Ueber und für Salzburg.

II.

[56] Der salzburgische Volks-Kalender für 1867 enthielt unter obiger Rubrik eine kleine Zusammenstellung der Reize des Alpenthales von Salzburg, wie sie im Laufe der verschiedenen Jahreszeiten dem Auge sich darstellen. Als Fortsetzung lassen wir nun einen Versuch folgen, in welchem die schöneren Punkte Salzburgs bei der entsprechendsten Tagesbeleuchtung kurz angegeben werden in der Hoffnung, daß etwa nicht ganz entsprochene Ansichten bei guter Auswahl der Beleuchtung sich in ihrer ganzen Schönheit darstellen und damit auch ihren guten Ruf vollkommen rechtfertigen werden.

Mit dem Im- oder Kapuzinerberge anfangent, ist der Garten der ehrwürdigen Patres und der Stadtplatz vorzüglich in den frühen Morgenstunden in günstigster Beleuchtung, die Aussichtspunkte gegen Plain und in Bayerns Ebenen, wie jene am Franziszi-Schlößchen aber bei jeder Tageszeit. Wer des Gaisbergs (Salzburgs Rigi) überwältigende Rundsicht vollkommen genießen will, sollte einen ganzen Tag auf seinem Gipfel weilen; – vom Auf- bis Untergange der Sonne wechseln da die Ansichten und eine schöne Mondnacht hier zugebracht wird Jedem unvergeßlich bleiben. Die Parkpartien Aigens sind zwar bei jeder Beleuchtung schön, doch verlangen seine Aussichtspunkte und der ganze lange Zug der Fager mit dem Widlehen, St. Jakob am Thurnberg, von wo ein lieblicher Fußweg immer in mäßiger Höhe des Berges durch Wald und blumengeschmückte Wiesen mit der Aussicht über das Thal und die Gebirge suhlt, wo möglich Frühsonne, dagegen Dürnberg und die Parmsteine Nachmittagssonne. Vom Untersberge (Gaisbergs Pilatus) gilt das vom Gaisberg Gesagte, doch will die Kolowrathöhle (welche in den Vormittagsstunden die Sonne beleuchtet), der bayerische Hochthren, der Fürstenbraun und die westlich gelegenen Alpen Frühsonne; des Grödiger Thörls überraschende Doppelansicht von Thal- und Felspartien, das Rossitenthal, Gosleier und die Steinbrüche eher Nachmittagssonne. Von den vielen Villen im Algner Thale hat man in den Frühstunden die schönste Rundsicht auf das Thal und die Berge, in den Nachmittagsstunden dagegen sind selbe eine Zierde des grünen Zauberbildes. Das Noßfeld, Hellbrunns Hügel und Garten, Schloß Montsort und Glanegg wechseln im Laufe des Tages in der Schönheit der beleuchteten Partien, ebenso Schloß Leopoldskron, das sich malerisch im silbernen Wellenspiegel seines Weihers wiederholt. Kleßheim erglänzt wohl hell in der Morgensonne, doch ist Nachmittags die Fernsicht vom kaiserl. Lustschlosse reiner und heller. Die Aussichten vom Rain-oder Ofenlochberge, vom Mönchs- und Festungsberge mit der Krone des Landes, seinem Hochschlosse, wechseln und überraschen zu jeder Tageszeit, Nonnbergs Terrasse vor der Kirche dagegen ist besonders reizend in der Abendbeleuchtung und kann der berühmten Aussicht von der Berner Domterrasse dreist zur Seite gestellt werden. Des Birgelsteins felsiger Hügel an der raschen Igonta, ein vom Himmel gefallenes Stück Paradies, behauptet seinen Reiz zu jeder Tages- und Nachtzeit. Der Salzach folgend steht Plain zwar von früh bis spät in der Sonne und blendet somit fast das Auge, doch bleibt seine Aussicht immer schön und zudem sieht man die Kirche der Gnade fast von jedem Punkte des weiten Thales als liebes freundliches Bild der Andacht und stillen Sammlung. Der Gitzen, Haunsberg, der aussichtsreiche, jetzt leider so wenig besuchte Thannberg, die kühne Klippe des Nochsteins, Gerstbergs Alpe und der Heuberg bieten viele wechselnde An- und Aussichtspunkte bei jeder Beleuchtung.

Wenn in dieser kurzen Rundsicht auch vieles Schöne unberührt blieb, so muß man doch berücksichtigen, daß fast jeder Schritt in Salzburg und seinem weiten Thale neue Bilder enthüllt, die bei jeder wechselnden Beleuchtung, bei jeder Tages- und Jahreszeit das Auge des aufmerksamen Naturfreundes freudig überraschen und die sich in's Unendliche vermehren, wenn er die kaleidoskopartig sich zeigenden Einzel-Partien, selbst ohne sie gerade aufzusuchen, gehörig beobachtet und würdigt. Wie mannigfaltig zeigen sich z.B. der Nochstein, Neuhaus, Aigen, Plain, Hohensalzburg etc. von weitem Thal, von den Höhen aus, wie sie eingerahmt von blumigen Wiesen und schattigem Waldesgrün immer neu, immer anders dem staunenden Wanderer erscheinen.

Jul. S.


Mosaik.

Plain.


Wo die Grafenburg der Plain einst geprangt,

da glänzt jetzt die Kirche der Gnade,

Blickt in's gesegnete Thal, in der mächtigen

Berge aufstrebenden Rund.


Radegg.


Aber vom Rittergeschlecht der Radegg erzählen nur Trümmer, die Pfade

Führen durch Moos und Gesträuch, durch duftiges Grün und der Blumen farbiges Bunt.


Dorf Gnigl.


Einst in dem Schutze der Burg Leibeigne bauten sich Hütten,

Mit Frohn belastet und Dienst, ohn' alles Eigen und Recht;

Aber die ebnende Zeit, sie brachte mit milderen Sitten

Ein reich gesegnetes Dorf und auch ein freies Geschlecht.[57]

Quelle:
Ludwig Mielichhofer: Das Mozart-Denkmal zu Salzburg und dessen Enthüllungs-Feier im September 1842. Salzburg 1843, S. 56-58.
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