Der geologische Bau desjenigen Teils von Südafrika, der auf der beiliegenden Karte dargestellt ist, ist sehr einfach. An der Zusammensetzung des Landes beteiligen sich nur vier oder, mit Einschluß der neuern Bildungen, fünf voneinander verschiedene Formationen. Der Sockel des südafrikanischen Tafellandes besteht aus der sogen. südafrikanischen Primärformation, die unsern archäischen Bildungen und auch wohl einem Teil des Silur entspricht. In Damaraland, Groß- und Klein-Namaland wird das Küstengebirgsland und im Innern die Unterlage, auf der die Schichten der nächsten Formation übergreifend gelagert sind, von Gneis und mehr zurücktretendem Granit gebildet; auch Glimmerschiefer, Chlorit- und Amphibolschiefer und körniger Kalk erscheinen hier und da als Einlagerungen in dem Gneis. An der Mündung des Oranjeflusses treten grüne Schiefer auf, und weiter im Süden, in der Kapkolonie, lehnt sich an den Gneis ein System von steil aufgerichteten Tonschiefern, Quarziten und quarzitischen Sandsteinen, die sogen. Namaqua- und Malmesburyschichten, die mit westöstlichem Streichen die ganze Südküste der Kapkolonie bis zur Algoabai bilden. In Südostafrika erscheint die Primärformation erst wieder in Natal, erlangt dann aber weiter nördlich in Swasiland, Transvaal, Betschuanenland und Matabeleland eine größere Verbreitung; der Gneis ist hier untergeordnet, weitverbreitet dagegen sind der Granit und ein System von steil einfallenden Tonschiefern und quarzitischen Sandsteinen mit eingelagerten Grünsteinen (Diabas, Serpentin etc.), das unter dem Namen der Swasischichten zusammengefaßt wird. Diskordant auf den ebengenannten Bildungen ruht die sogen. Kapformation, ein mächtiger Komplex von horizontalen oder wenig geneigten Sandsteinen und Schiefern mit Diabaseinlagerungen und von dolomitischen Kalksteinen marinen Ursprungs; sie entspricht etwa unserm Devon. Als das älteste Glied der Kapformation wird der Tafelbergsandstein angesehen, ein quarzitischer Sandstein, der unter anderm auch das Kap der Guten Hoffnung bildet sowie im Huibplateau in Groß-Namaland, an den Drakensteenbergen, den Zwartebergen und Zuurbergen der Kapkolonie, in Natal, am Witwatersrand und im nördlichen Transvaal ausgedehnte Flächen bedeckt. Als eine Faziesbildung dieses Sandsteines gelten die Tonschiefer, Grauwacken, Sandsteine und Quarzite, die, als Bokkeveldschichten (oder Pretoriaschichten, Magalisschichten) unterschieden, das Hanamiplateau in Groß-Namaland, die Bokkeveldberge der südwestlichen Kapkolonie sowie die Magalisberge, Drakenberge und Maricoberge in Transvaal zusammensetzen. Blauschwarze dolomitische Kalksteine charakterisieren die obere Abteilung der Kapformation; sie finden sich auf dem Huib- und Hanamiplateau in Groß-Namaland, dann im Kaapplateau westlich vom Vaalfluß in Westgriqualand und verbreiten sich von da über einen großen Teil von Betschuanenland und des westlichen und mittlern Transvaal; auch im nördlichen Transvaal und in den Drakenbergen kommen sie vor. Es folgen, in einer großen flachen Mulde den ältern Schichten eingebettet, die