144. Mozarteum.

[270] Wien 8. April 1781.

Ich habe einen gescheutern und längern Brief an Sie angefangen, – aber ich habe zu viel vom Brunetti geschrieben und habe gefürchtet daß er ihn etwa aus Vorwitz, weil[270] Ceccarelli bei mir ist aufbrechen möchte. Mit nächster Post werde Ihnen den Brief schicken und Ihnen auch mehr schreiben können, als ich diesmal könnte. Den Applaus im Theater habe ich Ihnen geschrieben; nur muß ich noch sagen, daß was mich am meisten gefreuet und verwundert hat, war – das erstaunliche Silentium – und mitten im Spiel das Bravoschreien. – Für Wien, wo so viele und so viele gute Clavierspieler sind, ist das gewiß Ehre genug. – Heute hatten wir – denn ich schreibe um 11 Uhr Nachts – Academie, da wurden 3 Stücke von mir gemacht, versteht sich neue, – ein Rondo zu einem Concert für Brunetti, eine Sonate mit Accompagnement einer Violine für mich, welche ich gestern Nachts von 11 Uhr bis 12 componirt habe, – aber damit ich fertig geworden bin, nur die Accompagnementstimme für Brunetti geschrieben habe, ich aber meine Partie im Kopf behalten habe, – und dann ein Rondo für Ceccarelli, welches er hat repetiren müssen. – Jetzt bitte ich mir, so bald möglich einen Brief aus, und über Folgendes einen väterlichen und mithin – den freundschaftlichsten Rath aus. – Es heißt nun wir sollen in 14 Tagen nach Salzburg reisen – ich kann nicht allein ohne meinen Schaden sondern mit meinem Nutzen hier bleiben. – Ich habe also im Sinn den Erzbischof zu bitten mir noch hier zu bleiben zu erlauben. – Liebster Vater ich habe Sie wol recht lieb, das sehen Sie aus diesem weil ich Ihnen zu Liebe allem Wunsch und Begierde entsage, – denn wenn Sie nicht wären so schwöre ich Ihnen bey meiner Ehre, daß ich keinen Augenblick versäumen würde, sondern gleich meine Dienste quittirte, – ein großes Concert gäbe, mir Scolaren nähme und in einem Jahr gewiß hier in Wien so weit käme, daß ich wenigstens jährlich auf meine tausend Thaler käme. – Ich versichere Sie, daß es mir oft schwer genug fällt, daß ich mein Glück so auf die Seite stellen soll. – Ich bin noch jung, wie Sie sagen; das ist wahr, aber wenn man seine jungen Jahre so in einem Bettelort in Unthätigkeit verschlänzt, ist es auch traurig genug und auch – Verlust. Darüber bitte ich mir Ihren väterlichen und wohlmeinenden Rath aus, aber bald – denn ich muß mich erklären. – Uebrigens haben Sie nur[271] alles Vertrauen auf mich – denn ich denke nun gescheuter. – Leben Sie wohl.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 270-272.
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