daß man es in einen fingerhutähnlichen, innen mit einer Gummikappe ausgekleideten Kompressor (f) hineindrückt. Vorher ist der Ring r über das zweite Fingerglied geschoben worden; ist das Endglied blutleer geworden, so komprimiert man den Luftsack b; dadurch legt sich der pneumatische Ring mit Druck gegen den Finger und verhindert das Einströmen von Blut in das Endglied. Zieht man den Finger jetzt aus dem Kompressor heraus, so sieht sein Nagelglied völlig blutleer aus. Die Aufgabe des Untersuchers ist nun die, den im System erzeugten, am Manometer kenntlichen Druck allmählich so weit absinken zu lassen, bis das Blut gerade wieder in das letzte Fingerglied einströmen kann. Der Druck, bei dem dies der Fall ist (man erkennt die Erreichung dieser Grenze leicht an der plötzlich eintretenden Rötung der Fingerbeere oder des Nagelbettes), entspricht dem arteriellen Blutdruck.
Die Stromuhr ist ein von Ludwig angegebener Apparat zur Messung der Stromgeschwindigkeit des Blutes. Der Blutstrom wird bei Benutzung desselben gleichsam geeicht. Das in ihn eintretende Blut verdrängt nämlich eine Flüssigkeit von bekanntem Volumen, wodurch die in der Minute oder Sekunde hindurchströmende Blutmenge sich bestimmen läßt (Volumgeschwindigkeit); unter Berücksichtigung des Querschnittes des untersuchten Blutgefäßes ist daraus die Strömungsgeschwindigkeit (die Länge des in einer Sekunde zurückgelegten Weges) zu berechnen. Ähnlichen Zwecken dient das auf demselben Prinzip beruhende Hämodromometer von Volkmann und das dem ballistischen Pendel analog konstruierte Hämotachometer von Vierordt. Der graphischen Darstellung der Blutstromgeschwindigkeit dient der Hämodromograph von Chauveau und ein von Cybulski angegebener Apparat, der auf dem Prinzip der Pitotschen Röhren (s.d.) beruht, und bei dem die Registrierung mit Hilfe der Photographie erfolgt. Auch Hürthle hat neuerdings eine selbstregistrierende Stromuhr konstruiert.
Der Sphygmograph (griech., Pulsschreiber) dient zur graphischen Darstellung des Arterienpulses. Man gewinnt mittels desselben eine Kurve (Pulskurve, Sphygmogramm), an der man alle Eigentümlichkeiten der Pulsbewegung genau studieren kann. Bei allen Sphygmographen setzt die abwechselnd sich ausdehnende und zusammenziehende Arterie einen durch Federkraft oder durch ein Gewicht gegen sie angedrückten leichten Hebel in Tätigkeit, der die ihm mitgeteilte Bewegung auf einen durch ein Uhrwerk mit gleichmäßiger Geschwindigkeit vorbeigeführten Papierstreifen aufzeichnet. Auf dem Papier bilden sich die Pulsbewegungen in Gestalt einer je nach der Art des untersuchten Pulses mannigfach modifizierten Wellenlinie ab. Für physiologische Forschungen und ebenso für die klinische Untersuchung des Pulses ist der Sphygmograph ein ganz unentbehrliches Hilfsmittel. Den ersten Sphygmograph hat Vierordt konstruiert, der am meisten gebräuchliche, den Fig. 6 wiedergibt, rührt von Marey her. Man erkennt daran das auf den Vorderarm aufgebundene Schreibwerk mit seinem sehr leichten, aus Schilf verfertigten Zeichenhebel sowie den zur Aufnahme der Zeichnung dienenden, mit Ruß überzogenen Papierstreifen, dem ein Uhrwerk eine gleichmäßige Bewegung erteilt. Eine etwas andre Form hat Dudgern dem Sphygmographen gegeben; dieses Instrument, dessen Anwendung äußerst bequem ist und das fortlaufende Registrierungen auf einem langen Papierstreifen erlaubt, hat vielfach Eingang in die medizinische Praxis gefunden. Ähnlich, nur mit feinerer Mechanik ausgestattet, ist der ebenfalls oft gebrauchte Sphygmochronograph von Jaquet.
Als Plethysmograph (griech., von plēthýs, Fülle) bezeichnet man einen von Fick und von Mosso angegebenen Apparat zur Registrierung der Schwankungen des Blutgehalts in einer Extremität. Letztere wird unter Abdichtung mit Gummi in ein liegendes, mit Wasser gefülltes, flaschenähnliches Gefäß eingeführt. Ein von diesem ausgehendes Rohr führt zu einer Registriervorrichtung (Fig. 7).
Mit jedem Pulsschlag schwillt die Extremität durch das verstärkte Zuströmen des arteriellen Blutes; das Schreibwerk des Apparates zeichnet diese pulsatorischen Volumenänderungen auf (daher auch der Name Hydrosphygmograph). Wichtiger ist, daß der Apparat auch die langsamern oder schnellern Schwankungen in der Blutfülle des Armes registriert, wie sie unter verschiedenen andern Bedingungen, z.B. bei Tätigkeit des Gehirns, eintreten.
Füllt man einen ähnlichen zur Aufnahme eines Armes dienenden Zylinder mit Leuchtgas anstatt mit Wasser und verbindet man seinen Innenraum einerseits mit der Gasleitung, anderseits mit einem eine feine Stichflamme gebenden Brenner, so erhält man ein Instrument, das, ähnlich den oben erwähnten Apparaten, Auskunft über die Veränderungen der Blutstromgeschwindigkeit gibt. Die Flamme zuckt nämlich bei jedem Pulse. Registriert man diese Schwankungen auf einer gleichmäßig bewegten lichtempfindlichen Platte, so erhält man eine Aufzeichnung der Strompulse, v. Kries hat diesen von ihm erfundenen Apparat als Gastachograph bezeichnet.
Meyers-1905: Blutbewegung
Buchempfehlung
»Was soll ich von deinen augen/ und den weissen brüsten sagen?/ Jene sind der Venus führer/ diese sind ihr sieges-wagen.«
224 Seiten, 11.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro