Abkürzungen in den Grundrissen: Az Ankleidezimmer_ Bck Bäckerei_ B Bad_ D Dienerzimmer- Df Durchfahrt_ Fz Fremdenzimmer_ H Hof_ Hl Halle_ Hm Harem_ K Küche_ Ka Kammer_ Kz_ Kinderzimmer_ Ke Keller_ Ki Kiosk_ M Mädchengelaß_ Md Mandarah_ O Oberlicht_ P Portier_ S Salon_ Sp Speisekammer_ Spz Speisezimmer_ SdE Schlafzimmer der Eltern_ St Stall_ V Vorplatz_ W Wohnzimmer_ Wk Waschküche_ ZdH Zimmer des Herrn.
Das Wohnhaus der Urzeit zeigt die Nachwirkungen des alten Nomadenzeltes. Es war ein noch ungeteilter viereckiger oder runder Raum ohne besondere Decke, mit Zeltdach, in dessen Spitze sich eine Lichtöffnung befand, durch die der Rauch der darunter stehenden Feuerstätte entwich. Viollet le Duc nimmt als ältesten Typus bei den Ariern ein an den Felsen gelehntes Blockhaus mit Strohpultdach und geschlepptem, auf Pfosten ruhendem Vordach an. Vorn links und rechts befanden sich, einen Hof einschließend, Nebengebäude für Vieh und Vorräte. An Stelle des Blockhauses dieser Art trat später das Wohnhaus aus Kyklopenmauerwerk mit Holzgerüsten für die Tür- und Fensteröffnungen. Die Reste sehr alter, primitiver Wohnanlagen haben sich in Nordamerika in den sogen. Wohnungshügeln, den Pueblos, Höhlenbauten und Riffhäusern, auch in den aus schmalen, korridorartigen Räumen bestehenden, um quadratische Höfe gelagerten Häusern der mittelamerikanischen Völker erhalten (vgl. Amerikanische Altertümer).
Unter den Wohngebäuden der Kulturvölker des Altertums nehmen die der Ägypter, Griechen und Römer die hervorragendste Stelle ein. Aus Assyrien, Medien und Persien sind zurzeit nur Herrscherpaläste bekannt, die von einer großartigen Raumanordnung und vorgeschrittenen Bauweise Zeugnis ablegen. Von ihrem Wohnhaus weiß man ebensowenig Sicheres wie von dem der übrigen alten asiatischen Kulturstaaten, der alten Inder, der seßhaften Semiten, der kleinasiatischen Völkerschaften etc. Im alten Ägypten fand man in den Städteresten von Kahun und Tell-Amarna aus dem mittlern, bez. neuen Reiche dicht aneinander stehende Häuser vom bescheidenen Arbeitshause bis zum palastartig bebauten Grundstück. Ein ganz kleines Haus hat nur zwei Gemächer an einem Höfchen (Fig. 1b). Fig. 1a hat schon mehr Räume. Das mittelgroße Haus Fig. 2 läßt den Typus bereits erkennen. Durch einen Gang mit Türhütergelaß vornan gelangt man in einen Hof, an dem die Wohnräume und Ställe liegen. Eine steile Treppe führt zum flachen, zum Teil mit Zelttüchern überspannten Dach. Ein größeres Anwesen (Fig. 3) zeigt die gleiche charakteristische Anordnung des Einganges; aber es gliedert sich in Herrenhaus, Harem, Küchenhaus mit Ställen, Dienerhaus und Speicher. Das Herrenhaus läßt die für das ägyptische größere Wohnhaus bezeichnende Raumfolge (Hof mit Säulenhalle an der Südseite, die breite Halle, den tiefen Saal, das Schlafzimmer) erkennen. Die spärlichen Fenster saßen vermutlich hoch (Fig. 4); die aufgedeckten Grundrisse sind nicht bis Fensterhöhe erhalten. Nach der Treppenanlage zu schließen, waren die Häuser meist eingeschossig und hatten nur einzelne turmartig höher geführte Teile.
Das Äußere war schmucklos und nur durch das bekannte Hohlkehlenhauptgesims sowie durch Tür- und Fenstereinfassungen gegliedert. Die Häuser waren aus ungebrannten Nilschlammziegeln erbaut und mit Strohlehmdecken auf Holzbalken, später mit Gewölben überdeckt. Auch die ägyptischen Landhäuser waren ähnlich eingerichtet, nur von größerm Gehege umgeben, das die Wirtschaftsgebäude, Höfe und Gärten einschloß. Letztere waren häufig mit Wasseranlagen, Gebüschen und Aussichtsterrassen geschmückt, während Zelte und Lauben zum Genuß des Schattens einluden.
Das griechische Wohnhaus (Fig. 5), dessen Vorläufer wohl in Kleinasien zu suchen ist, gliederte sich in die Männerwohnung und in die Wohnung der Frauen.
