Das eigenhändig geschriebene Arbeits-Tagebuch, das Wolfgang Amadeus Mozart während der letzten Wiener Jahre – Zeit seiner höchsten Blüte – geführt hat, ist unter den biographischen Dokumenten, die uns die großen Meister der Musik hinterlassen haben, ein ganz besonderes Stück. Auch der beiläufige Katalog seiner Werke, den Joseph Haydn 1805 angelegt hat, ist ja nicht von ihm selbst, sondern von seinem Faktotum Elßler geschrieben. Nur das eigenhändige Werkverzeichnis, das Brahms – ohne Notenthemen – bis 1880 geführt hat, ist der Liste Mozarts verwandt. Von den anderen Meistern besitzen wir aber nicht einmal ein derartiges Verzeichnis aus der Hand eines vertrauten Zeitgenossen. Freilich war Beethoven, der die meisten Werke selbst veröffentlicht hat, um die Ordnung seiner Opuszahlen, war Schubert, der Schulmeisterssohn, um die Datierung seiner Manuskripte bemüht. Bei Mozart, der selbst nur wenige Werke im Druck veröffentlicht und noch weniger mit Opuszahlen versehen hat, ist auch die Datierung der Manuskripte nicht regelmäßig. Deshalb hat die Anlage des Gesamtverzeichnisses seiner mehr als 600 Werke, des jetzt von Alfred Einstein so gründlich erneuerten Katalogs von Ludwig von Köchel, in den Jahren vor 1784 große, zum Teil unüberwindliche Schwierigkeiten bereitet. Die Zeit bis zum Beginn des eigenhändigen Werkverzeichnisses hatte schon Johann Anton André, den späteren Besitzer dieser Handschrift, sehr beschäftigt. Er verfaßte deshalb nach 1805 ein ähnlich angelegtes[3] Verzeichnis über diese Vorzeit – heute im Besitz des British Museum zu London –, das er 1833 abschloß, aber nicht veröffentlichte, weil es unvollkommen geblieben war. Dennoch ist auch Andrés Verzeichnis eine wichtige Grundlage des Köchel-Katalogs geworden.
Johann Anton André (1775–1842) war der dritte Sohn des Begründers eines bekannten Musikverlags in Offenbach am Main. Wenige Monate, nachdem er Mitte 1799 die Firma übernommen hatte, trat er – angeblich auf Veranlassung Haydns – mit Mozarts Witwe Constanze in Verbindung, um den großen Nachlaß des Meisters zu erwerben. André begab sich selbst nach Wien und wurde am 9. Januar 1800 – ein guter Jahrhundertanfang für einen jungen Verlag – mit Constanze handelseinig. Zu den etwa 300 vollständigen Manuskripten, die André damals für 3150 Gulden erstand, gehörte auch Mozarts Werkverzeichnis. Constanze übermittelte dem Käufer am 8. Januar einen Pakken, der u.a. das thematische Verzeichnis meines Mannes enthielt (Brief bei Cecil B. Oldman in London). Als diese Handschrift am 12. Oktober 1929 bei Leo Liepmannssohn in Berlin versteigert wurde, war sie auf 36.000 Reichsmark geschätzt. Das ist der Kaufkraft des Geldes nach mehr als doppelt so viel, als der ganze Nachlaß gekostet hatte. Die Handschrift ist jetzt in England verwahrt, bis zu dem Zeitpunkt, da sie in ein öffentliches Institut übergehen kann; den derzeitigen Hütern verdanken wir die Möglichkeit, dieses kostbare Stück endlich in seiner Gänze getreu nachzubilden.
Das Werkverzeichnis Mozarts ist ein bescheidenes[4] Taschenbuch in kleinem Quartformat (Papiergröße 16,5 x 21,4 cm) mit 44 Blättern, von denen Blatt 2 bis 25 als 1 bis 24 rechts oben eigenhändig foliiert sind, die leere Seite 1 also nicht mitgezählt. Diese etwas schief beschnittenen, am Bundsteg kürzeren Blätter sind auf den rechten, den Vorderseiten, mit je fünf zweizeiligen Notensystemen rastriert. Die linken Seiten tragen die Zeitangabe (Jahr, Monat und Tag), die Bezeichnung der Werke (bei Orchesterstücken mit Nennung der Instrumente, bei Opern mit den Namen der Sänger und dem Tag der Erstaufführung), die Widmung oder eine andere Bestimmung u. dgl. Die rechten Seiten tragen die thematischen Anfänge der Werke, bei mehrstimmigen im Auszug, immer also zweistimmig (ausgenommen die Kanons). So sind nicht nur 24, sondern 29 Text- und 29 gegenüberstehende Notenseiten (die letzten unfoliiert), zusammen also 58, beschrieben. Die übrigen 29 Seiten, die hier nicht nachgebildet wurden, blieben leer. Nur die Rastrierung der 14 leeren Notenseiten zeugt auch noch von ihrer Bestimmung. Daß Mozart 1784 nicht damit rechnete, das Büchlein schon 1791 abbrechen zu müssen, beweist der eigenhändige Titel auf der weißen Vignette des Einbands:
Verzeichnüß /
aller meiner Werke /
vom Monath Febrario 1784 bis Monath 1 /
Wolfgang Amadé Mozart mpia.
Die frei im Raume stehende Ziffer 1 (nicht etwa 17) sollte nach einem Monatsnamen als Tausender einer Jahreszahl gelten, die nicht mehr im 18. Jahrhundert gelegen sein mußte. Ein bisher kaum beachteter, rührender Umstand! Der 28jährige Mozart durfte[5] 1784 annehmen, daß er das Jahr 1800 noch überleben werde. Allerdings hätten dann die 14 leeren Doppelseiten kaum für seine Produktion während der nächsten neun Jahre genügt, nachdem er in den ersten acht Jahren schon 29 solche Doppelseiten des Katalogs verbraucht hatte. Auf jeder dieser Doppelseiten stehen, dem Raster entsprechend, fünf Nummern – nur die ersten zehn von Mozart selbst gezählt – was zusammen 145 ergibt, aber nach Köchels Zählung etwa 165 Werke. Die biegsamen, mit Buntpapier bezogenen Außendeckel des Halbfranzbandes, auch dessen Ecken und Rücken aus hellbraunem Kalbleder, sind noch im originalen Zustand und nur wenig abgenutzt. Wenn es auch der Größe nach ein Taschenbuch ist, so hat es Mozart doch sicher nie bei sich getragen, auf seine Reisen nach Prag, Berlin und Frankfurt a.M. kaum jemals mitgenommen.
Als er dieses Tagebuch seiner Arbeit anlegte und darein zu schreiben begann, im Februar 1784, war Mozart etwa anderthalb Jahre verheiratet, hatte schon seinen ersten Sohn (Raimund) verloren und erwartete ein zweites Kind, das ihm Constanze im September schenkte, den am Leben gebliebenen Karl. Das Ehepaar wohnte damals im Trattnerhof am Graben, wo es im Januar eingezogen war. Diese Ortsveränderung scheint Mozart bewogen zu haben, den kleinen Haushalt genauer zu verwalten, darüber in mehrfacher Art Buch zu führen. Im Monat März nämlich begann er, dessen Einkünfte durch sein Auftreten als Klaviervirtuose wuchsen, auch den Ertrag seiner Konzerte, die Honorare für den[6] Musikunterricht an einige Damen und die unregelmäßigeren Zahlungen für seine Kompositionen auf ein längliches Stück Papier zu notieren. Die Ausgaben aber trug er vom 1. März 1784 an in ein Quartbüchlein ein, das er vordem für englische Übungen und ebensolche Briefkonzepte verwendet hatte. Leider sind diese beiden Dokumente verschollen. In dem Ausgabenbuch, das wohl dem Werkverzeichnis ähnlich war, wurden auch solche Einkäufe notiert, wie am 1. Mai 1784 zwey Mayblumel 1 Kr. (wohl für Constanze) und am 27. Mai Vogel Stahrl 34 Kr. Diese Eintragung verband das Ausgabenbuch sogar mit dem Werkverzeichnis. Denn Mozart schreibt zu dem Kauf des Stares ein Thema, das dieser pfeifen gelernt hatte, und die Worte Das war schön! Es ist, etwas verändert, das Rondo des Klavierkonzerts in G-dur vom Anfang April 1784; das zweite, das Mozart für Fräulein Barbara v. Ployer geschrieben hatte, die Nummer 5 unseres Verzeichnisses. Mit dem ersten Klavierkonzert, das Mozart für diese Schülerin komponiert und das er am 17. März selbst in seiner Akademie gespielt hatte, beginnt das Verzeichnis am 9. Februar 1784. Das Ausgabenbuch führte Mozart nur bis zum 4. Februar 1785. Dann setzte es Constanze fort, aber nur ganz kurze Zeit, weil sie offenbar noch rascher als er die Ausdauer dazu verlor. Gleichzeitig hörten Mozart und dann Constanze auch mit der Notierung der Einnahmen auf. Indessen war das Ehepaar zu Michaeli (Ende September) 1784 mit dem acht Tage alten Karl in die prächtige Wohnung des Hauses in der Schulerstraße übersiedelt, das heute noch ziemlich unverändert[7] steht, wo