Ablagerungen der Karruformation, die sich in der Zeit vom obern Karbon bis in die Trias hinein gebildet haben, also etwa dem Perm entsprechen. Sie bedecken den größten Teil der Kapkolonie und Natals, den ganzen Oranje-Freistaat und das südöstliche Transvaal. Die Basis der Karruformation ist das Dwykakonglomerat, ein Konglomerat von Granit, Gneis, Quarzit, Schiefer und Sandstein, für das man einen glazialen Ursprung annimmt; darüber folgen die Eccaschichten, ein mächtiger Komplex von dunkeln, meist kohlereichen Schiefern und Schiefertonen mit wenig mächtigen Einlagerungen von Sandsteinen und Kalksteinen, dann die Beaufortschichten, rot oder grünlich gefärbte Schiefertone mit zahlreichen Einlagerungen von Diabas, und als oberste Abteilung die Stormbergschichten, hellgefärbte, weiche, zerreibliche Sandsteine mit untergeordneten Schiefereinlagerungen, die hier und da bauwürdige Steinkohle führen. Auch Diabase und Melaphyre sind im Bereich der Stormbergschichten häufig; sie finden sich vielfach als schützende Decke über den weichen Sedimenten und bilden z.B. die höchsten Gipfel der Stormberge, Drakenberge, Malutiberge etc. Mehrfach treten an der Küste noch jüngere Bildungen, etwa dem Jura (oder der Kreide) entsprechend, auf: an der Algoabai sind es die sogen. Uitenhageschichten, sandige Ablagerungen von wesentlich marinem Charakter, an der Mündung des Umtamfuna im südlichen Natal und an der St. Luciabai im Sululand die sogen. Umtamfunaschichten, sandige Mergel und graubraune Sandsteine. Als rezent gelten die Verwitterungsprodukte (Sande, Lehme und Laterite) und die aus diesen durch die Tätigkeit der Winde entstandenen Sande und Sanddünen an der Küste und im Innern von Damara- und Namaland sowie die gewöhnlich rot oder gelblich gefärbten, sandig bis sandigtonigen Ablagerungen, die weite Flächen in der nördlichen Kapkolonie, im Oranje-Freistaat, Westgriqualand, Transvaal, Betschuanenland, der Kalahari und im östlichen Ovambo-, Damara- und Groß-Namaland bedecken. Eine Ablagerung ausgetrockneter Brackwasserseen und somit jüngerer Entstehung ist ein hellgefärbter dolomitischer Kalkstein oder Kulktuff, der, stets an der Oberfläche lagernd, einen großen Teil des östlichen Ovambo-, Damara- und Namalandes und der Kalahari bedeckt und namentlich im Westgriqualand, Betschuanenland, dem südwestlichen Transvaal, dem Oranje-Freistaat, der nördlichen Kapkolonie sowie in der großen Karru sehr verbreitet ist. Demnach war Südafrika früher von zahlreichen, z.T. sehr ausgedehnten Seen bedeckt, von denen heute in den verschiedenen Zoutpans und in den Seen der nördlichen Kalahari nur noch geringe Überreste vorhanden sind; auch der Salzgehalt, den man vielfach im Boden antrifft, ist z.T. auf diese frühern Seen zurückzuführen. Vermutlich tertiären Alters sind marine kalkige Ablagerungen, die sich an der Algoabai und in der Gegend von Bathurst in der südöstlichen Kapkolonie in geringer Mächtigkeit und Ausdehnung finden.
Südafrika ist sehr reich an nutzbaren Mineralien, unter denen in erster Linie Gold und Diamant zu nennen sind.
