Widmung

[311] Dem Magnifico wohlgebornen

und

hochgelahrten Herrn,

Herrn

Jacob Schuback,

J.U.L.

der kaiserlichen freyen Reichsstadt

Hamburg hochbetrauten Syndico,

meinem

hochzuehrenden Herrn

und

hochgeneigten Freunde.

Magnifice!

Anfangs, da ich gegenwärtiges Buch mit aller Begierde eines Musikliebhabers durchlas, und im Namen aller deutschen Tonkünstler dachte:


»Wir lassen uns sehr gern belehren,

Und mögens wohl zuweilen hören,

Was der und jener von uns spricht. – «


da war mirs leid, daß sein Verfasser, der Herr Doktor Burney, bey seinem Hierseyn nicht das Glück gehabt hätte, mit Denenselben bekannt zu werden.

Allein, da ich schon so lange eine Gelegenheit suche, Ewr. Magnificenz für die, mir seit meinem funfzehnjährigen Aufenthalte in Hamburg erwiesene viele und ungemeine Güte und Gewogenheit, wenigstens öffentlich Dank zu sagen, weil mir das Glück bis Heute nach meinem Wunsche nicht zu statten kommen wollen, thätig dankbar zu seyn: so war ich eigennützig genug, mich einigermassen zu freuen, daß Herr Burney in seinem Artikel von Hamburg den Namen nicht hätte setzen können, welcher itzt der deutschen Übersetzung eine vorzügliche Empfehlung seyn wird.

Der Verfasser würde, hätte er das Glück haben können, Ew. Magnificenz persönlich kennen zu lernen, gewiß keine Rücksicht, weder auf Dero Bescheidenheit noch auf Dero Verdienste von höherer Gattung genommen, sondern nur den grossen Tonkünstler in Ihnen bewundert haben. Und hätte er sich, nach dieser sichern Voraussetzung mit aller seiner Wärme des Herzens, über Dero so gründliche Wissenschaft der Harmonie; über Dero glückliche Kompositions in allerley Stylen, besonders aber in demjenigen, welcher das Herz zu den höhern Empfindungen der Religion bewegt; über Dero praktische Fertigkeit verschiedener Instrumente zu spielen, und vorzüglich auch noch über den genauen Anführer eines Orchesters herausgelassen: so würde er vielleicht vielen etwas nicht Unbekanntes gesagt haben; mir aber wäre dadurch die gewünschte Gelegenheit geraubt worden, Ewr. Magnificenz mit ehrerbietiger Ergebenheit ein Buch meines Verlages zu widmen, das von dem gegenwärtigen Zustande einer der schönen Künste in Deutschland handelt, welche einen grossen Theil der Augenblicke ausfüllet, die Ewr. Magnificenz, von wichtigern Geschäften auszuruhen, vergönnet werden. Ich wünschte, daß Ew. Magnificenz bey Durchlesung desselben nur einen Theil des Vergnügens empfinden möchten, was ich in Dero geehrten Hause so oft und in so reichem Maasse genossen habe! –

Mit eben so brünstigen Wünschen für Dero Eignes und Dero ganzen Familie Wohlergehen, als lebhafter Ueberzeugung von Deroselben Verdiensten um unsre geliebteste Republick sowohl, als um die schönen Künste, und um die Musik insbesondre, habe ich die Ehre mit der dankbarsten und ehrerbietigsten Hochachtung zu verharren

Eurer Magnificenz

Hamburg, den 20sten Sept. 1773.

gehorsam ergebener Diener

J.J.C. Bode.

Quelle:
Carl Burney's der Musik Doctors Tagebuch einer Musikalischen Reise. [Bd. II]: Durch Flandern, die Niederlande und am Rhein bis Wien, Hamburg 1773 [Nachdruck: Charles Burney: Tagebuch einer musikalischen Reise. Kassel 2003], S. 311.
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