Jene lag, nach Vitruv, unter Umständen durch Geschäftsräume erweitert, mit Nutz- und Dienerräumen vorn um einen oft mit Säulenhallen umgebenen, offenen Hof. Die Gemächer der Frauen befanden sich rückwärts oder in einem Obergeschoß. An der Rückseite des Hofes pflegte ein gemeinsamer Familienraum zu liegen mit dem ehelichen Schlafgemach und noch einem andern bevorzugten Schlafraume zur Seite, dahinter gewöhnlich der große Arbeitsraum der Mägde. Dem griechischen verwandt, aber geschlossener in der Anlage, war das etruskische Wohnhaus. Der vordere, offene Hof wird hier aber zum Atrium, einem Raum, der bis auf eine verhältnismäßig knappe Mittelöffnung, durch die das Regenwasser nach einem inmitten des Fußbodens angebrachten Bassin lief, mit vier Pultdächern überdacht war. Dieses Atrium bildete später den Mittelpunkt auch des römischen Wohnhauses, das wir teils aus den Schriftstellern, insbes. Vitruv, teils aus Ruinen kennen (Fig. 6, vgl. dazu Tafel Architektur V, Fig. 5 und 6). In den Städten war es nach der Straße hin gewöhnlich mit einer Reihe von Werkstätten und Läden versehen, zwischen denen der Haupteingang in das im einfachern Falle von den Familienräumen umgebene Atrium führte. Dem Eingang gegenüber lag das Empfangs- und Geschäftszimmer des Hausherrn, an das sich das Empfangs- und Wohnzimmer der Hausfrau anschloß. Bei dem größern Hause schloß sich nach hinten ein gewöhnlich mit einem Peristyl versehener, mit einer Piscina ausgestatteter Hof an, um den sich dann die Räume der Familie gruppierten, während am Atrium Geschäftsräume u. dgl. lagen.
Bei reichern Häusern folgte wohl noch eine zweite Peristylanlage dahinter. In kleinern Städten hatten die Wohnhäuser meist nur ein von dem Atrium her beleuchtetes Obergeschoß, das die Dienerschaft bewohnte. In größern Städten, wo man zur möglichsten Verwertung teurer Bauplätze genötigt war, führte man mehrere mit Fenstern nach der Straße und dem Peristyl versehene Stockwerke für Mieter auf, gegen die schon unter Augustus Höhenbeschränkungen erlassen wurden (s. Artikel Römisches Reich, S. 113).
Nach dem Sturz der Römerherrschaft war das Wohnhaus anfangs nur geringfügigen Änderungen unterworfen, vielmehr zeigen die altchristlichen und frühest-mittelalterlichen Häuser im wesentlichen noch die Anordnung des römischen Wohnhauses. Nur die Frauengemächer nebst Zubehör reihen sich allmählich an das Atrium, während das Peristyl nur von Prunkzimmern umschlossen wird. Gibt sich hierin die Veränderung kund, die die Stellung der Frau und das Familienleben unter dem Einflusse des Christentums erfuhren, so wurde auch die Teilnahme am öffentlichen Leben mehr Familiensache und führte zu einer Vergrößerung der Fenster nach der Straße, einer Verbreiterung des Vorplatzes und selbst einer Anordnung von Wohnzimmern in dem untern Geschoß der Straßenfront. Während also diese Wohnungsform einen Ausläufer des dem spätrömischen Weltreich angehörigen Typus bildet, entwickelt sich das mittelalterliche, insbes. das germanische Wohnhaus nach den großen Umwälzungen der Völkerwanderung unter den gänzlich veränderten Verhältnissen in neuer Richtung. Der freie Mann mußte sich unter Umständen selbst schützen, sein Wohnsitz wurde die Burg (s.d.). Um diese scharten sich die Häuser und Hütten der nicht wehrhaften, schutzbedürftigen Bevölkerung, und so entstanden die Städte. Oft bildete sich eine Stadt aus einer ganzen Anzahl kleiner, nahe beieinander stehender Burgen, um die herum dann weitere Häuser entstanden. Aus diesen kleinen Burgen gingen die Häuser der Geschlechter hervor, die selbst nach Ausgestaltung der städtischen Gemeinwesen noch verteidigungsfähig eingerichtet waren. Sie hatten anfangs turmartige Einrichtung und Erscheinung. Ihr fensterloses Erdgeschoß diente als Magazin (Fig. 7). An einer Seite führte direkt hinter dem Eingange die schmale Treppe zu den Wohngeschossen hinauf. Stattlichere Häuser knüpfen an den Palas und die Kemnate der Burg an und werden zum Palaste (s.d.). Gegen diese festen Häuser richteten sich in