Gold findet sich besonders in Transvaal in großer Verbreitung. In den Goldfeldern (s. Karte) kommt das Gold auf Gängen (Reefdiggings) oder in Konglomerat- und Sandsteinflözen (Konglomeratdiggings) vor. Goldführende Quarzgänge, oft auf viele Kilometer Länge verfolgbar, sind hauptsächlich in dem Gebiet der Swasischichten vorhanden und durchsetzen auch den Granit. Das Gold ist in der Regel so fein im Quarz verteilt oder mit Schwefelkies und andern Mineralien, wie Kupferkies, Kupferglanz, Arsenkies, Bleiglanz und Zinkblende, vermischt, daß es mit dem bloßen Auge nicht wahrgenommen werden kann; nur zuweilen bildet es deutlich sichtbare, linsengroße Körner oder dünne Beschläge auf Ablösungsflächen des Quarzes. Vorzugsweise finden sich die goldhaltigen Erze in sogen. Erzfällen, d.h. in säulenförmigen Partien, die nicht immer dem Gangeinfallen folgen, sondern ein mehr oder minder starkes Einschieben im Streichen des Ganges besitzen. Demgemäß ist der Erz- und Goldgehalt stellenweise sehr beträchtlich, vermindert sich aber anderseits streckenweise bis zur vollständigen Unbauwürdigkeit der Lagerstätte. Goldquarzgänge der Swasischichten werden auf dem De Kaap-Goldfeld bebaut, ebenso auf dem Komati-Goldfeld, dem Selati- oder Murchisonfeld, dem Klein-Letaba- und Molototsi-Goldfeld, dem Hontboschberg-und dem Marabastad- oder Smitsdorp-Goldfeld. Vielfach sind hier die Goldquarzgänge an eingelagerten Eruptivgesteine gebunden; so setzt das Pioneer-Reef auf Moodies Grund bei Barberton (De Kaap-Goldfeld) in Serpentin auf und das berühmte Sheba-Reef in schieferigem Grünstein. Auch auf den Goldfeldern an der Tugela in Sululand treten die Goldquarzgänge in Hornblende führenden Schiefern auf, und ähnlich scheint das Vorkommen des Goldes in den Tati-Goldfeldern im Matabeleland zu sein. Abweichend ist das Auftreten des Goldes in dem Malmani-Goldfeld östlich von Mafeking, insofern es sich hier auf Quarzgängen im blauen dolomitischen Kalkstein der Kapformation findet; auch an mehreren Orten des Lydenburg-Goldfeldes (Frankfort, Waterval etc.) sowie zwischen Witwatersrand und dem Malmanifluß sind ähnliche Goldvorkommen bekannt. Von außerordentlichem Goldreichtum sind die Konglomeratdiggings (Conglomeratreefs oder Banketreefs), die z.T. der Kapformation, z.T. der Primärformation angehören. Es sind deutlich gebankte, mit feinen sandsteinähnlichen Lagen regelmäßig wechselnde Konglomerate aus meist nußgroßen Quarzgeschieben, die durch ein kieseliges Bindemittel verbunden sind. Das Gold tritt in ihnen fast nur innerhalb des Bindemittels auf; der Goldgehalt wechselt von einigen Gramm bis über 100 g auf eine Tonne Konglomerat. Von andern Erzen findet sich nur Schwefelkies, häufig in Brauneisen umgewandelt, dann Magneteisen in kleinen Körnchen, und als Seltenheit Antimonerz und Zinkblende. Im Witwatersrand-Goldfeld, dem bedeutendsten, das hierher gehört, lassen sich etwa acht Flözgruppen unterscheiden, die wieder einzelne besonders benannte goldführende Flöze (früher irrtümlich wohl auch als Reefs, d.h. Gänge, bezeichnet) einschließen. Die Schichten des Witwatersrand bilden eine langgestreckte Mulde; die nördlichen Flöze fallen steil (etwa unter 85°) nach Süden ein, während nach der Muldenmitte hin mehr und mehr ein Verflachen und zuletzt eine fast horizontale Lagerung eintritt. Umfangreicher Bergbau ist bisher nur am Nordflügel der Mulde getrieben. Hier sind die Goldflöze der sogen. Hauptflözgruppe sowohl östlich als westlich von Johannesburg, bis jetzt im ganzen auf 80 km Länge nachgewiesen; sie folgen in ihrem Streichen etwa dem Verlauf der Witwatersrandberge. Auch in den bei Heidelberg gelegenen Goldfeldern sind Konglomeratflöze Träger des Goldes, und hier hat man noch mehr als in Witwatersrand an einen genetischen Zusammenhang der Goldführung mit dem lagerartigen Auftreten von diabasähnlichen Eruptivgesteinen gedacht. Ebenso kommen bei Parys und Vredefort im Oranje-Freistaat goldführende Konglomeratflöze vor; diese rechnet man ebenso wie die Heidelberger Flöze zu dem Südflügel der Witwatersrandmulde. Wahrscheinlich sind auch die goldführenden Konglomerate des Klerksdorp-Goldfeldes für Ausläufer der Witwatersrandflöze zu halten, obschon zwischen den westlichen Aufschlüssen der Witwatersrandmulde und dem östlichsten Aufschlusse bei Klerksdorp eine Entfernung von etwa 130 km liegt, und in dem zwischenliegenden Gebiete bis jetzt noch keine abbauwürdigen Goldvorkommen gefunden sind. Goldführende Konglomerate und Sandsteinflöze der Kapformation sind ferner in weiter Ausdehnung auch in den Goldfeldern von Lydenburg und Vryheid nachgewiesen. In vielen Distrikten, und zumal bei Pilgrimsrest im Lydenburger Goldfeld, wird Gold wohl auch noch aus zersetzten Partien anstehenden Gesteins, besonders diabasartigen Eruptivgesteins (Lateritdiggings) oder auch wohl aus Alluvialablagerungen (Alluvialdiggings) ausgewaschen; doch sind diese Vorkommen von im ganzen geringer Bedeutung. Auch in der Kapkolonie sind in den Distrikten-Knysna und Prince Albert im Bereich der Swasischichten (Namaquaschichten) Goldvorkommen ohne größere Wichtigkeit bekannt geworden, ebenso in Deutsch-Südwestafrika, besonders im Hereroland. Es tritt hier im Gebiete der kristallinischen Schiefer teils zusammen mit gediegenem Wismut in Quarzgängen auf, teils zusammen mit Kupfererzen, entweder eingelagert im Gneis, Granatfels oder körnigen Kalk, oder in Quarzgängen.
Diamant wurde zuerst bei Hopetown am Oranjefluß und bei Pniel und Barkley-West am Vaalfluß aus alluvialen Flußsanden (river diggings) ausgewaschen und dann auf primären Lagerstätten (dry diggings) auf dem Plateau zwischen dem Vaalfluß und der Modder, in der Nähe des heutigen Kimberley und im Oranje-Freistaat südsüdöstlich von Kimberley entdeckt. Die primären diamantführenden Ablagerungen bilden große Zylinder von rundlichem Querschnitt, die durch die fast horizontal gelagerten obern Karruschichten hindurch bis zu unbekannter Tiefe senkrecht niedersetzen und von Eruptivgesteinsbrocken erfüllt sind; sie sind samt dem eingeschlossenen Diamant unzweifelhaft eruptiver Entstehung (vgl. Diamant). Auch in Westgriqualand am linken Ufer des Hartflusses nordwestlich von Kimberley, im Oranje-Freistaat unweit Driekop und bei Winburg am Vetfluß, ferner in Transvaal bei Rietfontein östlich von Pretoria finden sich solche dry diggings. Die reichsten river diggings liegen am Unterlauf des Vaalflusses; doch werden auch im Oberlauf des Vaal an mehreren Orten Diamanten gewonnen, ebenso am Valschfluß im nördlichen Oranje-Freistaat. Auch Deutsch-Südwestafrika besitzt im Gebiet von Barseba ein Vorkommen von Diamant auf primärer Lagerstätte.
Bauwürdige, gelegentlich bis 6 m mächtige Steinkohlenflöze kommen besonders in der untern Abteilung der Stormbergschichten vor und sind an mehreren Punkten in der Kapkolonie durch Bergbau aufgeschlossen. Gleichalterige Steinkohlen werden ferner am Ostabhang der Drakenberge, in Natal und in Transvaal gewonnen. Ob die auf dem Hochfeld Transvaals und im nordwestlichen Teil des Oranje-Freistaats gebauten, bis 6 m mächtigen Steinkohlenflöze auch den Stormbergschichten zuzurechnen sind oder, was wahrscheinlicher sein dürfte, der mittlern oder untern Karruformation, ist unsicher; Reste dieser kohlenführenden Formation liegen auch in mehreren kleinem, inselförmigen Partien in der Umgebung von Johannesburg diskordant auf den Schichten der Kapformation, die den Witwatersrand und die anschließenden Landstriche zusammensetzen. Von den Steinkohlen, die in Natal bei Pieter-Maritzburg und bei Port Natal (Durban) sowie in der südlichen Kapkolonie bei Graaff und Beaufort anstehen, ist ebenfalls das Alter noch nicht sicher bestimmt.
Die andern nutzbaren Mineralien kommen, abgesehen von dem Salz, das jüngerer Entstehung ist und sich vielfach in ausgetrockneten alten Seebecken, den Salzpfannen (Zoutpans), findet, fast ausschließlich in der Primärformation vor, und zwar meist auf Gängen, nicht selten in der Nachbarschaft von Eruptivgesteinen. Am häufigsten sind Kupfererze (Buntkupfererz, Kupferkies, Kupferglanz, Rotkupfererz etc.); man kennt solche von den berühmten Kupfergruben von Ookiep bei Springbockfontein in Klein-Namaland, von Khuias in Groß-Namaland, vom Hereroland und von Leydsdorp in Transvaal. Blei- und Silbererze finden sich ebenfalls in den Zoutpansbergen (am Pisang Kop), vor allem aber in der Nähe von Pretoria und im Distrikt Middelburg (am Wiljerivier); unbedeutend scheint ihr Vorkommen bei Angra Pequena und südöstlich von Windhoek zu sein. Eisenerze, z.T. sehr manganreich, sind in den Zoutpansbergen, in den Distrikten Middelburg und Waterberg in Transvaal, aber auch in Natal an mehreren Orten bekannt; auch Meteoreisen soll sich am Westrande der Kalahari in größerer Menge finden. Im ganzen selten sind Zinnober, Wismuterze, Zink- und Antimonerze, Zinnerze sowie Kobalt- und Nickelerze.
Zwei Halbedelsteine, Tigerauge und Falkenauge, finden sich zusammen mit Asbest bei Griquatown in Westgriqualand, sollen aber auch weiter nordöstlich im Maricodistrikt Transvaals vorkommen. Auf den Inseln an der Westküste der Kapkolonie und von Deutsch-Südwestafrika gibt es z.T. sehr mächtige Guanolager. Vgl. Schenk, Geologische Entwickelung Südafrikas (in Petermanns Mitteilungen, Gotha 1888); Molengraaff, Beitrag zur Geologie der Goldfelder in der Südafrikanischen Republik (im Neuen Jahrbuch für Mineralogie, 9. Beilageband, Stuttg. 189495); Derselbe, Über die Geologie der Südafrikanischen Republik (im Zentralblatt für Mineralogie, das. 1901); Schmeißer, Über Vorkommen und Gewinnung der nutzbaren Mineralien in der Südafrikanischen Republik (2. Aufl., Berl. 1895); Schanz, Ost- und Südafrika (das. 1902); Stromer von Reichenbach, Die Geologie der deutschen Schutzgebiete in Afrika (Münch. 1896). Vgl. auch die im folgenden Abschnitt angeführten Schriften.
Der politische Erfolg der Londoner Konvention vom 27. Februar 1884 hatte zunächst keinen Einfluß auf die wirtschaftliche Entwickelung der damaligen Südafrikanischen Republik. Die Krise, unter der nicht nur die Landwirtschaft (mit dem durch Steuern ruinierten Tabakbau), sondern auch der Handel litt, glich der von 1868, die durch Entdeckung der Diamantenfelder überwunden wurde. Die Überwindung erfolgte in ähnlicher Weise durch die Entdeckung der Goldhaltigkeit des Witwatersrand (Rand), eines Höhenzuges östlich und westlich der heutigen Stadt Johannesburg. Die Entdeckungen der Brüder Struben im Jahre 1884 konnten nicht verheimlicht werden, wie die von 1854, sie veranlaßten sofort einen allgemeinen Aufschwung durch Bildung großer Gesellschaften, Einwanderung von zahllosen Menschenmassen aller Art. Dieser Aufschwung hätte auch für alle andern Wirtschaftsgebiete förderlich sein müssen, wenn dem nicht der einseitige weitabgewandte Verstand der Buren entgegen gewirkt hätte. Insbesondere verharrte die für die Entwickelung Südafrikas so wichtige Landwirtschaft in überlebten Methoden, sie kann bis heute nicht die Nachfrage decken und zwingt die Bevölkerung, die einheimischen Produkte übertrieben hoch zu bezahlen und außerdem einen erheblichen Teil des Bedarfs im Auslande zu decken. So betrug z.B. im Jahre 1897 der Wert eingeführter Bodenerzeugnisse und landwirtschaftlicher Produkte 1,964,000 Pfd. Sterl. Auf der andern Seite krankt die Landwirtschaft wie auch die Bergindustrie an Arbeitermangel, die Löhne werden hoch und drücken wieder die Preise für die Produkte, so daß z.B. im Jahre 1901 ein Sack Kartoffeln 1020 Mark und ein Sack Mais 1415 Mark kostete. In den südlichen Distrikten wird viel Viehzucht getrieben und die Karruebene bietet guten Grasboden zur Weide. Der Rinderreichtum hat nur viel durch die Rinderpest zu leiden. Die auch der Landwirtschaft nachteiligen schlechten Verkehrsmittel sind seit einigen Jahren verbessert worden, und Transvaal steht jetzt mit den südafrikanischen Haupteinfuhrhäfen (Kapstadt, Port Elizabeth, Laurenzo Marques) in direkter Schienenverbindung. Der Plantagenbau (Zuckerrohr, Tabak, Kaffee, Tee), der im nördlichen und nordöstlichen Teil Transvaals gute Erfolge verspricht, ist noch wenig entwickelt, so daß z.B. im Jahre 1897 an Zucker importiert wurde von Transvaal für 199,483 Pfd. Sterl. und von der Kapkolonie für 400,000 Pfd. Sterl., an Kaffee für 99,428, bez. 310,253 Pfd. Sterl. Die Ausfuhr, die vor einem Jahrhundert besonders in Wolle, Elfenbein und Straußfedern bestand, setzt sich fast lediglich aus Mineralien zusammen. Die Minenindustrie hat alle andern verdrängt, und diese Industrie erstreckt sich auf alle wichtigen Mineralien, wenn auch das Gold die herrschende Stellung hat. So hob sich z.B. in Transvaal die Steinkohlenförderung von 3880 Ton. auf 38,777 Ton. im Jahre 1896, und die Diamantengewinnung stieg von 5792 Karat im Jahre 1897 auf 22,843 Karat im Jahre 1898. Die Goldminen jedoch stehen im Mittelpunkt des wirtschaftlichen Interesses und bestimmen die Entwickelung Südafrikas. Die Goldindustrie ist es, durch welche das im Jahre 1885 noch nicht bestehende Johannesburg im Jahre 1896 schon über 100,000 Seelen zählte, durch die letzten Endes auch die politische Umwälzung der südafrikanischen Gebiete herbeigeführt wurde.
