§. 9.

[242] Der Mordant wird auf dreyerley Art gemacht. Erstlich kömmt er aus der Hauptnote selbst. Zweytens aus den zweenen höher und tiefer liegenden nächsten Tönen. Drittens wird er mit drey Noten gemacht: wo die Hauptnote zwischen den zweenen benachbarten Tönen anschlagt. Hier sind alle drey.


9.

Es wollen zwar einige die zwote Art nicht unter die Mordanten rechnen, sondern diese zwey Nötchen durch das Wort Anschläge von den Mordanten[242] unterscheiden. Allein sie haben doch alle Eigenschaften eines Mordanten. Sie beissen die Hauptnote still und schnell an, und verlieren sich so geschwind, daß man nur die Hauptnote höret. Und sind sie denn also nicht Mordenten? Sie sind halt etwas gelinder als die andern: vielleicht könnte man sie die höflichen Anbeisser nennen. Man kann den aus der Hauptnote selbst entspringenden Mordenten auch nur mit zwoen Noten vortragen, wie wir oben sehen: und der Vortrag wird dadurch viel gelinder. Ist er denn aber deßwegen kein Mordante nimmer?

Quelle:
Leopold Mozart: Versuch einer gründlichen Violinschule. Wien (1922), S. 242-243.
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