der Folge mehr und mehr die obrigkeitlichen Bestrebungen; auch wurden sie entbehrlich. Das auch aus andern Gründen bevorzugte Holzhaus wurde begünstigt. Die Bauweise änderte sich: das bürgerliche Wohnhaus büßte die Wehrhaftigkeit ein. Vom Palas entlehnte es seinen an der Straße belegenen Hauptraum, die Werkstätte, den Hauptverkehrsraum des Hausherrn, dem sich beim eingebauten Hause nach hinten die (wohl auch durch die große Küche ersetzte) Familienstube anschloß (Fig. 8), bei größern Häusern wurde der Hauptraum unten zum Flur oder Laden, und jener lag im Obergeschoß. Über der Küche unten lag oben ein Wohnraum (Fig. 9); darüber noch ein oder mehrere Wohngeschosse, denn durch die Befestigung der an Bevölkerung zunehmenden Städte wurde der Grund und Boden knapp und teuer, und es mußte in die Höhe gebaut werden. Noch stattlichere Häuser reihen die Räume, unten Geschäftsräume (an der Straße Läden mit Eingang dazwischen), einen Saal, Wirtschaftsräume, Ställe um einen oder zwei Höfe, während oben in einem oder mehreren Geschossen die Wohn- und Schlafräume liegen. Übrigens wechselt die Planbildung des mittelalterlich-germanischen und namentlich des deutschen Wohnhauses nach Landschaft, Stand und Lebensgewohnheit der Bewohner so mannigfaltig, daß bestimmte Typen kaum aufzustellen sind. Am einheitlichsten ist noch das norddeutsche städtische Wohnhaus gestaltet, dem die aus dem niedersächsischen Bauernhaus übernommene Tenne als große Diele selten fehlt, um die sich die Räume des Erdgeschosses und oft auch eines Zwischengeschosses herumlegen. Die Obergeschosse treten mehr zurück, ihre heizbaren Stuben werden vornehmlich im Winter bewohnt. Das Burghaus ist in dem später und planmäßiger angesiedelten Norddeutschland seltener. Dem bürgerlichen Wohnhause parallel, aber unter ganz andern Bedingungen und nach den einzelnen Landschaften sehr verschieden, entwickelt sich die Planbildung des bäuerlichen Wohnhauses; s. Bauernhaus.
Die Erscheinungsform des mittelalterlichen Wohnhauses ändert sich mit dem herrschenden Stil und ist nach den einzelnen Ländern und nach dem Baumaterial verschieden gestaltet. Beispiele gotischer Wohnhäuser geben die Figuren 1, 2, 4 u. 5 der Tafel I, wovon die beiden erstern einen deutschen Backstein- und Hausteinbau, Fig. 4 einen französischen Holzbau und Fig. 5 einen italienischen Palast in Steinbau darstellen. Nebenstehende Textfiguren 10a u. b zeigen ein deutsches Fachwerkhaus. Durch die Geschoßeinteilung der Häuser erhalten die Fronten derselben im Gegensatz zu den kirchlichen Architekturen mehr wagerechte Gesamtgliederung und wagerechten Fensterschluß; bei den Holzhäusern ergab sich letzterer von selbst aus dem Baustoff (Fig. 10), beim Steinhause wird gern gerader Sturz mit steinernem Fensterkreuz angewendet (Tafel I, Fig. 2). Das Dach ist in nordischen Ländern steil ansteigend und entweder nach vorn abgewalmt und dann unten wohl durch ein zinnengekröntes Hauptgesims verdeckt oder durch einen hohen Straßengiebel abgeschlossen, hinter dem oft eine ganze Reihe von Bodengeschossen liegt. In südlichen Ländern bleibt das Dach flach, und das Hauptgesims wird bedeutender ausgebildet. Erker, Ecktürmchen sowie Figuren auf Kragsteinen und unter zierlichen Verdachungen dienten dem Wohnhaus zum Schmuck, während man den vordern Teil desselben, namentlich in Italien, nicht selten auf überwölbte oder flach gedeckte, nach außen offene Bogenhallen, die sogen. Lauben, stellte, wodurch in der Straße ununterbrochene Bogengänge entstanden. Überhaupt zeigt der Wohnhausbau in den nördlichen Teilen der romanischen Länder vielfache Verwandtschaft mit den germanischen Typen, während im Süden mehr die räumliche Anordnung des römischen Wohnhauses beibehalten wird. Das englische mittelalterliche Wohnhaus folgt im allgemeinen dem deutschen in seinem Entwickelungsgang; doch ist dieser bestimmter und einheitlicher; auch lassen sich die Anfänge des ländlichen bürgerlichen Einfamilienhauses, wie es jetzt für England bezeichnend ist, weit zurück verfolgen.
An den Wohnhäusern des 16. und 17. Jahrh. gewahren wir vorzugsweise diejenigen äußerlichen Veränderungen, die mit der Rückkehr von den gotischen Formen zu den antiken verbunden waren (s. Tafel I, Fig. 3 u. 69) und durch die Stilformen der Früh-, Hoch- und Spätrenaissance ihren Ausdruck fanden. Während Fig. 3 einen Holzbau aus der Übergangszeit darstellt, bei dem die obern Geschosse, um bei beschränktem Bauplatz deren Innenraum zu vergrößern, auf Balkenköpfen und Knaggen vorgebaut sind, stellen die Figuren 69 bereits entwickelte Wohnhausbauten der Frührenaissance in Italien und der Spätrenaissance in Deutschland dar. Der in Fig. 7 wiedergegebene venezianische Palast zeigt in der Verbindung romanischer und römischer Bauformen besonders deutlich die Verschmelzung mittelalterlicher und antiker Motive. Die drei in Fig. 6, 8 u. 9 (Tafel I) dargestellten deutschen Stein- und Holzhäuser zeigen im allgemeinen das mittelalterliche Gepräge und haben mehr nur die Einzelheiten im antiken Sinne behandelt. Die Neuzeit brachte indes nicht nur am Äußern des deutschen Wohnhauses Veränderungen hervor: im 17. Jahrh. machte sich der französische und italienische Einfluß wie auf andern Gebieten so auch auf die Anordnung der Wohnhausgrundrisse geltend. Die nach der Straße geöffneten Bogengänge verschwanden, während an deren Stelle die Kaufläden traten und die Gewerbtätigkeit sich mehr in das Innere zurückzog. Zugleich wurden mit der neugewonnenen Geistesfreiheit die Individuen selbständiger, die Familie trat gegen ihre einzelnen Glieder zurück, von denen jedes allmählich sein eignes heizbares Arbeitszimmer verlangte, während die Halle vorwiegend zum Empfang diente und so allmählich zum Salon wurde.
Ganz verschieden von dem Wohnhaus des christlichen Westens bildete sich aus dem römischen oder alten persischen Hause das mohammedanisch-persische Wohnhaus im 7. und den darauffolgenden Jahrhunderten aus.
Grundsätzlich sind bei ihm: Geschlossenheit nach der Straße (allenfalls in den Obergeschossen befinden sich vergitterte Fenster, aus denen die Frauen die Straße überblicken können, ohne selbst gesehen zu werden), vollständige Trennung der Räume beider Geschlechter, Verhütung des Einblickes in den Hof durch Brechung des Zuganges, wo der Türhüter sitzt, und weitgehende Rücksichtnahme auf gründliche Lüftung. Die Erdgeschosse sind in Stein überwölbt, die Obergeschosse haben Balkendecken bis auf die mit gegossenen Gipsgewölben überspannten Bäder. Die Haupträume der Männerwohnung (Salamlik) sind ein Vorzimmer (Fasaha), ein Sommersaal (Faskîye), eine offene Halle auf der Südseite des Hofes als Gästeempfangsraum (Tachtabosch oder Makâd); in bescheidenern Wohnungen sind diese ersetzt durch die Mandarah, den gewöhnlichen Empfangsraum des Herrn, neben dem ein Kabinett (Khâsneh) liegt, das dem Herrn dazu dient, sich zurückzuziehen, und auch als Fremdenzimmer benutzt wird. In der Frauenwohnung, dem Harîm, die oft im Obergeschosse liegt, entspricht die Ka'âh als Haupt- und Festraum der Mandarah des Salamliks. Ein guter Teil des Familienlebens spielt sich im Hof ab, dem Zeltdecken, Bäume, fließendes Wasser oder Ziehbrunnen selten fehlen (Fig. 11a u. b). Über das chinesische und japanische Wohnhaus vgl. die Artikel China, S. 38, und Japan, S. 178.
Wie zu allen Zeiten, so hängt auch in der Gegenwart die Gestaltung des Wohnhauses vor allen Dingen davon ab, ob dieses mit allseitigem Licht- und Luftzutritt freisteht, oder ob es mit beschränktem Licht- und Luftzutritt ganz oder halb eingebaut ist. Je nachdem es für Stadt oder Land, für eine oder mehrere Familien, für die Aufnahme von Geschäftslokalen neben den Wohnungen bestimmt ist, erhält es dann wieder seine besondere Form. Auch Nationalität und Landschaft sind von Einfluß. Das freistehende Wohnhaus ist entweder malerisch gruppiert oder architektonisch geschlossen in der Anlage. Die erstere Art ist auf dem Lande, die andre in der Stadt häufiger. Doch spielt auch die Stilrichtung dabei eine große Rolle. Die mittelalterliche und die ländlichitalienische Bauweise legten jene, die italienische Renaissance und die von ihr abgeleiteten Stile diese Auffassung nahe. So haben die Wohnhäuser des 18. Jahrh. meist gedrungenen rechteckigen Grundriß. Im mittlern und südlichen Deutschland ist dieser beim freistehenden Straßenhause (Fig. 12) und selbst beim halb oder ganz eingebauten Hause (Fig. 13 u. 14) beibehalten und fortentwickelt worden.
Norddeutschland und auch Südostdeutschland (Österreich, insbes. Wien) knüpfen mehr an den der Tiefe nach entwickelten, eingebauten mittelalterlichen Grundriß an; und zwar entwickelt Nordostdeutschland, wo das Mietshaus vorherrschend wird, den Quer- und Seitenflügel (mit dem Berliner Zimmer am Zusammenstoß beider, Fig. 15); in Österreich (Wien) pflegen die Wohnungen der Zinshäuser stark geschlossen um rechteckige oder quadratische Höfe gruppiert zu werden (Fig. 19), während Nordwestdeutschland das alte Dielenwohnhaus (Fig. 17 u. 18) weiterbildet und den Hamburger Wohnhof (Fig. 16) entstehen läßt. Je nachdem diese verschiedenen Arten von Häusern für eine oder mehrere Familien einzurichten sind, werden die Wohn- und Wirtschaftsräume auf mehrere Geschosse verteilt oder unter Anordnung von gemeinsamen Haupt- und Nebentreppen je in einem Geschosse zusammengehalten. Die Außen- und Innengestaltung des Hauses hängen natürlich mit der Grundrißbildung eng zusammen.