nacheinander Haydn, Vater Mozart und Beethoven bei Wolfgang zu Gaste waren. Dort blieb die Familie zweieinhalb Jahre, ganz ungewöhnlich lang, bis sie zu Georgi (Ende April) 1787 in das bescheidenere Logis auf der Hauptstraße der Landstraßer Vorstadt zog, wo Mozart am 4. Juni 1787 im Garten jenen Star begrub und ihm eine wehmütig-heitere Grabschrift setzte. Die Worte schenk auch du ein Thränlein ihm deckten sich merkwürdig mit dem Text des Liedes Abendempfindung (nach J.H. Campe), das Mozart zwanzig Tage später komponiert hat (hier Nr. 63): Schenk auch du ein Thränchen mir. Seine Wehmut ist umso verständlicher, als er am 28. Mai 1787 seinen Vater in Salzburg verloren hatte. Aus dessen Nachlaß bekam Mozart mehrere Partituren und andere Manuskripte seiner eigenen Werke, die er wenigstens mit einer Jahreszahl nachträglich datierte; eine Ordnung, die wieder mit den Zwecken des Verzeichnisses zusammenhing und die er wohl schon 1784 unter seinen Handschriften begonnen hatte. Der Katalog und alle diese Manuskripte begleiteten ihn im Dezember 1787 unter die Tuchlauben, im Juni 1788 in die Währingerstraße, im September 1789 auf den Judenplatz und ein Jahr darauf, zu Michaeli 1790, in die Rauhensteingasse, wo Constanze – nach dem Verlust dreier anderer Kinder – den Knaben Wolfgang gebar und wo Mozart am 5. Dezember 1791 gestorben ist. Von wiederholten Bestandaufnahmen in diesen Jahren zeugen die mit Tinte eingezeichneten Kreuzchen und Häkchen am linken Rande der Textseiten. Die ähnlichen Zeichen auf den Notenseiten des Werkverzeichnisses dürften erst später[8] von fremden Händen eingetragen worden sein; ebenso die dort mit roter Tinte geschriebenen Ziffern 10 und 16 bis 38. Alle diese Vermerke sind bisher unbeachtet geblieben, können aber für die Geschichte der Autographen Mozarts noch von Bedeutung werden.
Mozarts Entschluß, seine Manuskripte in Ordnung zu bringen und über seine Arbeiten Buch zu führen, hängt vielleicht auch mit der eigenen Erkenntnis ihrer Bedeutung zusammen. Er blieb dieser Absicht bis auf sein Sterbelager treu, wenn auch die Eintragungen begreiflicherweise – infolge schlechter Laune und aus anderen Gründen – nicht ganz regelmäßig erfolgten. Wo Mozart in seinem Katalog Versäumtes nachholen mußte, sind diese Notizen dann nicht immer stichhaltig oder doch ungenau geworden. Das notierte Datum bezeichnet mit einem Tage natürlich oft nicht die ganze Arbeit, nur ihren Abschluß (z.B. bei den Opern), manchmal vielleicht auch ihren Beginn. Öfters ist nur der Monat der Entstehung angegeben, besonders im Jahre 1789 und während des ganzen Jahres 1790. Die erste Unregelmäßigkeit kann man Mitte 1785 bemerken, wo auf Seite 6 des Worttextes oben steht: 1785. / Im Monat Jully. Von den folgenden Nummern ist die Nr. 26, die Maurerische Trauer-Musik, nach ihren bestimmten Anlässen erst zwischen 7. und 17. November entstanden; Nr. 27 aber, das Klavierquartett in g-moll, laut Autograph am 16. Oktober; und Nr. 28, ein gemischtes Gesangquartett – wie Nr. 29, vom 21. November, eine Einlage für Bianchis La villanella rapita – tatsächlich am 5. November. Die Reihenfolge wäre also richtig gewesen:[9] Nr. 27, 28, 26 und 29. Mozart hatte aber im Juli die Seite überschrieben, und als er – schon stark mit demFigaro beschäftigt – im November die beiden Einlagen für die fremde Oper zugleich notieren wollte, mußte er die zwei anderen Werke nachtragen, deren Manuskripte damals offenbar nicht in seinen Händen waren (das Klavierquartett beim Stecher, die Trauermusik in der Freimaurer-Loge); und so verfehlte er die Ordnung. In anderen Fällen hat Mozart spätere Fassungen von früheren Werken unter dem zweiten Datum notiert. Bei Nr. 88 freilich, Adagio und Fuge für Streichquartett, weist er selbst auf die ursprüngliche Fassung für zwei Klaviere (Ende 1783) zurück. Bei Nr. 144 aber, dem Klarinettenkonzert, fehlt ein Bezug auf den Konzertsatz für Bassetthorn vom Ende 1789, dessen Entwurf Mozart damals nicht notiert hatte; wahrscheinlich weil er eben Entwurf geblieben ist. Eine freie Zusammenfassung mehrerer Kleinigkeiten derselben Gattung liegt bei den Kanons vor, die unter dem Datum des 2. September 1788 als Nr. 95 (acht vierstimmige) und 96 (zwei dreistimmige) vereinigt worden sind. Von diesen zehn Kanons sind der dreistimmige Difficile lectu mihi mars und der vierstimmige O, du eselhafter Martin wahrscheinlich schon 1785 entstanden, ohne daß sie Mozart damals besonders eingetragen hätte. Eine Anzahl vollendeter Werke aus diesen acht Jahren fehlt ganz in Mozarts Werkverzeichnis, meist aus verständlichen Gründen:
Sonate für zwei Klaviere in D-dur (Köchel-Verzeichnis Nr. 448, nach Einstein jetzt Nr. 375 a), im November[10] 1781 entstanden und Anfang 1784, wohl im Januar, in neuer Niederschrift überarbeitet.
Fünf Menuette, sechs Kontretänze, zwei Menuette mit eingelegten Kontretänzen für Orchester (K. 461–463, jetzt 448 a-c), offenbar vor dem Beginn des Katalogs entstanden, die erste Gruppe sicher schon 1784.
Kleiner Trauermarsch für Klavier (K. 453 a), 1784 in das Stammbuch des Frl. v. Ployer geschrieben.
Acht Klavier-Variationen über Come un' agnello (K. 460, jetzt 454 a) vom Juni 1784.
Davidde penitente, Kantate (K. 469), vor dem 13. März 1785 aus der 1782–83 komponierten Messe in c-moll zusammengestellt, mit den zwei neuen Arien vom 6. und 11. März 1785 (hier Nr. 15 und 17).
Per la ricuperata salute di Ophelia (K. Anhang 11 a, jetzt K. 477 a), ein Gelegenheitslied, gemeinsam komponiert von Salieri, Mozart und Cornetti im September 1785 (gedruckt, aber verschollen).
Zerfließet heut', geliebte Brüder (K. 483) und
Ihr, unsre neuen Leiter (K. 484), zwei Logengesänge vom Dezember 1785.
Rondo für Klavier in D-dur (K. 485) vom 10. Januar 1786.
Zwölf Duos für zwei Hörner (K. 487, jetzt 496 a) vom 27. Juli 1786.
Lied der Freiheit (K. 506), im Wienerischen Musenalmanach auf das Jahr 1786 erschienen, also wahrscheinlich schon 1785 entstanden.
Rondo für Horn (K. 514), zum Konzert von 1782 (K. 412, jetzt 386 b) im April 1787 geschrieben.
Un moto di gioia mi sento, Sopranarie (K. 579) vom August 1789.[11]
Ouvertüre und drei Kontretänze für Orchester (K. 106, jetzt 588 a) vom Januar 1790.
Nun, liebes Weibchen, ziehst mit mir, komisches Duett für Sopran und Baß (K. 625, jetzt 592 a), Einlage für Schikaneders Der Stein der Weisen (nur instrumentiert?) vom August 1790.
Menuett für Klavier in D-dur (K. 355, jetzt 594 a) von 1789 oder 1790.
Vier Kontretänze für Orchester (K. 609., Nr. 1–4), wahrscheinlich von 1791.
Adagio für Glasharmonika in C-dur (K. 356, jetzt 617 a) aus dem ersten Halbjahr 1791.
Io ti lascio, o cara, addio, Baßarie (K. Anhang 245, jetzt K. 621 a) vom September 1791, Prag.
Auch das Requiem (K. 626), an dem Mozart noch Anfang Dezember 1791 im Bette arbeitete, fehlt natürlich in seinem Katalog. Sonst aber ist das Verzeichnis so zuverlässig, wie man es von einem Genius kaum erwarten sollte. Denn in diesen letzten glühenden Jahren war auch Mozart kein richtiger Buchhalter seiner schöpferischen Verausgabung. Was er in diesem Werkverzeichnis hinterlassen hat, war ein großes Opfer an Zeit und Kraft, das dann der Mozart-Forschung sehr zustatten kam, besonders auch bei verlorenen Autographen (z.B. der Lieder Nr. 63, 64, 69, 124) und verschollenen Werken (Nr. 65 z.T., 86, 99, 102, 136 ganz). Er führte die Liste bis drei Wochen vor seinem Ende.
Ehe seine Witwe dieses unscheinbare und unschätzbare Taschenbüchlein, wie es Einstein nennt, an André mitverkaufte, hat sie es dem Prager Franz Xaver Niemetschek für seine frühe Mozart-Biographie zur Verfügung[12] gestellt. Gleich nach dem Verkaufe, am 21. März 1800, schrieb Niemetschek an Breitkopf & Härtel, den Leipziger Musikverlag, der ja damals mit André in der Ausgabe der Werke Mozarts wetteiferte: Ich glaube, nicht unredlich gegen dieselbe (Constanze) zu handeln, wenn ich den themat. Katalog, den ich aus Mozarts Originalhandschrift eigenhändig abschrieb, aus meinen Händen gebe. (Brief im Archiv des Leipziger Verlags). André selbst aber gab den Katalog 1805 in Steindruck heraus, unter dem Titel:
Thematisches Verzeichniß / sämmtlicher Kompositionen / von / W.A. Mozart, / so wie er solches vom 9ten Februar 1784 an, bis zum / 15ten November 1791 eigenhändig niedergeschrieben hat. / Nach dem Original-Manuscripte herausgegeben / von A. André 1805. / Preis f: 2,, 45 Xr–. / Offenbach a/M, bey Joh: André. / No 1889.
Dieser Druck war zweisprachig, mit französischer Übersetzung aller Worttexte, auch des Titels und derVorerinnerung. Das Heft, im Format dem Original ähnlich, hat 63 gezählte Seiten, dazu die beiden Titelblätter und das Blatt mit dem französischen Avis. Der eigentliche Text umfaßt statt 29 hier 30 Doppelseiten, weil der zweisprachige Worttext der letzten fünf Nummern in der Lithographie auf zwei Seiten verteilt werden mußte.
Ende 1828 legte André das Verzeichnis noch einmal auf, wieder in Steindruck, aber einsprachig und textlich verbessert, mit einem Bildnis des Meisters (Lithographie von A.H. nach einer älteren Vorlage in Form einer Büste, Profil nach rechts). Der Titel lautete diesmal:
W.A. Mozart's / thematischer Catalog, / so wie er solchen vom 9. Februar 1784. bis zum 15. November 1791 / eigenhändig[13] geschrieben hat, / nebst einem erläuternden Vorbericht / von / A. André. / Neue mit dem Original-Manuscript nochmals verglichene Ausgabe. / No 5000. – Preis f 2,, 45 Xr. / Offenbach a/M, bei / Johann André.
Das Format war ungefähr das gleiche wie 1805, der Umfang bloß 63 gezählte Seiten, mit richtiger Wiedergabe der letzten Doppelseite. Nach dem Titelblatt steht auf den Seiten 3 bis 5 der Vorbericht Andrés, datiert vom November 1828 (Schuberts Todesmonat).
Ein unkritischer Nachdruck geschah dreißig Jahre später im Anhang der zweiten Ausgabe des Mozartwerkes von Alexander Ulibischeff (Stuttgart 1859, I. Band, Seite 310–325).
Die letzte Veröffentlichung des Werkverzeichnisses erfolgte im November 1903 in den Mitteilungen für die Mozart-Gemeinde in Berlin (16. Heft, Seite 189–219), deren Herausgeber Rudolf Genée dort die Handschrift schon im März 1903 (15. Heft, Seite 156–162) beschrieben hatte. Eine weitere Beschreibung hat Georg Kinsky im Textband des Katalogs der Versteigerung 55 bei Leo Liepmannssohn in Berlin geboten (1929, Seite 19 f., Nr. 17). Im Chronolo gisch-thematischen Verzeichnis der Werke W.A. Mozarts (3. Auflage, Leipzig 1937) ist Seite XIII f. Ludwig von Köchels Beschreibung von 1862 abgedruckt, Seite XXV und XXX aber die Ergänzungen des neuen Herausgebers Alfred Einstein.
Keiner der vier Abdrucke dieser Handschrift Mozarts war fehlerfrei.
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