19. Original-Copie von Al. Fuchs. Nachschrift.

[19] Bologna 4. Aug. 1770.

Ich bedaure recht von Herzen, daß die Jungfrau Martha immer so krank ist, und bete alle Tage für sie, damit sie gesund werde. Sage ihr anstatt meiner, sie soll nicht zu viel Bewegung machen und brav gesulzte Sachen essen. [Sie hatte die Auszehrung.]

A propos, hast Du dem Robinigsiegerl [Sigmund Robinig, einem Freund] meinen Brief geben? Du schreibst mir nichts davon; ich bitte, wenn Du ihn siehst, so sage ihm, er solle auch mich nicht gar vergessen. Ich kann ohnmöglich schöner schreiben, denn die Feder ist eine Notenfeder und keine Schriftfeder. Nun ist meine Geige neu beseitet und ich spiele alle Tage; aber dieses setze ich nur hinzu, weil meine Mama einmal zu wissen verlangte, ob ich noch geige. Gewiß ihrer 6 mal habe ich die Ehre gehabt, allein in die Kirchen und prächtige Functiones zu gehen. Unterdessen habe ich schon vier italienische Sinfonien [Ouvertüren] componirt, außer den Arien, deren ich gewiß 5–6 schon gemacht habe, und auch eine Motetten.

Kömt der Herr Deibl öfters? beehrt er Euch noch mit seinem unterhaltlichen Discourse? Und Herr Edler Karl von Vogt? würdigt er sich noch, Eure unerträglichen Stimmen anzuhören? Der Herr von Schiedenhofen soll Dir fleißig Menuett schreiben helfen, sonst bekömmt er kein Zuckerl mit.

Meine Schuldigkeit wäre, wenn es mir die Zeit erlaubte, Herrn von Mölk und Schiedenhofen mit ein Paar Zeilen Beide zu belästigen, aber da mir das Nothwendigste dazu mangelt, so bitte ich meinen Fehler zu verzeihen, und mir auf das Zukünftige diese Ehre aufgehoben sein zu lassen. Anfänge unterschiedlicher Cassationen. Hier habe ich Dein Verlangen vollbracht. Ich glaube schwerlich, daß es einer von mir sein[19] wird; dann wer würde sich denn unterstehen eine Composition, welche der Sohn des Capellmeisters gemacht hat und dessen Mutter und Schwester da ist, für sich auszugeben? Addio! Lebe wohl, meine einzige Lustbarkeit besteht dermalen in englischen Schritten, Capriol- und Spaggat-machen. Italien ist ein Schlafland; es schläfert Einen immer. Addio, leb wohl!

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 19-20.
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