Freistehende Straßenhäuser (Tafel II, Fig. 1 u. 2) zeigen einen selbständigern architektonischen Organismus als Häuser, die in Straßen zwischen Nachbargebäuden eingebaut sind (Tafel II, Fig. 69). Noch freier sind das Landhaus, die Villa in ihren vielgestaltigen Formen, für die Tafel II, Fig. 35, und hinsichtlich hervorstechender Einzelheiten Tafel II, Fig. 10 bis 13, verschiedene Beispiele geben. Im übrigen wechseln sie in unsrer eklektischen Zeit mit dem persönlichen Geschmacke des Erbauers und weisen alle nur erdenklichen Stilformen auf.
Während in der ersten Hälfte des 19. Jahrh. die hellenische Renaissance fast allgemein herrschte, sind seitdem fast alle Stilarten bis zum Empire durchlaufen worden. In neuerer Zeit bemüht man sich, nachdem die kurzlebigen Gesuchtheiten und Auswüchse einer sezessionistischen Modeströmung überwunden worden sind, die Wohnhäuser schlicht und gediegen, dabei behaglich und dem Lebensstande der Bewohner angepaßt zu gestalten. Der Backsteinbau tritt fast ganz zurück, verdrängt durch den einfachen Putzbau, der auf alles überflüssige Formenwesen verzichtet und an dessen Stelle zweckmäßige Gruppierung der Massen, ausgesprochene Dachentwickelung, farbige Fensterläden, Blumenschmuck u. dgl. setzt (s. auch die Tafeln Berliner Bauten, Münchener Bauten, Wiener Bauten etc.).
Ganz ohne künstliche Wohnung ist gegenwärtig kaum ein Volk der Erde; alle empfinden das Bedürfnis, sich wenigstens des Nachts gegen die Unbilden der Witterung und andre Gefahren zu schützen, und dazu reichen die natürlichen Zufluchtsstätten (Höhlen, dichtes Buschwerk u. dgl.) auf die Dauer nicht aus. Der Bau der Wohnungen findet nun in außerordentlich mannigfaltiger Weise statt, so daß es schwer ist, einen Überblick zu gewinnen. Ein sehr in die Augen fallendes Unterscheidungsmittel ist die Konstruktion der Bauten, die ihrerseits wieder sehr stark durch das Klima (Schutz vorwiegend gegen Kälte oder Sonnenbrand, gegen Regen, Wind oder Raubtiere etc.), durch die Lage (Sumpf, Bergabhang, Savanne, Walddickicht), durch den stärkern oder schwächern Wunsch nach Dauerhaftigkeit des Gebäudes und durch die Art und Weise, wie die einzelnen Teile verbunden werden (durch Binden, Verschränken, Nageln etc.) bestimmt wird. Die klimatischen Verhältnisse führen oft dazu, daß ein und dasselbe Volk zwei ganz verschiedene Haustypen für den Sommer und für den Winter besitzt; die notwendige Beweglichkeit der Wohnung läßt es anderseits auch bei hochstehenden Nomadenvölkern zu keiner höhern Entwickelung der Baukunst kommen. Den drei Hauptanforderungen, die wir an eine vollständige Wohnung stellen, dem Schutz nach oben gegen Regen und Sonne durch das Dach, nach den Seiten gegen Wind und Kälte durch die Wände, nach unten gegen Feuchtigkeit und Kälte des Erdbodens durch den Boden, wird unter primitiven Verhältnissen nicht immer gleichzeitig genügt; oft muß ein Bestandteil notdürftig gleich zweierlei Funktionen ausfüllen (Tafel II, Fig. 2), oder die eine oder andre Anforderung wird nicht erfüllt. Urformen dieser Art sind die bosjes der Buschmänner, d.h. die einfach zu einem Schutzdach verflochtenen Zweige eines belaubten Busches; sodann der Windschirm der Australier, der in Verbindung mit höhern Wohnungsformen auch noch in Nordamerika vorkommt (Tafel I, Fig. 4). Weiterbildungen dieser beiden Urformen entstehen, indem man die Zweige abbricht, sie kreisförmig in den Boden steckt, sie oben verflicht, das Ganze mit Gras etc. bedeckt, schließlich das Dach auf Stützen stellt, Vorbauten anbringt u.a. (Tafel I, Fig. 13), oder aber, indem man zwei Windschirme gegeneinander legt, First und Giebel dichtet, das Ganze ebenfalls auf Pfähle oder Bäume hebt oder auf Plattformen setzt (Tafel I, Fig. 5, 6, 8 u. 9, Tafel II, Fig. 5, 6, 8, 9 u. 10). In nordischen Gebieten oder in Steppen und Wüsten, wo pflanzliche Deckmittel spärlich sind, tritt an die Stelle des Grases, der Palmen- und andrer Blätter das tierische Fell (Tafel I, Fig. 4 u. 7), oder der Filz (Tafel II, Fig. 4), oder Holz (Tafel II, Fig. 2 u. 9), Lehm (Tafel II, Fig. 1) u. dgl. Bei den Zelten, Jurten, Kibitken und wie die leichten Wohnungen der beweglichen Völker der Steppenregionen alle heißen, ist der Seitenschutz noch die Hauptsache; die Spitze ist stets offen und oft sogar noch aufklappbar (Tafel I, Fig. 4 u. 7). Dem Schutze nach unten dienen in offenkundigster Weise alle Pfahlbauten (s.d.). Ob das Baumhaus (Tafel I, Fig. 8) in allen Fällen der Vorläufer wenigstens des malaiischen Pfahlbaues gewesen ist, muß dahingestellt bleiben. Sicherlich vom Schiffbau beeinflußt sind manche Pfahlhäuser in Melanesien (Tafel I, Fig. 10).