Die Goldproduktion stieg in Transvaal und Rhodesia von 10,000 Pfd. Sterl. im Jahre 1884 auf 16,018,000 Pfd. Sterl. im Jahre 1899, fiel dann vollständig infolge des Krieges, um sich im Jahre 1903 wieder auf 13,424,000 Pfd. Sterl. zu erheben (der Rand produzierte hiervon allein über 12 Mill. Pfd. Sterl.). Die Kapkolonie brachte 5,259,120 Pfd. Sterl. im Jahre 1893 und 13,815,683 im Jahre 1899, Natal in denselben Jahren 213,877, bez. 402,543 Pfd. Sterl. Rhodesia ergab 1899: 56,742 und 1903: 231,873 Unzen und erfuhr im Jahre 1904 weitere Steigerung. Hand in Hand mit der Steigerung der Produktion geht die Gesellschaftsbildung. Im Jahre 1902 waren in Südafrika 211,967,217 Pfd. Sterl. in Aktien investiert und die Goldminengesellschaften waren hieran mit 106,723,904 Pfd. Sterl. beteiligt. Die Emissionen betrugen 4,808,000 Pfd. Sterl. (1895) und sanken auf 1,744,500 (1898), um sich nach dem Kriege auf 7,047,800 (1902) zu erheben; sie betrugen 1903: 1,347,100 Pfd. Sterl. In diesen Zahlen sind die Land- und Explorationsgesellschaften nicht berücksichtigt. Der schon so lange erwartete, aber bisher noch nicht eingetroffene große Umschwung in Minenwerten nach dem Kriege (der sogen. Friedensboom) wird zweifellos viele neuen Unternehmungen ins Leben rufen und eine neue große Spekulation veranlassen,_ Die Minenindustrie hat mehrere solcher großartigen Preissteigerungen mit den zugehörigen, plötzlichen Umschlägen zu verzeichnen. Nach dem boom von 1895, der über ein Jahr gedauert hatte, war der Merkwert des Kapitals z.B. von Rand Mines (Nominal: 3,327,000) am 9. Oktober: 12,321,300 gegen den 1. Oktober mit: 15,971,000. Die guten Minen des Rand, die an sich zur Geldanlage wohl geeignet wären, stehen gewöhnlich so hoch im Kurs, daß die Verzinsung unlohnend ist. So notierten z.B. im Jahre 1904 Ferreira 21 1/2 und Crown Reef 18 (bei Aktien von je 1 Pfd. Sterl. Nom.). Bei so hohen Kursen können natürlich die Dividenden selten ausreichend entschädigen. Wenn man liest, daß Crown Reef z.B. 1902: 125 Proz. und 1903: 155 Proz. und Wemmer 1901: 150 Proz. und 1900: 125 Proz. zahlten, so ist damit noch nicht gesagt, daß der Aktionär auf seine Rechnung kommt. Denn die Eigentümlichkeit der Mine besteht darin, daß sie durch die Zeit nicht besser, sondern wertloser wird, insofern sie abgebaut, ihr Gehalt erschöpft wird. Gerade von den reichsten Minen kann man sagen, daß sie in 2030 Jahren nicht mehr leben werden. Die Frage aber, ob und in welchem Maße sich der Tiefbau (die deep-level-Minen im Gegensatz zu Outcrop-, Ausbiß-Minen) lohnen wird, ist trotz der glänzenden Resultate einiger Tiefbau-Gesellschaften noch keineswegs entschieden. Ob sich in den angenommenen Tiefen von 40009000 Fuß noch zahlendes Gold finden und ob sich die Förderung überhaupt noch lohnen wird, darüber existiert bisher noch keine Erfahrung. Wir wissen nur, daß ungeheure Kapitalien aufgewandt werden müssen, um bei solchen Unternehmungen in das Produktionsstadium zu gelangen. Solche Kapitalien sind aber angesichts der Tatsache, daß die Aktionäre für Jahre hinaus auf Dividenden nicht zu rechnen hätten, nicht leicht zu beschaffen. Schon jetzt leiden mehr Minen an der mangelhaften als an zu hoher Kapitalisierung.
Crown Reef und Heriot-Mine sind Beispiele dafür, wie eine schlecht kapitalisierte Mine nicht lebensfähig war, um nach Erhöhung des, Kapitals und Verbesserung der Anlagen einen großartigen Aufschwung zu nehmen. Die Beschaffung des Kapitals wird jetzt vielfach und gerade bei den besten Unternehmungen seitens weniger Finanzhäuser (Wernher Beit u. Komp., Barnato, Robinson, A. Goerz etc.) besorgt. Das Publikum wird erst später unter oft bedeutenden Preissteigerungen in Anspruch genommen. Da die Aktien meist zu 1 Pfd. Sterl. ausgestellt werden, so kann sich auch der kleine Mann beteiligen. Tatsächlich ist auch das große Publikum, auch das des Auslandes, erheblich an südafrikanischen Minenwerten interessiert, man kann die Beteiligung Frankreichs auf 30 Proz. und diejenige Deutschlands auf 15 Proz. schätzen._ Wenn trotz hoher Ertragsziffern und reger Kapitalbeteiligung die Minen werte oft enttäuscht haben, so hat das seit Jahren an zwei sehr wichtigen Tatsachen gelegen: an dem Arbeitermangel und den hohen Selbstkosten. Die Arbeiterfrage ist seit etwa einem Jahrzehnt die wichtigste Frage der Industrie, insofern die Rekrutierung auf die äußersten Schwierigkeiten stößt und insofern die zu zahlenden Arbeitslöhne unverhältnismäßig hohe sind. Während die Erlangung weißer Arbeitskräfte für die höhern Dienste kaum Schwierigkeiten macht, hat die Trägheit und sonstige Mangelhaftigkeit der einheimischen Kaffernbevölkerung (Trunksucht, Desertion) es dahin gebracht, daß keine Mine mit ausreichenden Kräften betrieben werden kann und daß einige ärmere Minen den Betrieb haben einstellen müssen; man bezifferte Ende 1903 die Zahl der fehlenden Arbeiter auf 129,000. Dem vorhandenen Übelstande soll jetzt durch die von der Regierung am 14. März 1904 gebilligte Einführung chinesischer Arbeiter abgeholfen werden. Die Arbeitslöhne, infolge des Arbeitermangels unverhältnismäßig hoch, betragen etwa 63 Proz. der Gesamtkosten, wovon 28 Proz. auf Eingeborne entfällt. Die hohen Lebensmittelpreise sind ebenfalls daran schuld, daß die oft versuchte Herabsetzung des Lohntarifs gescheitert ist._ Was die Betriebskosten anlangt, so ergibt sich deren Höhe teils aus der Höhe der Arbeitslöhne, teils aus Ursachen, die durch die Mißwirtschaft der Burenregierung hervorgerufen wurden und die bald beseitigt sein dürften. Hierher gehören die vielen Monopole und Lizenzen, besonders das Dynamit- und Eisenbahnprivileg, die einzelnen Gesellschaften Riesengewinne zuführten und nun für nichtig erklärt worden sind. Trotzdem ist der durchschnittliche Betrag der Selbstkosten noch immer beträchtlich. Genaue Zahlen lassen sich nicht geben, da die Gesellschaften unter verschiedenen Bedingungen arbeiten. Die nächsten Jahre werden noch mächtige Kapitalsaufwendungen, man schätzt diese für die nächsten zehn Jahre auf über 50 Mill. Pfd. Sterl., erfordern, um die Industrie voll zu entwickeln. Vgl. Vallentin, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte von Transvaal (Berl. 1901); Lenk, Die Geschichte Transvaals (Reclams Universal_ Bibliothek, Nr. 4494, 4495); Schmeißer, Geographische, wirtschaftliche und volksgeschichtliche Verhältnisse der Südafrikanischen Republik (in den Verhandlungen der Deutschen Kolonial Gesellschaft, Berl. 1900); Platner, Die Goldminenindustrie am Witwaters Rand (Brem. 1904); Epstein, Die englische Goldminenindustrie (Dresd. 1904).
Buchempfehlung
Die keusche Olympia wendet sich ab von dem allzu ungestümen jungen Spanier Cardenio, der wiederum tröstet sich mit der leichter zu habenden Celinde, nachdem er ihren Liebhaber aus dem Wege räumt. Doch erträgt er nicht, dass Olympia auf Lysanders Werben eingeht und beschließt, sich an ihm zu rächen. Verhängnisvoll und leidenschaftlich kommt alles ganz anders. Ungewöhnlich für die Zeit läßt Gryphius Figuren niederen Standes auftreten und bedient sich einer eher volkstümlichen Sprache. »Cardenio und Celinde« sind in diesem Sinne Vorläufer des »bürgerlichen Trauerspiels«.
68 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro