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[70] Original: im Mozarteum,


An Karl Mozart in Mailand


Kopenhagen, den 28. September 1810.


Mein lieber Karl!


Ich kann Dir nur wenig und dies in Eile sagen: daß wir glücklich und gesund vor vierzehn Tagen hier angekommen sind. Dieses würde ich Dir schon[70] vor zehn Tagen geschrieben haben, wenn ich nicht ein und eine halbe Meile von der Stadt auf dem Lande wäre, um noch diese so schöne Jahreszeit zu genüßen, und ich aufrichtig nicht auf Briefe von Dir gewartet hätte. Ich wollte Dir gern eine kleine Reißebeschreibung mittheilen, wenn ich nicht so viel von andern Menschen (ja so guten Menschen wie die Tuleinische Familie ist und bey welchen ich auch endlich auf den Lande bin) abhinge. Es ist Peter Tulein, Deines Vaters Nißens bester Freund, welcher so gütig war und, bis wir Logis finden, uns auf dem Lande hält. Sobald ich Zeit habe, sollst Du aber eine Reißebeschreibung von mir haben. Bis dahin begnüge Dich damit, daß Du weißt, daß es mir ganz nach Wunsch gut gehet und daß ich gesund und wohlauf bin. Nun lebe wohl, schreibe mir bald und befriedige mein Verlangen, nämlich daß ich erfahre, was Du bei dem Vicekönig geworden bist. Adieu! Lebe wohl!

Liebe Deine Mutter

C. Nißen.

Quelle:
Mozart, Constanze: Briefe, Aufzeichnungen, Dokumente 1782 bis 1842. Dresden 1922, S. 70-71.
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