Dem Busch und der Baumrinde als den Ausgangspunkten des tropischen Wohnbaues entsprechen in den kältern Erdregionen die Höhlen und das Erdloch. Hier wird in erster Stelle Schutz gegen die Kälte angestrebt und durch das völlige oder teilweise Einsenken der Wohnung in den Boden (Textfig. 1) erreicht. Bei den Eskimo dient statt der Erde, mit der auch die oberirdischen Teile der Polarwohnungen bedeckt zu werden pflegen, oft der Schnee (Fig. 2). Erdwohnungen, die Schutz gegen Wind oder Verborgenheit vor Feinden gewähren sollen, kommen auch vereinzelt in der heißen Zone vor, z.B. in Gestalt der halb oder ganz versenkten Tembe (s.d.) im abflußlosen Gebiete Deutsch-Ostafrikas, im Sudân etc. Das Gerüst wird in der Regel aus Holz verschiedener Stärke gefertigt und bietet deshalb im stofflichen Sinne nicht viel Bemerkenswertes; um so mannigfaltiger ist dagegen das Material der schützenden Flächen. Es ist dabei charakteristisch, daß man das Dach gern aus anderm Stoff herstellt als die Wände, weil es andern Aufgaben wie diese zu genügen hat. Das Dach soll vor allem das Eindringen des Regens hindern; das gelingt leicht, wenn es sich im ganzen aus einem undurchlässigen Material herstellen läßt, wie bei gewissen Zelten, die aus Tierhäuten, Matten oder Geweben bestehen (Tafel II, Fig. 4). Meist aber muß das Dach aus kleinen, undurchlässigen Stücken zusammengefügt werden.
Schon dichtgeflochtenes oder in genügender Dicke aufgetragenes Stroh oder Gras ist widerstandskräftig gegen Regen, wie auch die Strohdächer in deutschen Dörfern beweisen. Die Korb- und Kegelhütten der Afrikaner bestehen in der Hauptsache aus Grasgeflecht (Tafel I, Fig. 1, 2 u. 3); aber auch aus anderm Material erbaute Hütten werden gern mit einem Grasdach versehen (Tafel II, Fig. 6 u. 8). Sehr beliebt ist auch die Herstellung des Daches aus schuppenförmig übereinander gelegten Blättern oder Holzbrettern (Schindeln, Tafel II, Fig. 9).
Zuweilen wird auch das Dach mit Lehm gedichtet oder ganz aus Lehm hergestellt (Tafel II, Fig. 1). Gegen die Gewalt des Windes schützt man es manchmal durch Beschweren mit Holzstücken oder Steinen (Tafel II, Fig. 7). Wo eine natürliche Öffnung für den Abzug des Rauches, wie sie die einfachsten Zeltformen haben (Tafel I, Fig. 4 u. 7), nicht vorhanden ist, fehlt sie oft ganz. Bei den unterirdischen Wohnungen fällt sie zuweilen mit der Tür zusammen (Fig. 1).
Auch die Wände können aus natürlichen Flächen, wie Fellen oder großen Rindenstücken, hergestellt werden. Ein Sommerhäuschen aus Rinde, zugleich Dach und Seitenwand, zeigt Tafel II, Fig. 2. Eine im tropischen Asien und Afrika weitverbreitete Methode läuft darauf hinaus, geflochtene Tafeln aus Palmstroh u. dgl. herzustellen, die dann an den vier Seiten eines rechteckigen Gerüstes befestigt werden; zuweilen besteht auch das Dach aus zwei solchen Tafeln (Tafel I, Fig. 5; als einfachste Form vgl. Tafel I, Fig. 6). Wo größerer Schutz gegen Temperaturwechsel gewünscht wird, bestreicht man die geflochtenen Wände mit Lehm; in Guayana sind z.B. die im Walde stehenden Hütten ohne Lehmbewurf, die auf der windigen Savanne dagegen stark mit Lehm gedichtet. Auch das Bestreichen der Massaihütten (Tafel II, Fig. 1) mit Kuhdung, der Tembenwände mit Lehm scheint auf ähnliche Beweggründe zurückzuführen. So entsteht in vielen Fällen das Lehmhaus unmittelbar aus dem geflochtenen, indem das ursprüngliche Flechtwerk später oft ganz wegfällt und das ganze Gebäude aus Lehm aufgebaut wird. In diesem Sinn scheinen die merkwürdigen Lehmhäuser im westlichen Sudân (ein Beispiel gibt Tafel II, Fig. 6) auf die afrikanische Kugelhütte zurückzugehen.
Alle geflochtenen Wände können bis zu einem gewissen Grad gebogen werden und lassen korbartig gebogene oder geschweifte Hüttenformen zu (Tafel I, Fig. 1, 2, 6 u. 10; Tafel II, Fig. 8 u. 10); wo man dagegen die Wände aus unbiegsamem Rohr herstellt (Tafel I, Fig. 3), empfiehlt sich ihre senkrechte Lage und, wenn auch Querlagen von Rohr verwendet werden, ein quadratischer oder rechteckiger Grundriß des Gebäudes. Dasselbe gilt vom Holz, mag man nun die Balken zum Blockhaus zusammenfügen (Tafel II, Fig. 7) oder Bretter zum Bau verwenden (Tafel II, Fig. 9). Der Steinbau endlich, der meist zunächst bei Grabmälern oder Festungswerken angewendet zu werden pflegt, geht seinen besondern Weg und wird erst nach und nach den Anforderungen des Wohnungsbaues angepaßt; zunächst sind es meist turmartige Haufwerke, die errichtet werden, und in deren Innern sich höhlenartige kleine Räume als Zufluchtsstätten finden (Tafel II, Fig. 3). Erst allmählich lernt man es, diesen Bauwerken eine zierlichere Gestalt zu geben (Tafel II, Fig. 7) und nach dem Vorbilde der hölzernen Wohnhäuser steinerne zu errichten. Rundbauten sind aus Steinen leichter herzustellen als aus Holz (Tafel II, Fig. 7). Eine wichtige Rolle bei der Umwandung spielt die Notwendigkeit, eine Türöffnung auszusparen. Wo die Wände überhaupt fehlen (Tafel I, Fig. 9) oder nur teilweise vorhanden sind (Tafel I, Fig. 6), ist das natürlich überflüssig. Um Unbefugten den Zutritt zu erschweren, wird die Tür oft sehr klein oder hoch über dem Boden angelegt (Tafel II, Fig. 7), oft auch schon durch einen Vorhang, ein Stück Flechtwerk oder Holz verschlossen. Das Eindringen des Regens oder kalter Luft kann ferner durch eine Vorhalle verhütet werden, die weiterer architektonischer Ausgestaltung fähig ist (Tafel I, Fig. 1 u. 3), ja zuweilen die eigentliche Hütte an Größe übertrifft. Bei den Häusern der Polarvölker verwandelt sie sich in einen langen Gang, den man durchkriechen muß, um in das Innere zu gelangen, oder doch in einen niedrigern Vorraum (Fig. 2). Auf Fenster, abgesehen von Öffnungen in der Decke, verzichten die Naturvölker in der Regel. Als Fußboden muß wenigstens bei den auf ebener Erde stehenden Häusern meist ein aus Lehm gestampfter Estrich genügen. Aber auch bei Pfahlbauten läßt die Solidität des Fußbodens, der gern aus Bambusstöcken oder Latten kunstlos zusammengefügt wird, meist zu wünschen übrig und muß durch darübergelegte geflochtene Flächenstücke (Matten) verbessert werden.
Von Wichtigkeit für die Art des Wohnbaues sind schließlich auch die sozialen Verhältnisse; bei Naturvölkern ist es weniger der Geschmack des Einzelnen, der zur Geltung kommt, als der Unterschied in Rang und Reichtum. Viel ursprünglicher und tiefer ist aber ein andrer Unterschied in den Wohnungsverhältnissen: bei zahlreichen Völkern bewohnen die Männer, wenn nicht alle, so wenigstens die Unverheirateten, gemeinsam ein Haus, das natürlich von beträchtlicher Größe ist, während die Frauen oder überhaupt die Familien in viel kleinern und einfachern Hütten hausen. Zuweilen sind diese Hütten unmittelbar an das Männerhaus angebaut (Tafel II, Fig. 8), meist aber steht letzteres für sich allein (Tafel I, Fig. 10). Das Männerhaus, das zugleich meist als Versammlungshalle und Herberge dient, unterscheidet sich stilistisch oft bedeutend von den Familienhütten. In Melanesien ist es oft nur eine Plattform, und wenigstens die Seitenwände fehlen vielfach; dafür pflegt es reich mit Schnitzerei und Bemalung verziert zu sein. Noch viel größere Bauten entstehen dort, wo ganze Sippen oder Stämme unter einem Dach wohnen und so Anlaß zum Bau eines Langhauses geben (Tafel II, Fig. 10), das nach Bedarf verlängert werden kann. Im Malaiischen Archipel, aber auch in Südamerika, ist dergleichen sehr häufig (s. Männerhäuser).
Zum Hervorrufen eines bestimmten Baustiles bei einem Volke tragen außer diesen so mannigfachen Faktoren auch noch andre bei; so die Ornamentik, die wieder eng mit dem Geistesleben zusammenhängt, die Flecht- und Webkunst, die Töpferei (Tafel II, Fig. 6), die Schiffbaukunst (Tafel I, Fig. 10). Die Wanderungen und Berührungen der Völker sind von größtem Einfluß auf den Stil. Ein Volk z.B., das aus einem holzreichen Gebiet in ein holzarmes einwandert, wird seine Baukunst den neuen Baustoffen anpassen müssen, ein Wandervolk, das seßhaft wird, muß eine solidere Bauweise anwenden. Außerdem aber lernen die Völker durch Berührung voneinander, so daß sich überall Mischstile bilden. Dennoch gibt es ziemlich einheitliche Stilgebiete, wie denn z.B. ein großer Teil Afrikas an der Kugelhütte und den daraus abgeleiteten Formen festhält, während ein andrer Stil mit vorwiegend rechteckigem Grundriß im Malaiischen Archipel herrscht und in seinen Ausläufern Ostasien, Hinterindien und den größten Teil Melanesiens und Polynesiens umfaßt. Vgl. Schurtz, Urgeschichte der Kultur (Leipz. 1900); H. Frobenius, Afrikanische Bautypen (Dachau 1894) und Ozeanische Bautypen (Berl. 1899); Morgan, The house and houselife of the American aborigines (Washingt. 1881). Weiteres s. bei den Art. Völkerkunde und Architektur.
Die ältesten Spuren von Wohnungen des vorgeschichtlichen Menschen finden sich in Höhlen, die wohl hauptsächlich im Winter benutzt werden, vgl. Höhlenwohnungen. Wo es an Höhlen fehlte, traten in allen kältern Klimaten häufig mit Baumzweigen überdeckte Erdgruben an deren Stelle. Die Germanen gruben für ihre Wohnungen Vertiefungen in den Erdboden und deckten sie mit Mist. Vielfach sind wohl auch aus einem Skelett von Pfählen oder Baumästen hergerichtete, außen mit Rasen oder gestampfter Erde bedeckte, mit einer für den Rauchabzug bestimmten Öffnung im Dache versehene, fensterlose Hütten als Wohnungen benutzt worden; solche Hütten haben z.B. die Bewohner der vorgeschichtlichen Ansiedelungen in Solutré (Frankreich) errichtet. Die Winterwohnungen der neolithischen Bevölkerung in den höhlenarmen Gegenden Nordeuropas bestanden wahrscheinlich ähnlich den skandinavischen Ganggräbern aus einem niedrigen, ovalen, auch runden oder viereckigen Hauptraum, zu dem, wie bei den meisten Wohnungen arktischer Völker, von Süden oder Osten her ein noch niedrigerer, langer und schmaler Gang führte, durch den man nur kriechend gelangen konnte (vgl. Bauernhaus). Die Hüttenböden (s.d.) Oberitaliens scheinen neolithisch zu sein. Die in Deutschland, in der Schweiz und in Frankreich nachgewiesenen Mardellen oder Trichtergruben sind als Unterbauten von vorgeschichtlichen Wohnungen oder als Aufbewahrungsräume für Vorräte aufzufassen. Zum Typus der Grubenwohnungen gehören auch die Penpits (s.d.) oder Pitsteades sowie die zum Teil aus Steinen erbauten Weems Großbritanniens. Dagegen stehen die künstlich hergestellten Höhlenwohnungen Nordschottlands, die sich von den großen Grabhügeln äußerlich kaum unterscheiden und im Innern eine Anzahl um einen gemeinsamen Mittelraum gruppierte Kammern enthalten, auf der Oberfläche des Erdbodens. Die Penpits wie die Weems und die schottischen Höhlenwohnungen waren während der Bronzezeit bewohnt; dagegen gehören die Bienenkorbhäuser Großbritanniens, die ihren Namen ihren dicken, bienenkorbartigen Erdmauern verdanken, zum Teil noch der Steinzeit an. Wohl mehr als Befestigungen denn als Wohnungen sind die Brochs oder Türme der Shetland- und Orkneyinseln sowie die Nurhags der Insel Sardinien aufzufassen. Betreffs der auf dem Wasser oder in Sümpfen errichteten vorgeschichtlichen Wohnungen vgl. Pfahlbauten und Terramaren. Vgl. Stephani, Der älteste deutsche Wohnbau und seine Einrichtung, Bd. 1 (Leipz. 1905). Weiteres s. bei Artikel Steinzeit, Metallzeit, Prähistorie.
Lueger-1904: Wohnhaus [2] · Wohnhaus [1]
Meyers-1905: Wohnhaus
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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro